Google autonomous cars: Sicherheitsbedenken in Bezug auf selbstfahrendes Google Auto

In den USA ist eine umfangreiche Debatte um die Sicherheit des selbstfahrenden Google Autos (Google self-driving car, beziehungsweise Google driverless car) entbrannt. So fürchten Blogger, "dass das Google selbstfahrende Auto auf 99% der Straßen der USA" möglicherweise gar nicht fahren könne:

Quelle: youtube video
Das Google autonomous Auto fährt in Kalifornien auf Teststrecken bereits Rentner spazieren.

Ob dies lediglich eine Zuspitzung von Befürchtungen ist oder der Realität entspricht, ist derzeit noch nicht klar. Fakt ist, dass Google sein Ziel eines selbstfahrenden Autos seit Jahren vorantreibt und immer wieder Berichte auftauchen, wonach das Google Auto angeblich bald ohne Fahrer auf den Straßen der USA massenhaft unterwegs sein könne.

Doch nun mehren sich Zweifel am Projekt: Was ist beispielsweise mit einer Alpenstraße in den Bayerischen Alpen bei hoher Schneelage? Wie fährt das Google Auto in kritischen Situationen bergab, wenn es Glatteis gibt und ein Tier plötzlich vor die Stoßstange läuft? Wie reagiert das Google Auto, wenn es spontan ausweichen muss - an einem steilen Berg, der ohne Leitplanke 200 Meter in die Tiefe geht?

Ebenfalls heikle bislang nicht einwandfrei beantwortete Fragen sind: Wie würde das selbstfahrende Google Auto bei Regen, Hagel oder dichtestem Nebel und Aquaplaning reagieren oder wenn eine Drecklawine von einem Lkw die Sensoren so beschmutzen würde, dass sie nicht mehr einwandfrei funktionieren könnten?

Zudem: Was ist, wenn das Google Auto, das GPS-gesteuert fährt, in einem Bereich unterwegs ist, in dem es neue Straßen gibt, die weder in Google Maps noch in Bing Maps, Falk Maps oder im Tomtom Navigations-Gerät verzeichnet sind?

Auch darauf weisen Fachleute hin: Problematisch könnten plötzlich auftauchende Schlaglöcher sein oder andere Straßenhindernisse. Zu letzterem könnte eine unvorhergesehene Straßenregelung beispielsweise durch einen Polizisten gehören, welcher den Verkehr nach einem Umfall manuell zu steuern versucht.

Nissan will bis 2020 an den Start mit selbstfahrendem Auto - doch es gibt Zweifler

Immer mehr Stimmen behaupten: Das Google Auto könne dann schlicht nicht mehr als sicherer Verkehrsteilnehmer gewertet werden. Doch genau diese heiklen Fragen müssen geklärt werden.

Millionen alter Menschen oder behinderter Menschen erhoffen sich mit selbstfahrenden Autos - welche derzeit nicht nur von Google, sondern auch von BMW, Mercedes, Audi, VW oder Nissan entwickelt werden - zu einer neuer Mobilität zu gelangen. Nissan teilte kürzlich mit, man hoffe, dass man bis ins Jahr 2020 ein selbstfahrendes Auto zur Verfügung stellen könne. Doch gehen Fachleute davon aus, dass es in der Automobilbranche eher noch bis 2025 oder 2030 dauern könne.

Scheitert das Projekt von Google oder den traditionellen Automobil-Konzernen eines selbstfahrenden Autos, würden Träume für mehr Mobilität zerstört.

Fakt ist: Die "Technology Review" sagt, wonach selbstfahrende Autos nur dann sicher seien, wenn sie auf Straßen unterwegs seien, die auch in den entsprechenden digitalen Maps verzeichnet seien und auch nur dann, wenn die Wetterlage nicht unvorhergesehen gefährlich sei und obendrein sicher gestellt sei, dass sämtliche Ampeln auch funktionierten und digital verzeichnet seien.

Die jetzt immer häufiger auftauchenden Probleme in Bezug auf ein selbstfahrendes Auto scheinen selbst den Aufsichtsbehörden so nicht ganz klar gewesen zu sein. So wird nun beispielsweise Bernard Soriano von der kalifornischen Zulassungsbehörde DMV zitiert. Er sagte, wonach die nun immer öfters angesprochene Probleme ihm so angeblich nicht deutlich gemacht worden seien, schreiben einige US-Blogs.

Kaliforniens Chefaufseher Bernard Soriano war sich angeblich nicht über alle Probleme klar

Sie verweisen darauf, wonach auch der umfangreiche Schriftwechsel zwischen den Behörden und den mit Google Car Verantwortlichen in Bezug auf mögliche Probleme eher wenig zu erfahren gewesen sei. Bernard Soriano ist im Staate Kalifornien immerhin für das Projekt selbsfahrende Autos - also autonome Fahrzeuge - der Hauptverantwortliche.

