Gesundheits Apps & HealthKit: Apple versucht mehr Datenschutz

Es gibt die wildesten Gesundheits-Apps: Beispielsweise medisafe, die es in Google Play gibt. Die israelische App bietet an, dass sie die Nutzer täglich an die einzunehmende Medizin erinnere. Was aber viele nicht wissen: Die angebliche primäre Gesundheitsapp liest heimlich Telefonbücher aus, schaut wer im Freundeskreis sich noch an Medizin erinnern lässt und bietet der Industrie an, die Nutzer-Informationen zu verkaufen:

Der US-Konzern Apple scheint zunehmend im Bereich der Gesundheits-Apps Magenschmerzen zu haben. So schrieb nun die Financial Times auf Seite Eins in seiner Freitag-Ausgabe (29. August 2014), wonach Apple sich stärker darum kümmern wolle, den Datenschutz der Nutzer im Bereich von Gesundheits-Apps zu verstärken. Original schrieb die weltweit gelesene englisch-sprachige Wirtschaftszeitung: "Apple strengthens privacy policy to allay fears over health data". Weiter notiert das Blatt:

Apple wolle nun im wachsenden Markt der Gesundheits-Apps und Fitness-Apps stärkere Anstrengungen als bislang unternehmen, um die Anbieter solcher Apps auf den Schutz von persönlichen Daten der Nutzer zu verpflichten.

Fakt ist: Es gibt nichts Heikleres als persönliche Daten rund um die eigene Gesundheit oder die Gesundheit von Berufs-Kollegen, Freunden oder Familienmitgliedern. Wer hätte es schon gerne, wenn der Vorgesetzte im Handy nachlesen kann, dass der Untergebene ein Medikament gegen Krebs einnimmt, da er zufällig die gleiche Medikamenten-Erinnerungs-App nutzt, wie der Chef?

Konkret heißt es in dem Financial Times Artikel: "The rules will stop data collected trought Apple's new HealthKit platform being used to target ads for products such as weight-loss remedies".

Derzeit geht die Branche davon aus, dass Apple sich am 9. September detaillierter zu den neuen Datenschutz-Bestimmungen im iTunes-Store für Gesundheits-Apps oder Fitness-Apps äußern könnte. Denn vor wenigen Tagen lud Apple just zu diesem Tag die Journalisten ein. Allerdings findet dann auch die FIFA – Funkausstellung Berlin - statt. Es könnte also sein, dass Apples Details zum neuen iPhone verkündet.

Neben Apps zur Medikamenten-Erinnerung gibt es Apps, die die täglich durchgeführte Anzahl von Schritten misst, die Anzahl der gelaufenen Kilometer, die Herzfrequenz, die Körpertemperatur. Kopfzerbrechen bereitet Apple zudem, dass mittlerweile Wissenschaftler herausgefunden haben, dass einige Apps heimlich Nutzerdaten an Anzeigenkunden verkaufen, um hier für eine mögliche Geschäftsanbahnung zwischen Patienten und Pharmaunternehmen zu sorgen. Besonders heikel: Nutzer haben hierzu nicht ihre ausdrückliche Einwilligung gegeben, dass persönlicher Daten an Dritte verkauft oder anderweitig weitergegeben werden.

Konkret sagt Apple nun, wonach App-Anbieter in der HealthKit Api zusagen müssten, "not to sell an end-user's health information collected through the HealthKit API to advertising platforms". Doch nach wie vor sind solche Formulierungen von Apple eher dünn. Denn nicht explizit untersagt wird beispielsweise der Verkauf von Nutzerdaten an Pharmakonzerne. Hierzu gehören beispielsweise Nutzerdaten aus Medikamenten Erinnerungs-Apps.

So sind sich bislang Beobachter nicht einig, ob es möglicherweise Apple nicht unbedingt primär um den Datenschutz im sensiblen Bereich der persönlichen Gesundheit von Apple-Nutzern geht, sondern vielmehr darum, dem Konkurrenten aus Silicon Valley, Google Inc., eine auszuwischen:

Denn Google macht einen erheblichen Anteil des Umsatzes mit Targeted Werbung, also auf das Suchverhalten von Personen zugeschnittener Werbung. Mit diesem Geschäftsmodell wurde Google bei über 70 Milliarden US-Dollar Jahresumsatz und 13 Milliarden Dollar Jahresgewinn der reichste Werbe- und Medienkonzern aller Zeiten.

Dennoch teilte Apple nun mit, wonach App-Anbieter, die nicht wenigstens dieses neue dünne Maß an Datenschutz im HealthKit von Apple einhalten würden, riskierten, aus dem App-Store von Apple verbannt zu werden.

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