Corona Deutsche Südafrika-Fans betrauern Tod von ‚Brasserie‘-Gründer Joep van Almenkerk aus Strand

Nach mehreren Berichten, darunter auf dem belgischen Nachrichtenportal Het Laatste Nieuws, ist der unter deutschen oder Schweizer Südafrika-Fans beliebte Gastronom und Weingut-Inhaber Joep van Almenkerk völlig unerwartet im Western Cape an Corona gestorben. Mit erst 66 Jahren. Er war bis zu Corona topfit. Freunde und Gäste seiner Restaurants nannten ihn meist nur beim Vornamen Joep.

‚Brasserie‘-Gründer Joep van Almenkerk auf einer seiner letzten Reisen im Sommer 2020 mit seiner Frau. Mode einkaufen für schöne Frauen war neben gutem Essen ein weiteres Hobby von ihm. (Foto: Facebook, Joep van Almenkerk).

Als Gastronom bekannt war der Belgier van Almenkerk vor allem im Western Cape, besonders im Urlaubsort Somerset West sowie dem angrenzenden Städtchen „Strand“, das beschaulich am Meer liegt. Denn dort gründete er 2012 direkt an der Strandpromenade von „Strand“ die Brasserie, das er gerne als "belgisches Bistrot" umschrieb.

Mit diesem Einfall belebte der Belgier die bis dahin gastromisch faktisch nicht existierende Strandmeile von Strand endlich gastronomisch. Bis dahin konnten Urlauber in Strand außer im kalten Meer zu baden, Strandspaziergänge zu machen und die faden Häuserschluchten anzuschauen, nicht viel in „Strand“ unternehmen - trotz der besten Lage direkt am Meer.

Für vornehmes Weggehen oder normales Essengehen musste man sich ins Auto setzen und die Weingüter aufsuchen. Dank van Almenkerk ließen sich ab 2012 aber Strand und Wein oder Essen in der neu eröffneten „Brasserie“ gut verbinden. Eine Versorgungs- und Erholungslücke war geschlossen. Die „Brasserie“ von Strand wurde zum Hotspot des Western Cape, besonders unter den internationalen Urlaubern, die in Südafrika zwischen Oktober bis April Sonne tanken und das Leben genießen.

Somerset West sowie „Strand“ sind zwei bei vielen Deutschen oder Schweizern beliebte Gemeinden, die 45 Autominuten von Kapstadt entfernt liegen und sich in guter Reichweite zu zahlreichen Weingütern befinden. Neben Deutschen oder Schweizern sind in Somerset West und dem Örtchen Strand viele Engländer gerne im Winterurlaub, allerdings bei sommerlichen Temperaturen.

Urlauber in Südafrika

Urlauber können in diesen Orten, wie auch in und um Kapstadt, ihre Bleibe unter zahlreichen Guesthouses aussuchen. Das sind private professionell organisierte Häuser, die zu kleinen Hotels, oft mit Swimmingpools, ausgebaut wurden. Meist befinden sich nicht mehr als 20 Urlauber in solchen Guesthouses. Einige verbleiben nur wenige Tage, andere mehrere Wochen oder Monate.

Zudem haben zahlreiche Deutsche oder Schweizer, wie Bürger aus anderen Nationen, in Somerset West sowie weiteren angrenzenden Gemeinden ihr Privathaus als Zweitwohnsitz.

Der schöne Strand des Örtchens Strand im Western Cape. Die berühmte Brasserie liegt hier und ist heute das beste Restaurant der Meile.

Bis Corona kam, war das vornehme aber dennoch bodenständig-schöne Strandlokal „Brasserie“ so beliebt, dass ohne Reservierungen häufig nichts ging. Neben der Brasserie betrieb der an Corona verstorbene Gastronom van Almenkerk auch das in Belgien in Oostduinkerke (Ostdünkirchen) liegende Grillrestaurant „De Mikke“. Es wurde 1976 gegründet.

Die Brasserie ist der Hotspot von Somerset West und Strand

Das große schicke Grillrestaurant mit ausladender Außenterrasse, dessen Konzept dem des deutschen Blockhous ähnelt, kommt auf Tripadvisor immerhin unter 534 Rezensionen auf 4 von 5 Punkten. Ähnlich top sieht die Bilanz in den Google Bewertungen aus. 1.461 Gäste vergaben in den Google-Rezensionen im Schnitt 4,5 von 5 Sterne.

Bekannt ist Joep van Almenkerk auch als Gründer der BAVET Spaghetti Restaurants in Belgien. Motto: „Bavet: Spaghetti for friends“. Sie gibt es in Antwerpen, Brugge, Brüssel, Gent, Leuven, Liège, in Maastricht (NL) und in Mechelen – ebenfalls mit Hunderten Top-Bewertungen im Internet. Die meisten seiner Restaurants sind in coolen modernen locations - beispielsweise das Bavet Antwerpen.

Zudem ist er gemeinsam mit seinem Sohn Gründer des südafrikanischen Weinguts „Almenkerk Wine Estate - Cool Climate Elgin Wines“ in Grabouw. Es liegt rund eine Autostunde von Kapstadt entfernt und bietet, wie fast alle südafrikanischen Weingüter, eine hervorragende Restaurant-Gastro.