Das Google Car Entwicklerteam berichtet davon, wonach man mittlerweile immerhin über 30.000 Meilen mit unterschiedlichsten Prototypen des Google Autos hinter sich gebracht habe. Das seien immerhin mindestens 10 Reisen von der West- zur Ostküste der USA. Insgesamt gibt es in den USA über 700.000 Meilen Straßen.

Ron Medford, Sicherheitsdirektor für Googles Programm "Selbstfahrende Autos" sagte, wonach man mittlerweile im Google Fahrsimulator ("Matrix-Style") auf 4 Millionen Meilen Testfahrten blicken könne. Dabei seien die Fahrten im Google Fahrsimulator weitaus anspruchsvoller, als es die realen Situationen auf den Straßen mit sich brächten. Der Google Fahrsimulator ist das Pendant zum üblichen Flugsimulator für Verkehrsflugzeuge.

Im Gegensatz zum ursprünglichen Plan scheint es nun aber so zu sein, dass die Google Autos gesetzlich vorgeschrieben doch mit Lenkrädern und auch manuell zu betätigenden Bremsen ausgestattet werde müssen, ebenso mit einem Gaspedal und einer Gangschaltung. Das Ziel ist dabei klar: Der Gesetzgeber möchte in den USA sicherstellen, dass Mitfahrer jederzeit die Kontrolle über ein selbstfahrendes Auto übernehmen können, wenn es die Situation nötig erscheinen lässt. Diese neuen Regeln gelten für sämtliche Google Cars ab dem 16. September.

Über 100 Google Prototypen des selbstfahrenden Autos sind unterwegs

Google betont, wonach man die Google Autos mit zahlreichen Sensoren ausgestattet habe, welche auch blinde Flecken im Verkehr gut erkennen könnten - und zwar bis zu einer Entfernung von mehr als zwei Fußballfeldern und das obendrein in alle Richtungen. Zudem heißt es, wonach derzeit über 100 unterschiedliche Google Autos unterwegs seien.

Voraussetzung für die Testfahrten des Google Autos ist es, dass eine Geschwindigkeitsbegrenzung von derzeit 25 Meilen pro Stunde (40 Stundenkilometer) eingehalten wird. Das solle Schäden im Falle eines Unfalls so gering wie möglich halten. Dabei wird jedoch Dmitri Dolgov, Software-Ingenieur im Google-Selbstfahr Auto-Projekt mit den Worten zitiert, wonach man das Google Auto so konzipiere, dass es bei bis zu 10 Meilen über der zulässigen Höchstgeschwindigkeit immer noch einen sicheren Straßenverkehr gewährleisten könne.

Wie digital immer mehr Autos ausgestattet sind, davon gab kürzlich der Ford Global Vice President für Marketing, Jim Farley, Zeugnis. Er soll angeblich gesagt haben: "Wir wissen von jedem Autofahrer, wann er das Gesetz bricht im Straßenverkehr. Wir haben GPS im Auto, so wissen wir, was Du tust. "

Hierzu gehöre beispielsweise die digitale automatische Aufzeichnung und GPS-Übermittlung, wann ein Autofahrer wo beschleunige, abbremse oder abbiege und dabei möglicherweise Straftaten begehe. Vor allem Auto-Versicherungen können so kaum mehr hintergangen werden. Möglich machen dies primär die in immer mehr Autos integrierten Navigationsgeräte.

Derweil bauen zahlreiche Softwareschmieden an Software, die Autos digital besser steuern sollen. Eine von ihnen ist die israelische Software-Schmiede Mobileye. Sie sagte, sie habe mittlerweile Daten für 100 Fahrzeug-Modelle und 3,3 Millionen tatsächlich fahrende Autos. Die Software des Herstellers könne mittlerweile angeblich ohne Probleme erkennen, wann vor einem Auto ein Fußgänger sei, Tiere, Schmutz, Grundstücke, Straßenschilder oder Ampeln.

Spionieren integrierte Navigationsgeräte die Autohalter ein Leben lang aus?

Datenschützer sehen solche Software dennoch mit Argwohn: So ist es nicht ungewöhnlich, dass diverse Softwarefirmen in diversen Ländern Hand in Hand mit Behörden zusammenarbeiten - teils auch mit Geheimdiensten und die Autofahrer so faktisch ihr Leben lang heimlich monitort werden. Die nächste Entwicklung der Total-Überwachung im Auto ist beispielsweise ein vom israelischen Unternehmen MobileEye entwickelter geheimer Code in einer im Auto vorn montierten Kamera. Er überträgt und analysiert in einem Video-Feed, was gerade passiert.

Das amerikanische Marktforschungs-Unternehmen RBC Capital Markets prognostiziert, dass Ende dieses Jahrzehnts - also bis 2020 - rund 80% der Autos in Europa und 55% in Nordamerika mit solchen kamerabasierten Funktionen ausgestattet sein würden.

