Wie Alterssicherung mit Immobilien in den Bankrott führt

Dass sie so mit ihren eigenen Kunden umgehen könne, liege daran, dass die Deutsche Bank vor Gericht in Schrott-Immobilien-Verfahren fast immer gewonnen habe. Dabei dürfte die Deutsche Bank auch ihre Prozesserfahrenheit ausspielen.

Gute Ansatzpunkte, gerichtlich sich zu wehren, gebe es, so die ARD, wenn die Käufer darüber im Unklaren gelassen worden seien, dass ein Großteil ihres Kaufpreises als Provisionen (Binneprovisionen) in die Taschen der Vertriebsfirmen geflossen seien, statt in die Sanierung der Wohnung, die man kaufen wolle oder gekauft habe.

Besonders negativ falle, so die ARD, bei Immobilienprozessen der Bundesgerichtshof BGH auf. Er kassiere gerne Immobilien-Urteile der Vorinstanzen - oft zum Nachteil der Kleinanleger, aber zum Vorteil der Banken. So kritisiert denn auch ein Anwalt: Sobald eine Bank vor Gericht sei, gelte nicht mehr das geltende Recht, sondern die volkswirtschaftlichen Belange seien im Fokus des BGHs. Auch in München seien die Staatsanwaltschaften schnell dabei, Verfahren gegen Schrott Immobilien-Profiteure einzustellen, so die ARD.

Zweifelhafte Rolle der Deutschen Bank - Eisenharter Umgang mit Kunden

Opfer von Schrottimmobilien geben in dem Fernsehbeitrag der ARD an, sie hätten sich vor allem von ihrem Versicherungsvertreter oder Finanzvermittler zum Kauf einer Schrottimmobilie in Leipzig oder Frankfurt verführen lassen. Ausschlaggebend sei dabei auch gewesen, wenn eine scheinbar "seriöse Bank", wie die Deutsche Bank, als Geldgeber den Kauf unterstützt habe.

Auch wenn der BGH immer wieder Urteile der Vorinstanzen kassiere, gebe es doch auch Hoffnungen, so die ARD. So habe erstmals das Landgericht Berlin ein hartes Urteil gegen einen Ring von Schrottimmobilien-Händlern gefällt. Dabei wurden sogar mehrjährige Haftstrafen ausgesprochen. Dabei kritisierte das Landgericht Berlin auch hart die Rolle der Banken: Es sei beim Verkauf von Schrott-Wohnungen häufig ein Betrugssystem im Spiel, das ohne Mitwirkung der Banken nicht möglich wäre.

Die Deutschen-Bank-Kunden sind von dem Verhalten des deutschen Kreditinstituts komplett enttäuscht. Es gäbe "Null Entgegenkommen", wenn ein Käufer auf eine Schrottimmobilie hereingefallen sei, heißt es an mehreren Stellen in dem ARD-Beitrag.

Letztlich entspreche es hohlen Phrasen, wenn die Deutsche Bank lamentiere, sie bemühe sich "grundsätzlich um kulante Lösungen". Fazit der ARD: Die Deutsche Bank helfe, dass Schrottimmobilien verkauft bzw. gekauft würden. Wenn sich anschließend die Verbraucher diesem Dilemma gegenüber sähen, bleibe die Deutsche Bank aber gegenüber den Geschädigten eisenhart.

In der Zusammenfassung der ARD über ihren Beitrag heißt es: "Sie bieten Alterssicherung ohne Eigenkapital, finanziert per Kredit. Mieteinahmen und Steuervorteile sollen dafür sorgen, dass sich die Wohnung von selbst rechnet. Das Ganze sei von der Bank geprüft, wird den gutgläubigen Käufern mit Nachdruck immer wieder versichert. Doch kaum sind die Verträge unterschrieben, entpuppen sich die Immobilien als Schrott und werden zur Schuldenfalle. Und die Banken? Sie waschen ihre Hände in Unschuld und treiben ihr Geld gnadenlos ein. Selbst namhafte Großbanken lassen sich auf das schmutzige Geschäft mit den Schrottimmobilien ein."

Dabei seien "die Hintermänner und ihre Methoden seit Jahren bekannt". Fliege "eine ihrer Firmen auf, wird einfach eine neue gegründet und weiter abgezockt". Die Hintermänner oder Hinterfrauen lebten in Saus und Braus: "Villen und Ferraris bezahlt vom Geld ruinierter Familien."

Der bemerkenswerte und außergewöhnlich journalistisch investigative Beitrag der ARD wurde vom SWR produziert. Produzent war Roland Schäfer, als Redakteure zeichneten Birgitta Weber und Adrian Peter verantwortlich. Für die Umsetzung des Beitrags sorgten die "Report Mainz"-Autoren Oliver Heinsch, Ulrich Neumann un Thomas Schneider.
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