SpaceX und Google: 4000 Satelliten für globalen Internet-Zugang?

Es geht um den Plan, eine globale Zugänglichkeitsmachung des Internets auch ohne Kabelnetze und ohne Wireless-Lan-Hotspot, auch ohne UMTS, zu verwirklichen. Möglich werden soll dies durch Tausende ins Weltall geschossene amerikanisch kontrollierte Satelliten. Sie sollen künftig den Internet-Zugang in allen über 200 Nationen der Welt global steuern:

Bild: SpaceX
Ein SpaceX-Satellit.

Deutschland und die Europäische Union (EU) verpassen einmal mehr einen weiteren Meilenstein in der Digitalisierung der Welt.

Das geplante Internet aus dem Weltall ist am ehesten mit den vor gut 15 Jahren als elementar angesehenen UMTS-Lizenzen in Deutschland vergleichbar. Sie wurden einst staatlich für viele Milliarden Euro an den meist bietenden Telekommunikations-Konzern versteigert.

Die Kabelnetze der deutschen Kabelbetreiber wie Kabel Deutschland oder Kabel Baden-Württemberg waren eins staatlich kontrolliert und zwar in Form des ehemaligen Kabelnetzes des deutschen Staatskonzerns Deutschen Telekom AG.

Dass das Telekommunikations-Netz in Deutschland letztlich in Form der Deutschen Telekom einstmals hierzulande staatlich kontrolliert war, lag daran, dass man einen Missbrauch der Telekommunikations-Technik durch Diktaturen wie im Dritten Deutschen Reich während der Zeit des Nationalsozialismus verhindern wollte.

"Es entstehen genau jene Monopole, die man in Deutschland immer verhindern wollte"

Doch heute entstehen genau jene Monopole, die man auch aus tiefer gesellschaftspolitischer Überzeugung in Deutschland nach den Erfahrungen im Dritten Reich nie wollte – und zwar in Form von US-Konzernen wie Google, Facebook, Intel oder Microsoft. Nun deutet sich die nächste Zündungsstufe an: Nach mehreren Berichten in US-Blogs könnte Google schon bald in ein global gesteuertes Satelliten-Internet investieren.

Gerüchte besagen, wonach die Google Inc. schon bald in das Weltraum-Unternehmen SpaceX, bekannt auch als Space Exploration Technologies Corp. bis zu einer Milliarde US-Dollar investieren könnte. SpaceX wurde einst vom Gründer des Elektroautos Tesla, Elon Musk, ins Leben gerufen. Musk ist zusätzlich zu seiner Funktion als CEO der Tesla Motors, CEO von Space X.

Bislang hatte SpaceX an dem Projekt Dragon V2 auf seinem Entwicklungsgelände im US-Ort Hawthorne gearbeitet. Mit der Rakete Dragon V2 möchte SpaceX in Zukunft Astronauten in das Weltall bringen.

Doch damit möchte sich Tesla-Gründer Elon Musk nicht begnügen. Das nächste große Projekt scheint zu sein, dass SpaceX insgesamt 4000 Satelliten ins All schießen möchte - und zwar gemeinsam mit der Google Inc. Damit will das US-Unternehmen SpaceX weltweit in bislang strukturell wenig oder gar nicht gut erschlossene Gebiete Internet-Zugänge ermöglichen.

Selbst in einigen ländlichen Gebieten in Deutschland gibt es bis heute keine schnellen DSL-Internetverbindungen, geschweige denn LTE-Internet. SpaceX und Google scheinen von einem amerikanisch kontrollierten globalen Internet-Zugang zu träumen - mit entsprechenden Möglichkeiten der globalen Kontrolle sämtlicher digitaler Kommunikation durch die privaten US-Unternehmen.

"In Deutschland glaubt man noch immer, mit ARD und ZDF genug für die unabhängige Informationsfreiheit getan zu haben"

Vor noch nicht einmal langer Zeit wären solche grundlegenden Strukturprojekte in Regionen wie Deutschland staatlich durchgeführt und staatlich reguliert worden – um private Monopole zu verhindern.

