Studie: Wasserknappheit könnte Menschheit ab 2060 global treffen

Man nennt ihn den Blauen Planeten, doch die Erde ist eine Mogelpackung: Blau sieht sie zwar aus, doch ist das meiste Wasser ungenießbar, da Salzwasser. Das hat den Vorteil, dass sich die Meere viel besser reinigen können, als Süßwasser-Ansammlungen. Der Nachteil: Man kann Salzwasser nicht trinken.

Bild: pixabay.com / werner22brigitte
Gehören solche wunderbaren Seen in wenigen Jahrzehnten der Geschichte an?

Da es immer mehr Menschen gibt, könnte das Wasser aber schon in 45 Jahren global knapp werden. Eine Studie malt zumindest dieses düsterte Bild an die Wand. Ab 2060 könnte das Abschmelzen von Schneedecken nicht mehr ausreichen, um den Trinkwasserbedarf von den dann 8 bis 12 Milliarden Menschen zu decken, sagen Wissenschaftler. Allerdings ist die These von der drohenden Wasserknappheit nicht neu. Sie wird seit Jahren immer wieder angekündigt. Und für Hunderte Millionen Menschen, wenn nicht für Milliarden, ist das Thema schon heute Realität.

Verschärft wird die Wasserknappheit durch dubiose Milliarden-Geschäfte: So verkaufen Regierungen - beispielsweise in Mittellateinamerika - die Süßwasservorräte an internationale Lebensmittel-Großkonzerne wie Nestle. Die Konzerne nehmen damit Millionen Menschen ihre natürliche Lebensgrundlage. Denn das Wasser wird dann anschließend über den Handel wieder verkauft - zu viel Geld. Geld, das Arme, die ihr Wasser früher aus Brunnen bekamen, aber nicht haben.

In Ländern wie der Dominikanischen Republik verdienen die Menschen - und auch nur, jene, die das Glück haben, überhaupt einen Job zu haben - lediglich zwischen 40 und 200 Euro im Monat. Zu viel zum Sterben, zu wenig zum Leben.

Wenn die Binnenseen austrocknen

Die künftige Wasserknappheit, sagen nun Forscher aus den Vereinigten Staaten von Amerika und Europa, betreffe aber nicht nur die ärmere Südhalbkugel, sondern könnte schon bald auch rund 2 Milliarden Menschen auf der Nordhalbkugel treffen. Ab 2060 könnten beispielsweise Gebiete in Kalifornien so ausgetrocknet sein, dass sie dauerhaft als Weideland nicht mehr zu gebrauchen sind.

Schon heute gilt Kalifornien als sehr trockenes Land mit umfangreichen kargen fast wüstenhaften Gegenden. Los Angeles exportiert seit Jahrzehnten Süßwasser aus einem fernen See, der aber immer mehr austrocknet. Diese Tendenz an Wasserknappheit in Binnenseen nimmt zu. Betroffen von der Wasserknappheit könnte zudem - ausgerechnet - der Nahe Osten sein.

Also jene Gebiete, die schon heute explodieren: Syrien, Irak, der brodelnde Iran oder Afghanistan, Israel, Palästina, die Vereinigten Arabischen Emirate, Katar, Saudi-Arabien, Ägypten, Libyen, Algerien, Tunesien, Marokko. Von den anderen nordafrikanischen armen Staaten oder Indien ganz zu schweigen. Religionskriege werden dann vorgeschoben für ein ganz anderes Thema: Die Wasserknappheit, die Ressourcen-Verteilung. Unterschwellig ist das schon heute die Antriebsfeder Nummer eins auch für Verbrecher-Organisationen wie Isis.

In einigen Regionen regnet es mehr, die Naturkatastrophen nehmen zu

Neben Kalifornien und den anderen genannten Ländern seien vor allem Spanien, Südfrankreich, das Ebro-Duero-Becken in Portugal oder das Schatt al-Arab Becken von drohenden umfangreichen Süßwasser-Knappheiten betroffen.

Leiter der neuen Wasserknappheits-Studie ist Justin Mankin von der New Yorker Columbia University und dort am Earth Institute tätig. Seine Warnung: Man müsse schon heute umfangreiche Vorkehrungen in zahlreichen Regionen machen, wenn Schnee als natürliche Süßwasser-Reservoire nicht mehr existierten.

Alle Studienergebnisse können in der Online-Zeitschrift Environmental Research Letters nachgelesen werden.

Trotz der Tragik rund um die globalen Süßwasser-Vorräte, gibt aus Sicht von Wasser-Wissenschaftlern ebenso positive Nachrichten: die sowieso schon reichen Regionen könnten vom Klimawandel möglicherweise profitieren. So könnte es, prognostizieren die Forscher, vor allem in weiten Teilen von Nordamerika, Nordeuropa, Russland, China oder Südostasien sogar mehr Niederschläge als in der Vergangenheit geben.

Die Kehrseite: Gleichzeitig könnten mit den zunehmenden Regenfällen Naturkatastrophen einhergehen. Ob deshalb das Mehr an Regen ein Segen sein wird, bezweifeln viele Forscher. Hinzu kommt: Die Flüchtlingswellen aus ressourcenarmen Regionen dürften zunehmen. Klar ist schon heute: Mit einem Mauerbau wird dem Problem auf Dauer nicht beizukommen sein.

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