Deutsche Bonushopper Genie Holding und mehr Schutz für Energieversorger

Kommentar - In den vergangenen Jahren sind in Deutschland mehrere Energieversorger ins Trudeln geraten, berichtete unlängst die Verbraucherzentrale in einem großen Bericht. Das hatte manchmal unternehmensübergreifende Auswirkungen. Wie im Falle der Genie Holding (kurz: Genie, beziehungsweise Genie Holding AG). Das Schweizer Unternehmen rutschte auf Grund der Insolvenz seiner deutschen Tochtergesellschaft Anfang 2019 ebenso in die Krise. Die Gründe, warum in Deutschland Energieversorger in wirtschaftliche Turbulenzen geraten, liegen am dortigen System:

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In Deutschland leiden Energieversorger unter einem massiven Billig-Wettbewerb, angetrieben durch Preisvergleichsportale.

Angeheizt durch Preisvergleichsportale wie beispielsweise Check24, Verivox, Preisvergleich.de oder Billiger.de ködern Energieversorger häufig mit einem sogenannten Sofortbonus und einem Jahresbonus Neukunden. Obendrein müssen sie an die Preisvergleichsportale hohe Provisionen pro Abschluss bezahlen. Marktkenner sprechen von 45 bis 75 Euro.

Ein Millionengeschäft für manche Preisvergleichsportale, die in vier bis fünf Jahren von so manchem Energieversorger bis zu 40 Millionen Euro Provisionen kassieren.

Die Jagd im Ranking der Preisvergleichsportale

Mit einem Bonus für Neukunden lässt sich zunächst der Energietarif drücken. Obendrein rutscht auf Grund dieser neuen Sonder-Konditionen ein Energieversorger, der hart kalkuliert, im Ranking auf Preisvergleichsportalen weiter nach oben. Die Chance auf einen Abschluss steigt also. Doch sind diese durch Boni künstlich günstiger gemachten Stromtarife oder Gastarife in den ersten zwei Jahren häufig komplett defizitär. Mittlerweile ist das sogenannte Bonus-Hoppen bei deutschen Energiekunden zum Hobby geworden.

Jährlich wechseln Millionen Verbraucher ihren Energieversorger, jumpen von einem zum nächsten, ganz nach dem Motto: Geiz ist geil. Und die Energieversorger rutschen damit häufig immer tiefer in die Krise. Das war auch das Kernproblem bei der Genie Holding und ihrer deutschen Tochter, die Hunderttausende Kunden über Boni einkaufte in der Hoffnung, dass sie länger als zwei Jahre bleiben. Da aber nach Marktberichten teils bis zu 60% der Neukunden im ersten Jahr wieder kündigen, ist das ein hoch riskantes Geschäft. Tendenz der Tarifwechsler in Deutschland: Steigend. Und damit steigt auch das wirtschaftliche Risiko für die Energieversorger.

Doch jetzt kommt Bewegung in den Markt. Denn eigentlich will niemand sogenannte Boni-Hopper. Tagesschau.de berichtet:

"Strom- und Gaskunden, die ihren Anbieter häufiger wechseln wollen, könnten schon bald systematisch davon abgehalten werden. Nach Recherchen des NDR und der ‚Süddeutschen Zeitung‘ haben die Schufa und die Münchner Wirtschaftsauskunftei CRIF Bürgel Datenbanken entwickelt, in denen offenbar branchenweit Vertragsdaten möglichst vieler Kunden gespeichert werden sollen." Dass soll Energieversorgungs-Unternehmen helfen, ihre Kunden vorab besser zu screenen. Ganz so, wie das in anderen Branchen auch üblich ist.

Die Genie wurde von Boris Wehlauer gegründet, einem langjährigen Energie-Profi und früheren Direktor Marketing und Vertrieb bei der ESD Energie Service Deutschland GmbH in Offenburg. In der Schweiz kennt man Boni-Hopper bei Energieversorgern nicht. Grund: Dort muss man in der Regel beim lokalen Energieversorger seinen Strom beziehen, der aber in der Regel sowieso gut ein bis zwei Drittel günstiger ist als in Deutschland.

Die ESD Energie Service Deutschland ist nach eigenen Angaben eine 100-prozentige Tochter des Großkonzerns EnBW Energie Baden-Württemberg (kurz EnBW).

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