Seit Monaten erlebt das Bitcoin Papier an Handelsplätzen wie Mt.Gox, Bitcoin.de, Bitstamp, BTC-e oder Bitcoin-Boerse.eu ein Auf und Ab. Das weist vor allem auf eines hin: Es sind Zocker am Werk. Kleinanleger können in diesem Spiel viel Geld verlieren. Lag der Wert von Bitcoin Anfang 2013 noch bei 230 US-Dollar, sackte er urplötzlich im Juli 2013 deutlich ab, um plötzlich Ende November beispielsweise auf dem Handelsplatz Mt. Gox wieder auf gut 1.200 Dollar zu steigen. Solche Werte kannte man in den vergangenen zwei Jahren beispielsweise von Gold.
Starkes Auf und Ab eines Kurses, wie im Falle der Bitcoins, kennt man auch von der Börse. Meist treiben Spekulanten die Kurse in die Höhe oder lassen sie binnen weniger Stunden nach unten knallen. Zu den Spekulanten zählen in der Regel institutionelle Fonds oder Superreiche, welche auf Grund umfangreichen Anlagevolumens über große Hebelwirkungen verfügen. Aber: Wer nur 1000 oder 2000 Euros hat, sollte sein Geld nicht in hoch spekulativen Papieren, wozu man die Bitcoin rechnen muss, anlegen. Das Risiko viel Geld zu verlieren, ist einfach zu groß. Hinzu kommt: Schwankt ein Anlageprodukt im Wert in kurzer Zeit drastisch, so ist meist die Hoffnung auf Selbstheilungs-Chancen eher gering.
Das Produkt, das derzeit Bestandteil zahlreicher Medienberichte ist, Bitcoins, sind letztlich keine komplette neue Erfindung. Jeder, der im Netz für seine Homepage Fotos kauft - beispielsweise bei istockphoto.com - bezahlt heute auch schon virtuell: Er überweist zum Beispiel 50 Euro und erhält dafür sogenannte credits. credits sind aber letztlich nicht viel anders als Bitcoins. Der Unterschied ist nur: Bitcoins sind doch etwas komplexer. In der Produktbeschreibung heißt es, wonach man Bitcoins als Software ansehe, als ein "von der Community getriebenes, kostenloses Open-Source-Projekt unter der MIT-Lizenz".
Unter einer MIT-Lizenz versteht man eine seit 1988 von dem Massachusetts Institute of Technology (MIT) vergebenen Lizenz. Dieser erlaubt die "Wiederverwendung der unter ihr stehenden Software sowohl für Software, deren Quelltext frei einsehbar ist, als auch für Software, deren Quelltext nicht frei einsehbar ist" (Wikipedia). Letztlich ist es eine open source Software, welche ohne Erlaubnis und ohne Vergütung von jeder Person benutzt werden darf, auch kopiert oder verändert werden darf.
Des Weiteren heißt es in der Produktbeschreibung der Bitcoins, wonach ein neuer Benutzer, welcher die neue virtuelle Währung Bitcoins nutzen wolle, eine "Geldbörse" auf dem Computer oder Mobiltelefon installieren müsse. Sobald man eine solche "Geldbörse" installiert habe, erhalte man seine erste Bitcoin-Adresse. Wolle man mehr solcher Bitcoin-Adressen erzeugen, so sei das jedem frei gestellt: "Sie können eine Ihrer Bitcoin-Adressen an Ihre Freunde weitergeben". Damit könnten dann die Freunde ihre Einkäufe im Internet bezahlen oder die Freunde könnten auch untereinander sich Einkäufe bezahlen.
Momentan gibt es rund 12 Millionen Bitcoins. Das Maximum an Bitcoins wird derzeit auf 21 Millionen virtuelle Münzen taxiert. Diese Begrenzung liegt an einem Algorithmus, welcher das virtuelle Geld auf den Computern der Nutzer programmiert. Dabei ist der Algorithmus so angelegt, dass er mit jeder neuen Münze immer komplizierter wird. Damit steigt pro Rechenoperation die dafür notwendige Rechenzeit. Dieser feine mathematische Mechanismus soll gleichzeitig einer Inflation der Bitcoins entgegenwirken. Das heißt: Der Wert eines Bitcoins wird durch steigende Nachfrage nicht unlimitiert in die Höhe getrieben, da der Algorithmus hier entschleunigend entgegenwirkt.
Warum nun ausgerechnet eine solch doch recht kompliziert anmutende virtuelle Währung dermaßen an Wert zugelegt hat, wie das in den vergangenen Monaten der Fall war, könnte daran liegen, dass Gerüchte besagen, wonach möglicherweise eBay auf Bitcoins umsteigen wolle. Doch offiziell hat sich eBay zu diesem Gerücht bislang nicht geäußert.
Wer im Internet shoppt und sich für eine Transaktion bislang für eine Kreditkartenzahlung, PayPal oder eine Zahlung per Banküberweisung entschieden hatte, der könnte künftig auf einigen Webseiten also als weitere Zahlmöglichkeit auf Bitcoins zurückgreifen.
Doch ob Bitcoins deshalb, ähnlich der Erfolgsgeschichte von PayPal, die Anleger wirklich reich machen - das bezweifeln viele. Dafür sind in den vergangenen zehn Jahren einfach zu viele unterschiedliche Bezahlmöglichkeiten im Internet entstanden.