Doch in Deutschland glaubt man immer noch mit einer Zwangsgebühr wie der GEZ für die staatlich geschützten "öffentlich-rechtlichen" TV-Sender ARD und ZDF genügend für die Sicherstellung der Meinungs- und Informationsfreiheit getan zu haben.

SpaceX lehnte es ab, sich zu den Gerüchten rund um das mögliche Milliarden-Investment von Google öffentlich bislang zu äußern. Ebenso gibt es bislang kein öffentliches Statement der Google Inc., die mit über 70 Milliarden US-Dollar in nur 15 Jahren die Umsatzgröße des deutschen Weltkonzerns und Dax-Konzerns Siemens erreicht hat.

Tesla-Gründer Musk erklärte, wonach er den Plan habe, die Internet-Zugänge noch einmal neu aufzubauen - nur eben aus dem All ("It's like rebuilding the Internet in space", waren seine Worte in Seattle). Er rechne derzeit, so Elon Musk weiter, mit einem Gesamt-Investment von 10 bis 15 Milliarden US-Dollar, um seine Träume vom amerikanisch kontrollierten Weltall-Internet für globale Internet-Zugänge zu verwirklichen.

Derweil wird Giles Thorne, ein Telekommunikations-Analyst bei der amerikanischen Investmentbank Jefferies mit den Worten zitiert, wonach eine Partnerschaft zwischen Google und SpaceX Sinn ergebe. Google zeigte bereits in den vergangenen Jahren, wonach das Unternehmen eine große Freude und auch finanzielle Feuerkraft hat, um neue Technologien nach vorne zu bringen:

"Google hat Freude und Feuerkraft für Technik-Entwicklungen"

Wichtige Geschäftsbereiche im Google-Reich sind beispielsweise das selbstfahrende Google Auto oder das Betriebssystem für Smartphones, Android. Android wird global bereits von über einer Milliarde Menschen genutzt, der Plan sind zwei Milliarden Menschen. Weitere Geschäfts-Projekte von Google sind der Energiebereich (regenerative Energien) oder ein Balloon-Projekt, um Internet ebenfalls weltweit verbreiten zu können.

Greg Wyler, ein Satelliten-Experte, der unter anderem für Google sowie den britischen Milliardär und Weltraum-Fan Richard Branson (Virgin Galactic) arbeitete, kommentierte das globale Internetzugangs-Projekt möglicherweise von Google und SpaceX mit folgenden Worten:

"They obviously want to get as many eyes as possible on the Internet so they can weave their 'black' magic of turning user data into dollars." Übersetzt heißt dies, wonach Google und Space X offensichtlich so viele Augen wie möglich auf das Internet bringen wollten, um ihre schwarze Magie der Vergoldung von Nutzer-Daten in Dollar weiter vorantreiben zu können.

Doch trotz der nun bekannt gewordenen möglichen Koalition zwischen Google und SpaceX gibt es noch Skeptiker.

So hatte bereits das Konkurrenz-Unternehmen von SpaceX, OneWeb, versucht, ein ähnliches satellitengestütztes Internet aufzubauen. Doch noch scheinen die hohen Investitionskosten die Entwicklung zu hemmen.

Da Google aber bereits heute über 10 Milliarden Euro Gewinn im Jahr ausweist, könnte mit dem Mega-Konzern ein Player in den Fokus rücken, der 10 bis 15 Milliarden US-Dollar Investmentsumme leicht stemmen könnte:

Derzeit schätzt SpaceX, wonach eine funktionierende Version des satellitengestützten globalen Internets in fünf Jahren möglich sein könnte. Die Rede ist aber auch von einer Entwicklungszeit, welche 12 Jahre oder noch mehr umfassen könne.

Vordergründig behauptet SpaceX-CEO Elon Musk, wonach er angeblich soziale Aspekte beim Projekt Internet aus dem Weltall vor Augen habe. Er wolle, so Musk, dass auch den armen Menschen auf der Welt bezahlbares Internet ins Haus gebracht werde.

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