Dubai ruft Arab Social Media Award aus: Politik der Öffnung geht weiter

Die Vereinigten Arabischen Emirate (UAE) gehen konsequent den Weg einer Gesellschaft weiter, die einerseits an Altbewährtem festhält, auf der anderen Seite sich modernen Tendenzen öffnet. Unter dem Motto "open hearts open minds" ruft Dubai nun den ersten Social Media Award ins Leben. Das Thema war der örtlichen englischsprachigen Zeitung, der Khaleej Times, sogar am Montag den 16. Juni eine Titelgeschichte wert:

Foto: cc
Dubai versucht sich weiter gesellschaftlich zu öffnen.

His Highness Shaikh Mohammed bin Rashid Al Maktum, letztlich absolutistisch regierender monarchischer Herrscher von Dubai, dem allerdings das Wohl seiner rund 300.000 in Dubai lebenden Emiratis wichtig ist (so muss faktisch keine dieser Familien auf Grund des Ölreichtums Arbeiten gehen; Kranke aller Emirati-Familien werden bei Bedarf im Ausland behandelt - zum Beispiel in der Unfallklinik Murnau im deutschen Bayern; außerdem werden großzügig Auslands-Studienaufenthalte finanziert), sagte nun: er sehe Social Media als eine Möglichkeit "die Gesellschaft zu verändern". Er wolle das nun stärker als bislang fördern. In der Ausschreibung heißt es, man biete in 21 Kategorien sowohl Bürgern wie Institutionen an, sich für den Arab Social Media Award zu bewerben. Bewerben könnten sich Bürger oder Institutionen aus allen 22 arabischen Ländern der Welt.

Grundsätzlich gehe es bei dem neuen Arab Social Media Award um eine offene Gesellschaft, für die sich eine Webseite einsetze. So heißt es, der Social Media Award aus Dubai habe zum Ziel "the larger goals of a progressive und prosperous society" zu fördern. Außerdem suche man eine "Social Media Personality". Das sei ein Blogger oder eine Bloggerin, welche den größten Einfluss im Social Media Bereich in den arabischen Ländern, also auch den UAE (United Arab Emirates, Vereinigten Arabischen Emiraten) habe.

Zudem machte die Regierenden von Dubai klar: Man wolle nur jene Social Media Aktivitäten auszeichnen, welche das Gute in der Gesellschaft förderten – wozu neben einer behutsamen Öffnung der arabischen Gesellschaft in den UAE auch Traditionen gehörten.

Doch nicht alles ist im Social Media erlaubt

So verwundert nicht, dass beispielsweise westliche Plattformen im Kontaktbereich, welche auch eine Art Social Media Plattform darstellen, in Dubai gesperrt sind - wie poppen.de oder gayromeo.com. Doch sollte der Westen sich mit voreiliger Kritik hier etwas zurückhalten: Denn die Portalsperren beruhen primär auf Grund der Tatsache, dass Dubai, wie viele andere Länder der Welt, den Islam als Staatsreligion hat. Dabei gilt: Man möchte keine außerehelichen Beziehungen unter Islamisten fördern.

Ob der Award für Social Media in Dubai wirklich einen \"big boost\", einen starken Anschub bringt, wie die örtliche Khaleej Times schreibt, bleibt abzuwarten.

Doch trotz der Internetzensur im Bereich der auch sexuellen Kontaktanbahnung in Dubai, gibt es unter Emiratis diskret geduldete homosexuelle oder bisexuelle Kontakte, als auch beispielsweise sexuelle Kontakte zwischen Emirati-Männern und westlichen Frauen. Das heißt: Einerseits steht viel über sexuelle Enthaltsamkeit in den islamischen Schriften. Auf der anderen Seite leben die Emiratis nicht hinterm Mond - man ist also offener, als die Staatsreligion den Anschein erweckt. Hinzu kommt: Neben Englisch können einige Emirati sogar deutsch sprechen – beispielsweise Emirati-Mitarbeiter in der Touristik oder Verwaltung, während Deutsche häufig in der arabischen Welt noch nicht einmal das arabische Wort Shukran (شكراً) kennen, was "Danke" heißt.

Kommentar Arab Social Media Award: Westen sollte sich mit Kritik am Staatssystem Dubais oder Abu Dhabis zurückhalten:

Der neue Arabische Social Media Award ist ein Schritt in die richtige Richtung und zeugt von einer weisen Staatsführung von Shaikh Mohammed. Er weiß, dass er seine Gesellschaft öffnen muss, um einerseits keine chaotischen Weltuntergangs-Aufstände in seinem Land irgendwann einmal zu bekommen, wie es sie in Saudi Arabien teils gegeben hat und vor allem in nahezu der gesamten islamisch-arabischen Welt:

Ob Irak, Afghanistan, Pakistan, Ägypten, Tunesien oder Algerien: die Islamisten, die Sunniten und Schiiten, auch die Alawiten, sind verfeindeter und hassbeladener denn je. Jeder ist gegen jeden und jeder rüstet seine Anhänger Dank der Öl-Milliarden militärisch auf. Dabei arbeitet man mal westlichen Interesse zu, dann wieder verfolgt man eigene islamische Interessen, welche der Westen kaum durchschaut, da er außer seinen eigenen geostrategischen Zielen häufig zu dumm ist, zu erkennen, dass man sich aus bestimmten Gebieten am besten einfach heraushält.

