Start Google Alphabet Aktien ab Mo 5. Oktober an Börse

Was im August groß angekündigt wurde, ist jetzt Realität: Google hat sich eine Holding geschaffen und firmiert seit Samstag den 3. Oktober unter dem Namen Alphabet. Allerdings gibt es einen Namensvetter - Alphabet von BMW. Entsprechend gehört die generische Super-Domain alphabet.com nicht Google, sondern den Bayerischen Motorenwerken aus Bayerns Hauptstadt München.

Bild: Google Maps
Die neue Google-Holding Alphabet verfügt weltweit über mehr als 70 Standorte. Die meisten sind in der Europäischen Union (EU), denn hier wird das meiste Geld durch Alphabet gemacht.

Unter Alphabet möchte Google künftig seine diversen Geschäftsfelder besser strukturieren und intern und extern besser verkaufen - also gegenüber der Belegschaft und den Investoren und Analysten. Die wichtigsten unter den starken finanziellen Flügeln der amerikanischen Internet-Suchmaschine Google Entstandenen Projekte sind mittlerweile so vielfältig und werden mit einer solchen Macht in den Markt gedrängt, dass sie wohl jeweils zu einem Milliarden-Geschäftsfeld werden:

Die Hautpgeschäftsbereiche unter Alphabet werden sein: Calico (altersbedingte Krankheiten), Google X (Entwicklungs-Lab), Google Ventures (Venture Capital für Start-Ups), Nest (Smart-Home Technologie) und Google selber (Android, Search, YouTube, Apps, Maps, Ads).

Aktuelle und künftige Umsatzbringer Alphabet

Umsatz- und Gewinnbringer für Alphabet sind derzeit oder künftig: Google selber, YouTube, Google Maps, Google Cars (selbstfahrende Autos), Google Fiber (Google Breitbandkabel), Google Locals (Konkurrenz zu Gelben Seiten / Yellow Pages), Google Compare (Ziel: größter Finanzmakler der Welt zu werden), Google Adwords und Google Adsense (weltgrößte Onlinewerbesysteme, an welchen der komplette E-Commerce nahezu weltweit hängt; Marktanteil in Deutschland: 95 bis 98 Prozent) oder Google Shopping (EU-Kartellverfahren wegen des Verdachts auf Schädigung des Wettbewerbs).

70 Milliarden Dollar-Konzern Alphabet

Weitere wichtige Umsatzringer des 70 Milliarden Dollar-Umsatz-Konzerns sind: Das Google Android Handy-Betriebssystem (Marktanteil am Handymarkt weltweit: 80 Prozent oder rund 1,5 Milliarden Nutzer), der Google Play Store (wichtigster vorinstallierte App-Marktplatz auf rund 1,5 Milliarden Handys). Hinzu kommen Gesundheitsprojekte von Google oder Google Books.

CEO der neuen Alphabet Holding ist Co-Gründer Larry Page, der als langjähriger Bewunderer des Berkshire Hathaway-Gründers Warren Buffet gilt. Page war vorher in der gleichen Funktion Chef von Google. Google-Mitbegründer Sergey Brin, Initiator der Google Glass (Google Brille), wird Präsident des Aufsichtsrates von Alphabet. Als neuer CEO vom nun eigenständigen Geschäftsbereich „Google“ wurde der Inder Sundar Pichai inthronisiert. Er ist damit einer der wichtigsten Alphabet-Manager.

Pichai machte erst kürzlich von sich reden, als er bekannt gab, dem Schwellenland Indien zu helfen, an 400 Bahnhöfen übergangsweise kostenloses schnelles Breitband-Wireless-Lan Internet zu installieren. Damit möchte Google helfen, die langen Bahnfahrten in Indien etwas erträglicher zu machen. Gleichzeitig will Google sich eine Pole-Position für den seit Jahren für Indien erwarteten Milliarden-Markt im Internet sichern. Google möchte also auf dem größten Subkontinent der Welt das erreichen, was in China nicht gelungen ist.

Sundar Pichai oder Susan Wojcicki sind Alphabet Top-Manager

Sundar Pichai hatte sich vor allem Sporen verdient als verantwortlicher Entwicklungschef von Google Chrome. Er ist seit 2004 bei Google. Zudem hatte er anschließend das freie aber von Google dominierte Handy-Betriebssystem Android in seinem Verantwortungsbereich.

