Autonom Fahren Daimler mit erstem selbstfahrenden Lastwagen (LKW) Freightliner

130 Jahre später gelingt es der Holding des Autokonzerns Mercedes-Benz, der Daimler AG (DDAIY) aus Stuttgart, wieder Geschichte zu schreiben. Dieses Mal in den USA. Erstmals fahren mit zwei selbstfahrenden Lastwagen (LKW) der Marke Freightliner zwei LKWs autonom durch den US-Bundesstaat Nevada. Freightliner Trucks gehören zur Daimler Trucks North America LLC. Sie wiederum ist der größte Hersteller von Schwerlastfahrzeugen in den USA und Kanada.

Bild: Freightliner
Tochter von Daimler: Der in den USA weit verbreitete Freightliner. Jetzt laufen erste Fahrten ohne Fahrer.

Mercedes-Benz hat Automobilgeschichte geschrieben: 1886 ließ erstmals Gottlieb Daimler in Süddeutschland ein Auto über die Straßen fahren.

Doch nicht in Deutschland macht Daimler zum zweiten Mal Automobil-Geschichte, sondern in den USA und zwar in der Nähe von Las Vegas. Dort fuhr nun erstmals ein selbstfahrender Daimler-Lastwagen auf einer offiziellen Straße. Bereits Ende 2014 hatte die Daimler AG für zwei selbstfahrende LKWs eine Zulassung von der Regionalregierung für Nevada erhalten.

Während in Deutschland Automobile, welche ohne Fahrer gesteuert werden, als selbstfahrende Autos bezeichnet werden, ist in den USA beim Freightliner Truck eher von einem "autonomously driving Truck" die Rede.

Doch bislang fährt auch der autonom gesteuerte Lastwagen von Mercedes-Benz nur auf klar festgelegten Highways bei Las Vegas im US-Bundesstaat Nevada. Allerdings gilt nach wie vor auch in den USA, dass ein komplett selbstfahrendes Auto, auch kein autonom gesteuerter LKW, bislang auf öffentlichen Straßen zugelassen ist. Vielmehr muss auch in den USA Mercedes-Benz derzeit noch aus Sicherheitsgründen in die beiden selbstfahrenden Lastwagen jeweils einen Lastwagenfahrer setzen.

Selbstfahrende LKWs in Nevada

Diese sollen in brenzligen Gefahrensituationen eingreifen und den LKW manuell weiter steuern. Auch ist es nicht erlaubt, dass Mercedes-Benz seine selbstfahrenden LKWs in dicht besiedelten oder von vielen Autos befahrenen Straßen autonom fahren lässt. Das gleiche gilt für Gemeinden und Städte. Das bedeutet: Man wird in Nevada den selbstfahrenden Lastwagen vor allem auf Interstates sehen können. So werden in den USA die Bundesstaaten verbindende autobahnähnliche Landstraßen genannt.

Nach wie vor vorsichtig ist man bei Daimler, seinen LKW autonom Überholmanöver durchführen zu lassen. Das übernimmt nach wie vor ein Fahrer. Trotz der Einschränkungen erhofft sich die Daimler AG mit selbstfahrenden LKWs eine Effizienzsteigerung im Logistik-Bereich. So wäre es denkbar, sagt Freightliner, dass auf Autobahnen mehrere autonom gesteuerte Lastwagen hintereinander her fahren und sich elektronisch gegenseitig bei ihren Fahrtrouten abstimmen. In der Zwischenzeit könnte der Fahrer neue Routen planen oder Büroarbeit erledigen.

Auch verspricht man sich bei Freightliner Benzineinsparungen, da die LKWs dicht an dicht fahren könnten und dieses in einem sehr effizient abgestimmten Fahrmodus. Dabei würde sich die LKW-Kolonne die Regeln der Aerodynamik zu Nutzen machen. Das bedeutet: Weniger Luftwiderstand durch enges LKW-an-LKW-Fahren, entsprechend weniger Motorleistung und damit weniger Benzin, niedrigere Kosten.

Lastwagenfahrer haben Bedenken

Dass die autonomen Lastwagen fester Bestandteil in der Logistik werden, davon ist Daimlers LKW-Chef Wolfgang Bernhard überzeugt. Gleichzeitig gab aber Ted Scott, der Director of Engineering beim amerikanischen Lastwagen-Verband "American Trucking Association" zu bedenken, dass die hohen Entwicklungskosten ein Problem darstellen könnten. So sei abzuwägen zwischen dem hohen Kostenfaktor in der Produktion selbstfahrender Autos oder LKWs und den Kosten für einen nicht autonom fahrenden LKW. Außerdem sei es nach wie vor so, dass in autonom fahrenden LKWs Fahrer anwesend sein müssten, was ein doppelter Kostenfaktor darstellen könne.

Vor allem von Seiten der amerikanischen LKW-Fahrer gibt es trotz der guten Fortschritte in der Selbstfahr-Technik doch Sicherheitsbedenken. So erklärte beispielsweise Scott Grenerth, der "Director of regulatory affairs” beim amerikanischen Lastwagenfahrer-Verband, der "Owner Operator Independent Drivers Association" (OOIDA), dass er kein gutes Gefühl habe, einen 80.000 Pfund LKW in die Hände von Kameras und Sensoren zu übergeben. Eine solche Vorstellung mache ihn sehr nervös.

Nach wie vor nicht geklärt ist, wie die Rechtslage wäre, wenn ein autonom über Kameras und Sensoren gesteuerter LKW einen Unfall mit Personenschaden verursachen würde. Vor allem in den USA, wo jeder Bundesstaat eigene Verkehrsgesetze hat, sei es schwierig für die Automobilindustrie, einen selbstfahrenden LKW grenzüberschreitend fahren zu lassen. Das zentrale Problem sei:

Wer ist denn bei einem Unfall schuldig? Der selbstfahrende LKW oder der Fahrer, welcher im Cockpit des LKWs saß? Dennoch ist Daimler Vorstand Bernhard sicher, dass es deutlich vor selbstfahrenden Autos in den Städten selbstfahrende LKWs auf amerikanischen Highways geben werde. Videos & weitere Informationen finden sich beispielsweise auf dem LKW-Portal RoadStars. RoadStars ist eine Informationsquelle für Mercedes-Benz Trucks. Fahrer, Unternehmer und Truck-Enthusiasten erwarten dort eine Fülle an Fachinformationen sowie multimediale Inhalte.

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