Kommentar: Google testet Direkt-Meldung von Prominenten und Unternehmen in Such-Ergebnissen

Kommentar - Nach einem Bericht des US-Portals theverge.com teste Google derzeit, ob Meldungen von Prominenten, Unternehmen oder sonstigen Institutionen künftig nicht zu vorderst in seinen Suchergebnissen eingeblendet werden.

Bild: pixabay.com | CC0 Public Domain
Schraubt Google wieder an den Suchergebnissen?

Der Google-Test würde das komplette bisherige Google-Such- und Ergebnissystem auf den Kopf stellen. Bislang war Google davon ausgegangen, dass Meldungen von externen Seiten stets einen höheren Informations-Wert haben, als möglicherweise PR-gefärbte Meldungen von Prominenten in eigener Sache oder von Unternehmen.

Doch zeigten die vergangenen Jahre, dass viele externe Webseiten, auch sogenannte Nachrichtenseiten, im Internet massiv Meldungen verfälschen, manipulieren, Pro- und Contra auslassen, Beschuldigungen ohne Stellungnahmen der Beschuldigten publizieren und damit das ursprüngliche Google-Prinzip, dem Nutzer möglichst objektive Meldungen zu präsentieren, ad absurdum geführt haben.

Insofern könnte der neue im Test befindliche Google-Ansatz, welcher derzeit im Netz diskutiert wird, dazu beitragen, dass das Internet wieder etwas fairer und letztlich auch informativer wird: Wenn Prominente, Unternehmen oder sonstige Institutionen erst einmal die Möglichkeit bekämen, ihre Sicht der Dinge mitzuteilen und der Nutzer dann zusätzliche Informationen von dritter Seite erhält, könnte das in der Tat hilfreich sein.

Das hieße aber auch: Damit könnte außerdem die dominante Stellung von Wikipedia zumindest als Hintergrund-Informationsstelle Nummer Eins im Internet in Frage gestellt werden.

Der Schritt von Google könnte durchaus Sinn machen

Doch auch das wäre kein Wunder aus Google-Sicht und durchaus ebenfalls nicht ganz unrichtig: Denn auch in Wikipedia werden seit Jahren immer mal wieder Informationen verfälscht, verdreht und einseitig publiziert und zwar so, wie es dem zuständigen Administrator passt.

Zwar gibt es nach außen hin bei Wikipedia für jeden die Möglichkeit, Meldungen zu ergänzen, zu korrigieren oder sonstwie umzuschreiben. Doch das letzte Wort hat immer der zuständige Administrator. Und wenn dieser Wikipedia-Administrator - das kann auch einmal ein 20-Jähriger Schüler sein - der Meinung ist, die Meldung wäre nicht korrekt ergänzt oder nicht im Sinne seines politischen oder religiösen Weltbildes, bleiben auch von Dritter Seite beigesteuerte Text-Zusätze offline. Diese beigesteuerten Textteile sind zwar noch im Backend von Wikipedia zu finden, aber nur nach zusätzlicher Recherche, was die meisten Nutzer wohl eher nicht machen werden.

Wie konkret und wo Google künftig möglicherweise Stellungnahmen oder Informationen direkt von Unternehmen, Prominenten oder sonstigen Institutionen publiziert könnte, ist nicht klar. Am natürlichsten wäre es, wenn dieses direkt zu oberst in den Google-Suchergebnissen geschähe, sowie zu oberst in Google-News. Das könnten künftig also übliche Pressemeldungen sein oder offizielle Postings von den Betroffenen auf Social Media-Portalen wie Twitter, Facebook oder StudiVZ.

Wie werden künftig die Meldungen der direkt Betroffenen in Google eingeblendet?

Schon seit längerer Zeit blendet Google zumindest auch in Google News direkt die Webseite von Unternehmen oder sonstigen Institutionen ein, über welche berichtet wird. Doch das geschieht als neutrale Einblendung der generellen Webseite, nicht von konkreten Stellungnahmen beispielsweise durch die Pressestellen von Prominenten, Unternehmen oder sonstigen Institutionen.

Keine Frage: Eine solche Umdrehung der Informationshoheit würde Sinn machen. Allerdings nur dann, wenn Google diese Treffer auch prominent und deutlich hervorgehoben als Informationen direkt von den Betroffenen kennzeichnet.

Klar ist: In Zeiten, in welchen Unternehmen, Prominente oder auch Parteien und sonstige Institutionen häufig kaum mehr eine Möglichkeit haben, beispielsweise eine strittige Sache auch aus ihrer Sichtweise einmal im Netz einer breiten Öffentlichkeit zur Kenntnis zu geben, wäre das ein durchaus kluger wie seriöser Schritt von Google.

Dies darf natürlich nicht dazu führen, dass Informationen oder Meinungen von Dritten zu den Betroffenen gar nicht mehr oder nur noch sehr schlecht zu finden sind. Das wäre dann wiederum übers Ziel hinausgeschossen und würde den Journalismus seinerseits wiederum ad absurdum treiben (sofern man bei zahlreichen Portalen im Netz überhaupt noch von Journalismus sprechen kann).

Eine größere Gleichberechtigung des Informationsangebotes wäre im Sinne des Nutzers, da auch Journalisten im Internet häufig hetzen und einseitig berichten

Sinnvoll und im Sinne des Nutzers wäre, wenn im Internet - also vor allem in Google oder Bing - ein gewisser Gleichrang von Informationen hergestellt und dargestellt würde. Damit hätten dann aber auch die Journalisten ihre Deutungshoheit verloren. Doch auch das kann in Zeiten peinlicher und oft plumper einseitiger Hetze gegen Prominente, Unternehmen oder sonstige Institutionen durchaus ein richtiger Schritt sein.

Denn immer mehr Journalisten verspielen seit Jahren durch plumpeste Hetze, Einseitigkeit und Gesellschafts-Spalterei schon seit längeren ihre Seriosität.

Google würde mit dem derzeit diskutierten Schritt also wieder ein bisschen für mehr Seriosität, Fairness und letztlich auch eine bessere Informationspolitik sorgen. Die Meinung zu einem Vorgang soll sich letztlich der Leser von Google-Treffern machen. Dies geht aber nur dann, wenn zu Vorerst nicht Hetze oder einseitige Berichte stehen, sondern möglichst ein breites, differenziertes Informationsangebot für den Nutzer zur Verfügung steht.

Doch es gäbe noch einen weiteren interessanten Aspekt, der damit positiv gelöst würde: In Zeiten, in welchen immer mehr Medien auf die immer gleichen Meldungen zu einem Thema von Nachrichtenagenturen wie dpa, Reuters oder AFP zurückgreifen, wäre der derzeit über Google diskutierte mögliche Schritt ebenfalls wünschenswert. Denn auch Nachrichtenagenturen manipulieren nicht selten in ihrer einseitigen Themenauswahl und einseitigen Interpretation von Vorgängen. Auch das ist nicht im Sinne der Nutzer im Internet.

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