Nachhaltigkeit Baden-Baden will Smart City werden


Baden-Baden will smarter werden.
Screenshot: baden-baden.de

Baden-Baden möchte in Deutschland eine vorbildliche "Smart City" werden. Das Konzept dürfte gut zur bisherigen Ausrichtung der Stadt passen: Wohlhabende Region, kulturell weltoffen, seit Jahrzehnten nachhaltig agierend.

Es spricht Bände, wenn t-online unter einem Artikel zum Smart City Konzept von Baden-Baden gar die Kommentarfunktion mit dem recht deutlichen Hinweis ausschaltet, wonach es zu Verstößen der Netiquette gekommen sei. Dennoch hält Margret Mergen, CDU-Oberbürgermeisterin, an ihrem Smart City Konzept für Baden-Baden fest.

Wie das Smart City Konzept letztlich für Baden-Baden umgesetzt wird, das ist noch in der Diskussion. Jedenfalls erklärte Margret Mergen gegenüber der Nachrichtenagentur dpa: "Wir werden Informationstechnik künftig auf vielfältige Weise für eine sinnvolle Unterstützung des Lebens in der Stadt einsetzen".

Um möglichst teure Fehler in der Umsetzung des Smart City Konzepts zu verhindern, setzt der Stadtrat von Baden-Baden auf eine Städtepartnerschaft und zwar mit der italienischen Partnerstadt Moncalieri. Beide Städte unterzeichneten kürzlich eine Absichtserklärung, wonach man intensiv daran arbeiten wolle, jeweils zu einer europäischen Vorzeige Smart City zu werden. Für die Erreichung dieses Ziels wolle man eng zusammenarbeiten.

Das Smart City Konzept umfasst bislang die folgenden drei Bereiche: energieeffiziente Technologien (Smart Energy), Lösungen für Mobilität und Verkehr (Smart Mobility) als auch Information und Kommunikation (Smart Communication). Bislang nicht auf der Themenagenda steht der immer wichtiger werdende Bereich des Connected Aging.

Unter Connected Aging versteht man – derzeit vor allem in anglikanischen Ländern – die digitale Aufrüstung von Senioren-Haushalten zur besseren kommunalen und familiären Vernetzung. Dabei geht es aber nicht nur um Halsbänder oder Armbänder mit Notfall-Knöpfen, sondern um eine aktive digitale Integration von Senioren in das kommunale Leben, aber auch das kommunale Sicherheits-Konzept oder die Mobilität.

Bürger sollen in Smart City Konzept stärker integriert werden

Wie in den USA seit Jahrzehnten üblich, sollen die Bürger Baden-Badens aktiv in die Gestaltung der Smart City involviert werden. Wie bereits seit Jahren dürfte dabei auch Input russische Mitbürger willkommen sein.

Teils funktioniert das schon ganz gut. Baden-Baden ist eine bei reichen Russen gut gelittene Stadt, die in so manchen Bereichen von betuchten Russen profitieren konnte. Ein neuestes Projekt ist beispielsweise das im Jahr 2009 eröffnete berühmte Fabergé Museum Baden-Baden, wesentlich finanziert und ins Leben gerufen durch den russischen Milliardär Alexander Ivanov. Das Museum zeigt eine einzigartige Sammlung mit momentan über 700 Exponaten.

Zwar sagte Baden-Baden angesichts des Smart City Konzepts groß, man wolle die Bürger stärker in die Umsetzung der Stadtplanung integrieren, doch dürfte bis dahin noch ein langer Weg sein. Exemplarisch kann das Verhältnis von Baden-Baden zu russischen Investoren genannt werden:

Dass man in Baden-Baden zwar einerseits gerne russisches Geld entgegennimmt, auf der anderen Seite aber verschämt seine russischen Gönner versteckt - zumindest könnte man zu dieser Interpretation gelangen - zeigt sich an der Webseite des Fabergé Museum Baden-Baden (http://faberge-museum.de/).

So konnten wir auf der Webseite weder in der Rubrik "Über uns" noch sonstwo deutliche Hinweise auf den Museums-Finanzier Alexander Ivanov finden. Denn glaubt man einer Dokumentation, die kürzlich im TV lief, scheint das Museum primär über Exponate zu verfügen, welche Ivanov in mühevoller weltweiter Arbeit zusammengetragen und bezahlt habe. Angeblich liege der Wert seiner Sammlungen – wovon ein Großteil in dem badischen Museum gezeigt werde – mittlerweile bei mehreren Milliarden Euro.

Baden-Baden und russische Gönner

Möglich ist aber auch, dass der Finanzier selber, also Ivanov, versucht sein Fabergé-Museum in Baden-Baden eher dezent zu betreiben. So schrieb die Badische Zeitung anlässlich der Eröffnung:

"Der Milliardär Alexander Ivanov sammelt die raffinierten Ostergaben der russischen Zaren und baut für sie ein eigenes Museum in Baden-Baden…. Nun darf sich Baden-Baden mit dem Titel des weltweit ersten Fabergé-Museums schmücken – ohne dass die Stadt auch nur einen Cent investieren musste. ‚Fabergé steht für Exklusivität und passt deshalb zum Image der Stadt‘, schwärmt Bürgermeister Wolfgang Gerstner. Des einen Freud, des anderen Leid: Auch wenn es bisher keine offiziellen Äußerungen dazu gibt, dass Ivanov seine Sammlung ins Ausland bringt, das kommt beim Kreml und bei der Regierung garantiert nicht gut an. Die Rückkehr der Zaren-Eier nach Russland gilt als patriotische Aufgabe: Die Kostbarkeiten, Sinnbilder einer dem Untergang geweihten Welt, sind eine Art Nationalheiligtum."

Doch ob Kultur, Öffentlicher Personennahverkehr oder ein nachhaltiges IT- und Energiekonzept für Baden-Baden: Smart City wurde als Theorie bereits vor Jahrzehnten von IT-Konzernen wie Siemens oder IBM angestrebt.

Baden-Baden setzt nun auf weiteren Input durch das Cyberforum in Karlsruhe. Als ersten Schritt wolle man die Partnerschaft nutzen, um ein Cyberforum Süd im Baden-Badener Gründerzentrum Elan anzusiedeln. Die Zusammenarbeit ist zunächst auf zwei Jahre begrenzt.

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