Umsatz Konsumelektronik Deutschland: Sind die besten Jahre vorbei?

Die wirklich erstaunliche technologische Entwicklungsphase der Unterhaltungselektronik (Consumer Electronic) umfasste faktisch die komplette Elektronik: Angefangen bei der phantastischen technologischen Metamorphose vom einfache Inkjet Drucker Anfang der 1990er Jahre bis hin zum 4-c-Laserdrucker oder 3-D-Drucker. Unglaublich ist auch die Entwicklung der Technik vom Handyknochen zum weltweit internetfähigen Smartphone oder vom Röhrenfernseher zum Super-Flachbildschirm-Fernseher.

Foto: Screenshot loewe.tv/de
Erstmal gerettet: Der deutsche TV-Hersteller Loewe. Eine Traditionsmarke Made in Germany seit 90 Jahren.

+update 7.2.2014 + Nach 15 Jahren gigantischer Wachstumsraten mit Unterhaltungselektronik, auch als Konsumelektronik bekannt, scheint sich in einigen Bereichen eine Marktsättigung bemerkbar zu machen. Doch nicht überall.

Die Digitalrevolution hat auch das Ende des Stereoturms bedeutet - ein Prestige-Muss in den 1980er und 1990er Jahren. Heute bietet ein volldigitales Bose Dolby-Surround-System mit nur einem zentralen flachen Minigerät all das und noch viel mehr, wozu früher ein 70-Centimeter hoher Stereoturm nicht in der Lage war. Ebenso eindrucksvoll ist die Entwicklung der einfachen Teletext-Computerspiele Anfang der 1980er Jahre bis hin zum dreidimensionalen PC-Spiel heutiger Tage.

Doch so sehr sich die Industrie auch anstrengt, sie scheint nun langsam in einigen Segmenten an den Rand der großartigen technologischen Neuerungen zu kommen. Und das macht sich beim Absatz bemerkbar. Noch 2011 oder 2012 wurden in Deutschland beispielsweise jeweils rund 10 Millionen Flachbildschirme verkauft. Der Erlös lag bei rund sechs Milliarden Euro pro Jahr. Für 2013 rechnet die Branche aber gerade noch mit rund 7 Millionen verkauften Flachbildschirm Fernsehern.

Der niederländische Konzern Philips verkaufte bereits 2011 seine TV-Sparte an das chinesische Unternehmen TPV Technology. Viel schlimmer entwickelte sich aber das Geschäft des einstigen deutschen Luxus-TV-Geräteherstellers Loewe. Hier musste Ende 2013 ein Insolvenzverfahren in Eigenverantwortung beim Amtsgericht ausgelöst werden - nach 90 Jahren der erfolgreichen deutschen TV-Produktion von Loewe. Das drohende Ende dieser deutschen Kultmarke nahmen viele fassungslos zur Kenntnis. Denn Loewe gehört in die deutsche Industrie wie Miele oder Melitta. Immerhin fanden sich nun einige Käufer - darunter Familienunternehmer, aber auch ehemalige Apple-Manager oder Manager vom Konkurrenten Bang & Olufsen, die dafür sorgen, dass es Loewe weiterhin gibt - sofern es genug Käufer für die ausgefallen designten TV-Geräte und sonstigen Loewe-Produkte gibt.

Sony stellt sich neu auf

Wenig erquicklich entwickeln sich einige Bereiche der Konsumelektronik auch beim japanischen Megakonzern Sony. Hier geht man von gesamt nur noch 14 statt 15 Millionen verkaufter Fernsehgeräte im Ende März 2014 auslaufenden Geschäftsjahr 2013 aus. Doch schon wurde (update v. 7.2.2014, 9.03 Uhr) bekannt, wonach Sony in seiner Computersparte den defizitären Bereich der Vaio-Notebooks nun loswerden wolle.