CEO des zweitwichtigsten und umsatzstärksten Alphabet-Projektes YouTube ist und bleibt Susan Wojcicki, 47. Sie ist die Tochter von Stanley Wojcicki, einem polnisch-amerikanischen Physik-Professor, der an der Stanford University lehrt. Wojcicki selbst studierte Geschichte und Literatur an der Harvard University. Sie war auch jene Vermieterin, die den beiden amerikanischen Studenten Larry Page und Sergey Brin 1998 ihre Garage in Menlo Park vermietete, als diese mehr Platz benötigten, um ihre in der Gründung befindliche Internet-Suchmaschine Google voranzutreiben. Daher rührt auch das bis heute anhaltende enge Verhältnis zwischen Wojcicki und den Google-Gründern.

Später entwickelte Susan Wojcicki das Werbesystem Google Adsense, welches neben Google Adwords eine der wichtigsten Einnahmequellen von Google bis heute ist. Google Adsense sind jene Anzeigen, welche auf Hunderttausenden Webseiten weltweit eingebunden sind - auch auf netz-trends.de. Dabei profitieren die Webseiten von den im Idealfall personalisiert ausgespielten Google Anzeigen an die Webseiten-Besucher.

50 Prozent der nach einem Klick auf so eine Anzeige erhaltenen Einnahmen - bezahlt durch den jeweiligen Werbungtreibenden - erhält Google selber. Die restlichen 50 Prozent der Einnahmen kann der Publisher - also das Portal, welches die Adsense-Anzeigen eingebunden hat - behalten. Pro Klick auf so eine Werbeanzeigen kann das Portal im Schnitt mit zwischen 1 Cent und 50 Cent rechnen - also nicht viel. Klicken Seitenbesucher nicht auf eine Werbeanzeige, erhält das Portal gar nichts, kann sich also häufig nicht refinanzieren.

Für Webseiten sind Google Adsense ein zwar mühevolles Einnahmefeld, aber dennoch ein gutes

Während Google mit Google Adwords (die Anzeigen in der Internetsuchmaschine selber) und Google Adsense viele Milliarden Euro gewinn einfährt, ist es für die Webseiten ein mühevolles Geschäft. Eine Webseite mit beispielsweise einer Millionen Unique User kann damit in Deutschland um die 180.000 Euro bis circa eine Millionen Euro im Jahr einnahmen. Das klingt viel, ist aber eigentlich zu wenig, um eine ganze Redaktion und die Infrastruktur (Miete, Versicherungen, Technik etc.) zu bezahlen.

Entsprechend sind viele Webseiten auf weitere Einnahmen angewiesen, was aber ebenfalls sehr schwer ist. Die Schwester von Susan Wojcicki, Anne Wojcicki, heiratete 2007 den Google-Co-Gründer Sergey Brin, wobei die Ehe vor kurzem in die Brüche ging.

Auch wenn Susan Wojcicki eine der wichtigsten Managerinnen im Alphabet-Reich sein wird, so ist sie doch direkt Google-CEO Sundar Pichai formal unterstellt. Die ebenfalls wichtige Funktion des Finanzvorstands wird bei Alphabet die erfahrende Finanzmanagerin Ruth Porat innehaben.

Google ist nach wie vor die beste Internetsuchmaschine - nutzt die Marktmacht aber auch aus

Bislang stammen rund 90% des Umsatzes von Alphabet aus der von Google immer teurer verkauften Online-Werbung (Google Adwords, Google Adsense). Offiziell werden Alphabet Aktien ab Montag den 5. Oktober 2015 an den Börsen gehandelt. Bis heute kann Google den Suchmaschinenmarkt domieren, da die Internetsuchmaschine besser ist, als viele Konkurrenten.

Dabei werfen aber Hunderte E-Commerce-Anbieter oder Preisvergleichsseiten Google vor, seine Marktmacht zum Nachteil des Wettbewerbs auszunutzen und Webseiten systematisch durch eine Reduzierung der Sichtbarkeit im Google Suchindex kaputt zu machen. Deshalb ermittelt die Europäische Union (EU) gegen Google mittlerweile auf oberster Ebene. Viele sehen die freie Wirtschaft im Internet durch Google bedroht - unter anderem der Axel Springer SE-Chef Mathias Döpfner (Bild, Die Welt, Idealo, Business Insider).

Nach Google gibt es noch Suchmaschinen wie Yahoo (vor allem in Nordamerika immer noch recht erfolgreich) oder bing.com, die Internetsuchmaschine von Microsoft. Allerdings funktioniert bing.com trotz Milliarden Euro Investitionen durch Microsoft im deutschsprachigen Raum immer noch nicht perfekt und liefert zu wenige passende und vor allem zu wenige zeitnah gefundene aktuelle Treffer. Dennoch ist bing.com mittlerweile eine relativ gute Alternative zu Google, spielt aber mit einem Marktanteil von schätzungsweise drei Prozent in Deutschland immer noch kaum eine Rolle.

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