Vekehr Mercedes-Benz Actros: Selbstfahrender Lkw mit Weltpremiere auf A8 bei Stuttgart

Der schwäbische Automobilkonzern Mercedes-Benz kündigte seine Weltpremiere im Test mit einem Pilot-Lastwagen auf öffentlichen Straßen an. Der Lkw, welcher teilweise automatisiert fährt, dürfte schon in wenigen Jahren in Serie gehen. Der Autopilot sei "wacher und aufmerksamer als jeder Fahrer", heißt es von Mercedes-Benz.

Bild: YouTube Video Daimler AG
Auf der Testfahrt: Der Baden-Württembergische Ministerpräsident Winfried Kretschmann gemeinsam mit Daimlers Dr. Wolfgang Bernhard, Vorstandsmitglied für Lkw und Busse.

Mit der zu Daimler gehörenden automatisierten Fahrfunktion fördere man deshalb Sicherheit und und Effizienz im Straßenverkehr. Der erste öffentliche Test fand auf der berühmt und wegen ihrer zahlreichen Unfälle auch berüchtigten A8 zwischen dem baden-württembergischen Städtchen Denkendorf und Stuttgarts neuem Flughafen Echterdingen statt.

Beim Test dabei war der baden-württembergische Ministerpräsident Winfried Kretschmann (Grüne) sowie Daimlers Dr. Wolfgang Bernhard, Vorstandsmitglied für Lkw und Busse. Der Name des neuen weitgehend selbstfahrenden Lkws: Mercedes-Benz Actros.

Im Falle einer weltweiten Genehmigung der neuen autonomen Fahrtechnik wird der Lastkraftwagen der Daimler AG wohl schon bald global im Einsatz sein. Der schwäbische Truck begründet seine Jungfernfahrt mit der Zulassung als Testfahrzeug entsprechend der deutschen Straßenverkehrsordnung (§19 / 6 StVZO). Auch liege bereits, so Mercedes-Benz, ein Gutachten des Rheinländischen TÜV vor. Dies war die Basis, warum das Baden-Württembergische Regierungspräsidium nun eine Befreiung vom sonst im deutschen Straßenverkehr geltenden Paragraphen 70 der StVZO gewährte.

"Die heutige Premiere ist ein weiterer wichtiger Schritt auf dem Weg zur Marktreife des autonom fahrenden LKW und in Richtung des sicheren, nachhaltigen Straßengüterverkehrs der Zukunft", erklärte Daimler-Vorstandsmitglied Dr. Bernhard. Dies kommentierte Sven Ennerst, Leiter Entwicklung Daimler Trucks mit den Worten: "Wir freuen uns, dass Baden-Württemberg diese Tests für uns genehmigt hat. Dabei demonstriert der Staat wahren Pioniergeist. Und wir sind natürlich auch sehr froh, dass der deutsche TÜV die Sicherheit unseres Systems so eindeutig bestätigt hat."

Die Technik funktioniert ähnlich der in einem Flugzeug. Sobald der LKW sich in den fließenden Verkehr in der rechten Spur eingefädelt habe, könne der Lastwagen-Fahrer auf "Highway Pilot On" umschalten und das System bietet an, den kompletten Fahrzeugbetrieb zu übernehmen.

Autonomer LKW halte sich akribisch an seine Fahrspur

Dabei, so Daimler, halte sich der Actros, "akribisch an seine Fahrspur" und halte "auch den optimalen Abstand zum Fahrzeug vor ihm" ein. Wie im Falle der Technik anderer selbstfahrender Fahrzeuge zum Beispiel von Audi, Toyota, Google, sorge der selbstfahrende Lkw auch dafür, das selbstständig abgebremst oder beschleunigt wird, wenn es der Verkehr notwendig oder möglich macht.

Noch scheint sich auch Daimler nicht ganz an einen komplett selbstfahrenden Lkw zumindest auf sehr eng befahrenen öffentlichen Straßen in Deutschland zu getrauen. Denn bei enger werdendem Verkehr beispielsweise in Ortschaften soll nach wie vor der Fahrer manuell den Lastwagen steuern - auch wenn die autonome Technik dies wahrscheinlich mittlerweile recht gut hinbekäme. Im Falle der manuellen Fahrzeugübernahme drückt der Fahrer einfach auf "Highway Pilot Off".

Mercedes-Benz weist darauf hin, dass rund zwei Drittel aller Unfälle im Straßenverkehr Auffahrunfälle seien oder durch ein "unbeabsichtigtes Verlassen der Fahrspur" resultierten. Gründe für ein solches Fahrverhalten seien "Benommenheit, Ablenkung oder Fahrfehler". Doch auch das trifft zu: Die neuen superhellen Autoscheinwerfer in einigen Luxuswägen sorgen gerade auf der Autobahn nicht selten bei einigen Fahrern - besonders Fahranfängern - für kurze Schockzustände beim Blick in den Rückspiegel.

Grelle Scheinwerfer von hinten kommenden Autos können für Schockzustände sorgen - beim Menschen

Denn ein Nachts auf dunkler Straße mit 200 Stundenkilometer heranrasendes großes SUV, welches auch noch grellste Scheinwerfer vor sich herschiebt, ist nicht jedermanns Sache und sorgt teils zwangsläufig bei den langsamer fahrenden Autos für ungewollte gefährliche Ablenkung - und teils auch Angstzuständen.

Emotionale Zustände als Unfall-Ursache dürften beim neuen autonom fahrenden Daimler Truck eher kein Problem sein. Denn ihm sind Lichter anderer Fahrzeuge wohl eher relativ egal. Daimler ist es wichtig einmal mehr zu zeigen, dass man nicht umsonst als der Autopionier weltweit gilt. So sagte der seit rund 100 Jahren in Stuttgart-Zuffenhausen angesiedelte Marktführer der Automobilindustrie:

Daimler stelle sich seiner Verantwortung für die Zukunft und arbeite ständig an Möglichkeiten, die komplexen Herausforderungen der Verkehrsdichte, von Engpässen und des Kostendrucks im Transportsektor weiter zu optimieren. Dabei sei besonders der Fernverkehr LKW für autonomes Fahren prädestiniert. So fahre ein durchschnittlicher Fernverkehrs-LKW rund 130.000 Kilometer pro Jahr - viel Platz um menschliche Fahrfehler zu machen also.

Selbstfahrende LKWs seien sicherer

All das soll künftig mit Hilfe des autonom fahrenden LKW besser und sicherer bewältigt werden - auch für die im LKW sitzenden Fahrer, welche nicht selten übermüdet sind und auch deshalb Fahrfehler machen.

Neben Deutschland testete die Daimler AG erst im Mai auch in den USA mit seiner Truck-Tochter Freightliner in Kalifornien selbständiges Fahren im öffentlichen Verkehr. Freightliner ist in Nordamerikaner führender Hersteller von Trucks.

Während der Testfahrt mit dem Baden-Württembergischen Ministerpräsidenten Winfried Kretschmann erklärte Wolfgang Bernhard, es seien jetzt allerdings noch Jahre der Testfahrten notwendig, ehe der neue Daimler-LKW serienreif in den Verkauf gehen könne. Dabei seien auch rechtliche Probleme zu klären, wie die Wiener Konvention.

YouTube-Video zur Testfahrt:


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