Derweil geht das Menschheits-Projekt selbsfahrendes Auto in die nächste Zielgerade ein. Dieser Tage wurde bekannt, dass das Vereinigte Königreich Großbritannien es nun gesetzlich gestatte, dass ab 2014 dort auf öffentlichen Straßen selbstfahrende Autos unterwegs sein dürften.

Mittlerweile teilte außerdem Kelly Mason vom Global Communications & Public Affairs Team von Google mit, wonach es Fehlinformationen seien, dass Google Autos nicht erkennen könnten, wenn es auf nicht zugeordnete Ampeln oder Stoppschilder stoße. Dies entspreche nicht der Wahrheit. Tatsache sei vielmehr, dass die selbstfahrenden Google Autos, welche derzeit noch im Entwicklungsstadium seien, eine Funktion hätten, welche Informationen kombiniert verarbeitet würden, um daraus Schlüsse zu ziehen:

Was ist, wenn die Sensoren nicht mehr funktionieren oder die Programme gehackt werden?

Hierzu gehörten bereits vorhandene Informationen - beispielsweise durch digitale Maps - und zusätzlichen Informationen, welche das Auto eben in Echtzeit mittels Sensoren einhole, wenn es eine Straße entlang fahre. Würde es also nicht zugeordnete Stoppschilder oder eine Ampel geben, würden die Sensoren des Autos dieses erkennen und durch Überwachung der Umgebung selbst erkennen, wie, ob und wohin zu fahren sei.

Dennoch erklärte nun ein Wissenschaftler-Team der amerikanischen Universität MIT Technology, wonach man nach wie vor viele unbeantwortete Fragen in Bezug auf die Sicherheit der Google self driving cars sehe und entsprechende Sorgen habe. Ein weiteres ungeklärtes Problem ist: Was ist, wenn der Auto-Bordcomputer von Fremden kriminell gehackt wird und das Auto bewusst beschleunigt wird und gegen einen Baum gesteuert wird, um einen Menschen umzubringen? Kann das Auto dann abbremsen???

Dennoch ist Chris Urmson, Director des Google car Team zuversichtlich, dass er in Zukunft Bedenken wie jenen von MIT Researchern ausräumen könne.

Andrew Y. Ngvon der Stanford Universität forscht auch am Projekt der selbstfahrenden Autos

Von den komplexen Anforderungen an selbstfahrende Autos berichtete kürzlich auch Andrew Y. Ng vom Fachbereich Informatik an der Stanford University in Kalifornien. Er schrieb in seinem Universitäts-Blog:

"Wir betrachten die Aufgabe, ein komplexes System genau zu steuern, beispielsweise wie sich ein Auto mit Schiebetüren autonom seitlich in einen Parkplatz steuert. Obwohl bestimmte Regionen extrem schwer zu modellieren sind (beispielsweise die Dynamik des Autos, während des Schleuderns), beobachten wir, dass in der Praxis solche Systeme häufig über kurze Zeiträume bemerkenswerte Entwicklungen machen... Durch diese Intuition motiviert, entwickeln wir ein probabilistisches Verfahren zum Kombinieren... zur Regelung in den gut modelliert Regionen und der Open-Loop-Kontrolle in den schwer zu modellierenden Regionen.

Insbesondere zeigen wir, dass durch die Kombination von 1) - einem ungenauen Modell des Systems und 2) - einer Demonstration des gewünschten Verhalten, unsere Vorgehensweise dazu führt, dass genaue und robuste höchst anspruchsvolle Systeme navigieren können, ohne die Notwendigkeit, explizit zu modellieren... Dies ist der Stand der Technik in Bezug auf die Steuerung eines Fahrzeugs in einem solchen Manöver." (gekürzte Übersetzung ohne Gewährleistung: netz-trends.de):

Die Projekte eines selbstfahrenden Autos laufen auch unter den Schlagwörtern real driving emissions (RDE) oder portable emission measurement system (PEMS). Neben der Universität Karlsruhe in Deutschland bemüht sich derzeit beispielsweise auch Professor Raj Rajkumar von der amerikanischen Carnegie Mellon University um eine Lösung der bekannten Probleme von selbstfahrenden Autos.

Ein derzeit ebenfalls ungelöstes Problem sind die hohen Kosten der Technologie für ein selbstfahrendes Auto: Derzeit liegen sie pro Auto bei 70.000 bis 100.000 US-Dollar. Wer soll sich das leisten? Ziel ist es, diese Kosten auf 3.000 bis 5.000 Euro zu senken. Doch nimmt man die Erfahrungen der Computer als Grundlage, dürfte es mindestens 10 bis 15 Jahre dauern, ehe die Kosten sich hier so drastisch senken lassen.

Video Google Auto auf youtube: http://youtu.be/-dDGTFXv6UA

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