Weingut Almenkerk

Auch wenn einige meinen, das Weingut Almenkerk sei von Joep gegründet worden, so ist das nur die halbe Wahrheit. Die Idee kam von seinem Sohn Joris van Almenkerk, der 2002 mit seiner Frau nach Südafrika ging. Sein Vater war zu diesem Zeitpunkt bereits am Kap. Hilfreich bei der Gründung des Weinguts waren allerdings das Geld und das Gastronomie-Knowhow seines Vaters, beschreibt das belgische Portal made-in.be in einem Artikel aus dem Jahr 2020:

Zunächst habe der Sohn Joris van Almenkerk Nahe des südafrikanischen Städtchens Hermanus mit Unterstützung der Familie und von Freunden eine Apfelplantage gekauft. Dann habe er 2004 an der renommierten Universität Stellenbosch Weinbau studiert. Dann sei er auf den Gedanken gekommen, ein eigenes Weingut aufzubauen oder ein bestehendes zu übernehmen. Dies wurde 2008 gemacht. Heute umfasse das Weingut rund 15 Hektar. Es würden rund 20 Personen beschäftigt. made-in.be schreibt:

“Jährlich werden rund 80.000 Flaschen - sowohl Rot-, Weiß- als auch Roséflaschen - hauptsächlich für den Export gedämpft (der belgische Markt macht etwa 60 Prozent aus). Und ob Weinbau rentabel ist? 'Es macht dich nicht reich, es ist vor allem harte Arbeit', sagte Joris in der Zeitschrift Vlamingen in de wereld . ‘Glücklicherweise haben wir auch einen Apfelgarten, in dem 1 Million Äpfel produziert werden, die wiederum hauptsächlich für den Export bestimmt sind. Diese Äpfel sind sogar unsere wichtigste Einnahmequelle’.”

Wie die Brasserie litten auch die van Almenkerk-Restaurants De Mikke sowie das BAVET Spaghetti Restaurant massiv unter den globalen staatlichen Corona-Auflagen. In Belgien ist derzeit nur Außerhaus-Lieferung möglich, was aber für viele Restaurants nicht profitabel ist.

Joep van Almenkerk war nach Berichten von Leuten, die ihn als Gastronom kennenlernten, ein harter Arbeiter, der immer wieder geniale gastronomische Konzepte sehr erfolgreich umsetzte. Das spielerisch-coole seiner Restaurants, gepaart mit einem hohen Lifestyle ließen die Arbeit dahinter oft nicht spüren.

Van Almenkerk war aber auch einer, der sein Leben in vollen Zügen genoss – sonst wäre er wohl nie nach Südafrika ausgewandert. Er habe Harley Davidson gefahren, einen Bentley und sei, wie viele Südafrika-Fans, leidenschaftlicher Golfer gewesen – nach Angaben seines Facebook-Accounts zum Beispiel 18 Loch in Oostduinkerke.

Noch im Juni 2020 veröffentlichte er mehrere Bilder von sich und seiner farbigen Frau bei einer Rundreise in Belgien und den Niederlanden. Unter anderem schrieb er „We love Amsterdam“. Die Partnerin des Gastronomen sei eine „traumhaft schöne Frau“, schwärmt eine wohlhabendere Urlauberin.

Sei diese in der Brasserie aufgetaucht, sei häufig ein Ruck unter den Gästen gegangen - so außergewöhnlich attraktiv war sie. "Einmal sah ich sie mit knallgrün gefärbten kurzen Haaren - es sah so top aus, es haute mich von den Socken", sagt die Dauerurlauberin.

Sie vermisst derzeit mit ihrem Mann vor allem den Wein in den Restaurants. Dank Corona gilt ein Alkoholverbot in Südafrika.

Der Außenbereich der Brasserie in Strand: Legendärer Hotspot für viele Touristen oder Bürger mit Zweitwohnsitz in Südafrika. Auch so mancher Prominente ist hier schon gesichtet worden.Die Brasserie, Facebook

Das belgische Nachrichtenportal Het Laatste Nieuws schreibt zum Tod des Unternehmers:

„Der extravagante Unternehmer Joep Van Almenkerk (66) ist an Corona gestorben. Das geschah in Südafrika, wo er ein Weingut besaß. Im (Anmerkung: belgischen) Oostduinkerke und weit weg war er vor allem für das Grillrestaurant De Mikke bekannt. ‚Am 8. Januar haben wir unseren ersten Sohn Leo begrüßt, drei Tage später starb Joep‘, sagt Schwiegersohn Peter Van Praet, selbst Manager der Bavet-Spaghetti-Restaurants. ‚Joep war ein Gentleman, der das Leben in vollen Zügen genossen hat‘, sagt der Zwei-Sterne-Koch Stéphane Buyens, ein Porträt eines besonderen Mannes, bei dem seine Familie immer an erster Stelle stand.“

Im Jahr 2014 feierte der Unternehmer nicht nur das zweijährige Jubiläum der Brasserie, sondern mit Schampus vor allem ausgelassen seinen 60. Geburtstag .

Einer seiner letzten Social-Media-Posts ist auf Facebook zu lesen. Dort schrieb der Unternehmer am 20. Juli 2020, dass sein Facebook-Account gehackt worden sei. Man solle mögliche Postings der letzten Tage nicht öffnen. Außerdem schwärmte er am 15. Juli 2020 über seinen neuen Merlot-Wein: „Our Almenkerk Merlot has been awarded GRAND CRU - BEST IN CLASS status in this year's National Wine Challenge.”

Die Geschäfte werden nun unter anderem von der Tochter von van Almenkerk sowie dem Schwiegersohn Peter van Praet weitergeführt. Die Tochter führt schon seit Jahren die Brasserie in Strand. Das Weingut bleibt wohl in den Händen des Sohns. Außerdem arbeite nach Angaben von made-in.be Yvonne Bedert, die Ex-Frau von Joep van Almenkerk, als Chefin des De Mikke-Grillrestaurants in Oostduinkerke.

Gefällt mir
3