Der Westen agiert mit seiner arroganten Überheblichkeit und seinem Größenwahn in der arabischen Welt unter Führern wie Barack Obama (USA; zuvor George Bush Junior), David Cameron (UK), Frankreich (Nicolas Sarkozy; zurzeit François Hollande) und Deutschland (Angela Merkel) dilettantischer denn je. Das zeigt auch die Ukraine einmal mehr. Statt froh zu sein, die Krise in Südeuropa einigermaßen geregelt zu bekommen, packt die Größenwahnsinnigen jetzt schon wieder die Lust am Krieg, auch am Wirtschaftskrieg mit Russland.

"Größenwahn der USA, Großbritanniens und Frankreich hat Mitschuld an den schlimmen Bürgerkriegen in arabischen Ländern"

Obendrein verfolgt sie der größenwahnsinnige Traum von Groß-Europa, das von Nordpol bis zum Südpol, von den USA bis zur russischen Grenze geht. Dabei bezahlen die 500 Millionen EU-Bürger und 300 Millionen US-Amerikaner den Wahnsinn westlicher Kriegspolitik in arabischen Ländern schon heute mit hunderten Milliarden Euro und Tausenden eigenen Verletzten und Verstümmelten, auch Getöteten unter den eigenen Soldaten – junge Männer und Frauen.

Wenige der letztlichen friedlichen Bastionen in der arabischen Welt sind Dubai und Abu Dhabi, also die wichtigsten Staaten der Vereinigten Arabischen Emirate. Würde die dortige bislang friedliche und wohlhabende Bevölkerung ebenfalls im kriegerischen Bürgerkrieg versinken - wovon derzeit niemand ausgeht, da gerade Dubai behutsam die Politik zwischen Moderne und Tradition fährt -, wäre das eine Katastrophe sondergleichen.

Dubai und Abu Dhabi sind die letzten Bastionen einer sicheren und relativ freiheitlichen arabischen Welt - auch ohne ein demokratisches System wie im Westen. Doch vielleicht muss es solche demokratischen Systeme nach westlichem Vorbild auch gar nicht überall in der Welt geben.

Unterm Strich ist wichtig, dass die Menschen frei leben können ohne Angst vor staatlicher Willkür, dass es ein verlässliches und gerechtes Rechtssystem gibt, dass es für alle Menschen eine Chance gibt, aus ihrem Leben etwas zu machen und in Würde am Wohlstand eines Landes zu partizipieren und auch die eigenen sexuellen Präferenzen relativ frei ausleben zu können.

"Natürlich ist Shaikh Mohammed Multi-Milliardär und wohnt wie die Adelshäuser von Europa, auch von Deutschland, in einem Palast - ebenso seine Schwester oder der Bruder"

Natürlich wohnen sowohl Shaikh Mohammed selber, als auch die Schwester von Dubais Herrscher, Shaikh Mohammed, sowie sein Bruder - der Finanzminister Dubais - jeweils in herrschaftlichen Palästen Mitten in üppigen begrünten Parkanlagen in Dubai.

Dabei gilt: Ja, die Paläste der Herrscherfamilie von Dubai erinnern in etwas kleinerer Bauart durchaus an deutsche Schlösser-Pracht wie im Falle des König Ludwigs II. von Bayern („The Mad King“; Neuschwanstein Schloss, Schloss Herrenchiemsee oder Schloss Linderhof) oder an sonstige königliche Paläste der Königsfamilien von Belgien, Dänemark, Großbritannien, Spanien oder Schweden.

Doch auch für Deutschlands alten Adel, welcher faktisch nichts mehr zu sagen hat, gilt: Die zu Unrecht angehäuften Hunderten Millionen Euro an Vermögen ruhen häufig noch heute auf deren Konten und sie wohnen auch heute noch – nach zwei von Deutschland maßgeblich angetriebenen Weltkriegen – in ihren Schlössen (zumindest der westdeutsche Adel): Ob in Hannover, Frankfurt oder München.

"Solange es das Recht auf eine staatlich finanzierte Erbmonarchie in UK, Schweden, Spanien, Dänemarkt oder Belgien gibt, darf man dieses Recht den arabischen Ländern nicht absprechen"

Deshalb muss man hier feststellen: Wer sagt, es würde das Recht einer Erbmonarchie geben, der darf das nicht nur dem Westen zugestehen, sondern muss es auch arabischen Ländern zugestehen.

Hinzu kommt: Neben Libyen oder dem Irak steht das nächste Land in der arabischen Welt auf der Kippe: Saudi Arabien - Amerikas wichtigster Verbündeter und teilweise unangenehm schmieriger Kandidat in seinem "Krieg gegen den Terror":

Die Herrscherfamilie von Saudi-Arabien ist so unermesslich reich, dass selbst die Herrscher von Dubai oder Abu Dhabi da nicht mithalten können. Doch im Unterschied zu Dubai und Abu Dhabi geben die Herrscher von Saudi Arabien zu wenig von ihrem unermesslichen privat angehäuften Reichtum - weit über 1000 Milliarden Euro - an die Bürger im Land weiter.

Das führt früher oder später eben auch dort zu großen Aufständen möglicherweise mit bürgerkriegsähnlichen Zuständen. Dabei dürften die UAE, wie in der Vergangenheit, erheblich durch die Unfähigkeit der Regierungen in anderen arabischen Ländern in Mitleidenschaft gezogen werden. Dass Deutschland ausgerechnet da noch Saudi-Arabien 1000 Kampfpanzer liefert, ist ein Skandal sondergleichen und zeugt auch von Verantwortungslosigkeit in der Region.

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