Ein Vorteil für Bitcoins könnte sein, dass sich die Währung hervorragend nutzt, um mit etwas Aufwand anonym im Internet einkaufen zu können. So schreiben amerikanische Blogs, wonach sich auch wenig seriöse Klientel gerne mit Bitcoins eindecke.
Dazu gehörten zum Beispiel Drogendealer und ähnliche Personenkreise. Deshalb hatte erst Ende Oktober 2013 das amerikanische Justizministerium, beziehungsweise das America’s Federal Bureau of Investigation, beispielsweise die Handelsplattform Silk Road geschlossen. Neben Drogen oder Falschgeld sollen dort auch kriminelle Hacker ihre Dienste angeboten haben. Das wundert nicht: Wirbt doch Bitcoin unter anderem damit, wonach sich diese virtuelle Währung beispielsweise für kleine oder mittlere Unternehmen sehr gut anbiete, da man keine großen Gebühren an Banken überweisen müsse. Ein weiterer Vorteil sei aber auch, da das Bitcoin-Vermögen nicht eingefroren werden könne.
Erstmals gab es Bitcoin im Jahr 2008 - und zwar als unmittelbare Erfindung der damals an Fahrt gewinnenden Weltwirtschaftskrise. Die Bitcoins waren damals erstmals unter dem Pseudonym Satoshi Nakamoto bekannt. Doch bis zum Jahr 2012 spielten Bitcoins faktisch keine Rolle. Zwar tauchten sie hier und dort in irgendwelchen Vorträgen von Internet-Evangelisten auf, die stets mit glänzenden Augen Neuigkeiten aus der Szene berichten, aber viel mehr auch nicht.
Dass Bitcoins weltweit an Fahrt gewinnen, liegt auch an etwas übereilt veröffentlichten Statements auch von offiziellen Stellen. So schreiben amerikanische Medien beispielsweise, wonach Bitcoins das Backing, also die Rückendeckung, vom Deutschen Finanzministerium hätten. So hätte das deutsche Bundesfinanzministerium angeblich Bitcoins als eine "unit of account" bezeichnet und vor dem Amerikanischen Senat seien Bitcoins offiziell am 18. November 2013 als "legitime Zahlart" noch einmal groß in der amerikanischen Öffentlichkeit ins Bewusstsein gerückt. Auch Investoren finden es cool, wenn Start-Ups mit Bitcoins glänzen. Das wirkt so neu, so berauschend anders.
Bitcoins arbeiten mit einer durchaus komplexeren Technik. Angewendet wird eine sogenannte Public-Key-Kryptographie. Das Prinzip hierbei ist, dass man die Schlüssel zur selbst gefüllten "Geldtruhe" selbst verteilen kann. Man kann also seinen eigenen privaten Schlüssel haben sowie weitere vergeben. Wichtig ist, dass ähnlich wie bei der Sicherheitsnummer einer Kreditkarte, alle Zugangsschlüssel von allen Beteiligten geheim gehalten werden - sonst können andere Personen das aufgeladene Guthaben plündern. Jeder Nutzer erhält eine "Signatur" die deutlich kennzeichnet, wer welcher Nutzer ist. Das soll Missbrauch bei der Transaktion verhindern helfen. In der Blockkette werden alle Transaktionen deutlich kenntlich gemacht.
Dass das ganze System Bitcoins aber immer noch nicht ganz perfekt ist, zeigt sich daran, dass gerade öffentliche Schlüssel, die per Zufallsprinzip von einer Software erstellt werden, auch missbräuchliche Anwendungen finden können. Die Schlüssel werden teils von einer persönlichen Software, teils von einer Software, welche einem Bitcoin-Server entspringt, entwickelt. Doch beide Systeme können Rückschlüsse auf die Ersteller der Schlüssel zulassen.
So stellten beispielsweise die amerikanischen Universitäten University of California sowie die George Mason University fest, dass man bei Bitcoin Transaktionen, die von öffentlichen Schlüsseln getätigt worden sind, häufig auf Vertreter der Brieftaschen-Dienste (Briefkastenfirmen), Glücksspiel-Seiten oder von Wechselstuben gestoßen sei. Eine jener Forscher, die sich dieses Thema angenommen haben, ist beispielsweise Sarah Meiklejohn.
Sie sagte, wonach die Schwäche der öffentlichen Blockkette der Bitcoins derzeit zwar einen Vorteil für die Strafverfolgungsbehörden darstelle, jedoch sei es für die Befürworter einer vollständig sicheren und anonymen Online-Währung eher ein deutlicher und besorgniserregender Mangel.
Dass es überhaupt eine solch öffentliche Blockkette bei Bitcoins gibt, liegt daran, dass das Bitcoin-System angeblich Belohnungen für die Nutzer bietet, die als "Bergleute" andere Nutzer für Transaktionen und Block-Bildungen nach sich zögen. Je aktiver jemand sei, desto größer sei die Belohnung. Die Rede ist von einem Peer-to-Peer-Netzwerk. In US-Blogs ist die Rede von bis zu 25 Bitcoins Belohnung was bis zu 15.000 Dollar entsprechen könne. Derzeit würden rund alle 10 Minuten Bergleute eine 25-Bitcoin-Belohnung einstreichen, wird behauptet. Schon jetzt gebe es über 200.000 Blöcke. Mehr unter: http://www.weusecoins.com/de/