Diese Meldung goutierten die Aktionäre mit einem deutlichen Plus, obgleich es bislang keine offizielle Bestätigung für den möglichen Verkauf der Vaio-Notebook-Sparte gibt. Als möglicher Käufer ist der Investmentfonds Japan Industrial Partners im Gespräch. Bei Sony solle künftig, heißt es, ein stärkerer Fokus auf den Bild-Bereich gelegt werden oder mobile Endgeräte. Auch die TV-Sparte von Sony steht im Verruf seit bald zehn Jahren angeblich nicht wirtschaftlich zu arbeiten.

Panasonic will defizitäre Altlasten loswerden

Panasonic hat längst den Stecker für das Geschäft mit Plasma-Fernsehern gezogen. Stattdessen liefert Panasonic jetzt an den erfolgreichen kalifornischen Elektroautomobil-Hersteller Tesla langhaltende Akkus. Zwei weitere Bereiche, von denen sich Panasonic getrennt hat sind die einst hoch profitable Sparte der Medizintechnik sowie die Chip-Herstellung. Die neue Richtung bei Panasonic heißt: stärker auf alles rund um ökologische Energie-Managementsysteme - vom Haus bis zum Auto. Die alten nun abgestoßenen Technologie-Bereiche hätten, wird in diversen Wirtschaftsblogs spekuliert, in den vergangenen Jahren insgesamt bis zu 11 Milliarden Euro Verluste gekostet.

Aufwärts geht es nach wie vor mit den Smartphones oder mit den mobilen Endgeräten - also zum Beispiel den Tablets. Mit Tablet-PCs konnten weltweit 2013 über 8 Milliarden Euro umgesetzt werden. Dies entspricht einem Anstieg von gut 30 %, sagt der amerikanische Verband der Konsumelektronik-Hersteller (Consumer Electronics Association, CEA). Alleine in den USA werden jährlich derzeit noch für rund 200 Milliarden Dollar Konsumelektronik-Geräte verkauft.

Teilt man die Konsumelektronik entsprechend ihres Umsatzes nach ihrer Bedeutung auf, ergibt sich für Deutschland folgendes Bild: So wurde mit geschätzten 8,4 Milliarden Euro Umsatz in 2013 am meisten Geld für Smartphones oder Handys ausgegeben, gefolgt von Computern (5,8 Mrd. Euro), Fernsehern (4,8 Mrd.) Digitalkameras, Speichermedien (US-Sticks, DVD, CD etc.), Home-Video-Anlagen, Computerspielkonsolen / Videokonsolen, Multimedia-Systemen fürs Auto, Sat-Systemen / Set-top-Boxen (zum Beispiel für Pay-TV) sowie Zubehör zur Konsumelektronik.

Weltweit werden über 1000 Milliarden Dollar mit Konsumelektronik umgesetzt

Der Weltumsatz der Konsumelektronik lag 2013 bei ungefähr 1068 Milliarden Dollar - was allerdings einem deutlichen Anstieg gegenüber 2009 entspricht. Damals wurden 836 Milliarden Dollar mit Computern, Handy, Home-Video-Anlagen & Co umgesetzt. Dass der Absatz damals deutlich niedriger war, lag aber auch an der Weltwirtschaftskrise und der damit einhergehenden Finanzkrise. Doch ist sich die Branche einig – 2010 bis 2011 dürften mit zu den besten Jahren der Unterhaltungselektronik, aber auch der sonstigen Konsumelektronik gehört haben. Wirklich revolutionäre Neuerungen sind derzeit nicht in Sicht - einzig, dass alle Geräte noch kleiner und leichter werden dürften und über noch mehr Speicher- und Rechnerkapazitäten verfügen dürften.

Weitere revolutionäre Neuerungen könnte es direkt in der elektronischen Ausstattung von Wohungen und Häusern geben. Hier schreit der US-Verband CEA, wonach man derzeit daran arbeite "Homes into TechHomes During Home Improvement" zu verwandeln - also ein normales Zuhause in ein technologisch gesteuertes Zuhause zu verwandeln. Dies könnte einer der Gründe sein, warum Google unlängst einen solchen Anbieter für über 3 Mrd. Dollar aufgekauft hat.


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