Gewinne Öl gehen zurück: BP, Exxon Mobile, Shell, Total, OGX von Eike Batista bankrott

Alleine der Gewinn von BP ist in den ersten 9 Monaten 2013 um 26 Prozent zurückgegangen. Auch der von John Rockefeller in seinen Anfängen vor über 100 Jahren gegründete Ölgigant Exxon Mobile muss mit weniger Gewinnen 2013 rechnen. Ähnlich sieht es bei Shell und Total aus – auch hier gibt es Gewinnrückgänge von 18 bis 33 Prozent.

Foto: Screenshot Webseite Exxon Mobile
Die Ölkonzerne sind trotz Gewinnrückgänge nach wie vor dick im Geschäft.

Ist der Gewinneinbruch der reichsten Ölkonzerne der Welt strukturell bedingt oder nur vorübergehend? Das Handelsblatt (Autoren: Thomas Jahn, Carsten Herz) schlussfolgert jedenfalls etwas vorschnell von einem "Ende der Ölgiganten" (Ausgabe v. 1. bis 3. November). Gleichzeitig wurde bekannt, dass der Ölkonzerne OGX von Eike Batista in Brasilien wohl auf Grund mangelnder Investoren-Gelder vor dem Aus stehen könnte.

Doch Sorgen müssen wir uns sicherlich nicht machen. So kommen alleine Shell, Exxon und Total auf einen Gesamtumsatz, der höher ist, als der Bundeshaushalt Deutschlands. Alleine in den ersten neun Monaten 2013 lag der Umsatz dieser Ölkonzerne bei über 610 Milliarden Euro, davon entfallen gigantische 260 Milliarden Euro auf Shell, 226 Milliarden Euro auf Exxon (war einst vor Shell) und 128 Milliarden Euro auf Total. Auch die Gewinne sind nach wie vor recht hoch - aber im Falle von Shell oder Total liegen sie mittlerweile fast auf dem Niveau von jenem von Google.

So weist Shell trotz seines enormen Umsatz, einen in der Tat eher niedrigen Gewinn von 11,1 Milliarden Euro für die ersten neun Monate 2013 aus. Auch Exxon ließ mit 18,4 Milliarden Euro Gewinn federn und auch Total mit einem Gewinn von 6,8 Milliarden Euro.

Das Handelsblatt selber schreibt, man sehe auf Grund der Gewinnrückgänge gar das Ende der "goldenen Zeiten für die Ölmultis". So sei der Ölpreis beispielsweise im September um zehn Prozent gesunken. Doch: Die Jahre zuvor ist er dafür auch um weit über 50 Prozent gestiegen und befindet sich in Deutschland nach wie vor auf einem noch nie dagewesenen hohen Niveau.

Als einer der Gründe für den derzeitigen Gewinnrückgang der Ölkonzerne glaubt das Handelsblatt das Fracking ausgemacht zu haben. So schreibt die Zeitung: "Aber Innovationen wie 'Fracking', bei dem Schieferstein mit Wasser und Chemikalien aufgebrochen wird, sorgen vor allem in Amerika für neues Angebot. Zählt man Erdgas hinzu, produzieren die USA bereits umgerechnet 22 Millionen Barrel pro Tag - so viel wie kein anderes Land der Welt".

Als weiteren Grund für die Gewinnrückgänge nennt das Handelsblatt, wonach die Ölkonzerne mit sparsameren Autos, beispielsweise Elektroautos, kämpfen müssten. Selbst die Flugzeuge würden immer sparsamer. Dazu ist zu sagen: Dafür sind auch noch nie so viele Autos und Flugzeuge weltweit auf den Straßen und in der Luft unterwegs, wie jetzt. Nach wie vor können vor allem auch amerikanische Autos und Lastkraftwagen nicht gerade als sparsam bezeichnet werden. Hinzu kommt: Der Absatz von Elektroautos bewegt sich sowohl in Deutschland als auch weltweit im Promillebereich.

Dabei stimmt es ja: Die Fluglinien, wie Lufthansa, bemühen sich, mit Milliarden-Euro-Investitionen in modernere Flugzeuge, die Energiekosten wieder zu senken. Dem sind aber auch gestiegene Kerosinpreise von über 30 Prozent in nur drei Jahren vorausgegangen, was die Bilanzen von Lufthansa, Air Berlin oder Ryanair, massiv belastet hat. Von einem Ölpreisverfall mag in den Chefetagen der Reiseindustrie derzeit niemand sprechen.

Richtig liegt das Handelsblatt damit, dass die Bevölkerung in den Industriestaaten leicht zurückgeht. Doch auch hier gilt: Der Rückgang wäre nicht so stark, als dass hier wirtschaftlich im Segment des Ölverbrauches ernsthaft ein Zusammenhang zu Gewinnrückgängen der Ölmultis gezogen werden könnte.

Denn auch hier gilt: In den vergangenen 100 Jahren sind noch nie so viele Autos neu zugelassen worden, wie 2013 oder die Jahre zuvor: So wurden alleine in Deutschland im Jahr 2013 laut Statista 1,5 Millionen neue Autos mit Dieselmotoren zugelassen. Zehn Jahre zuvor, 2003, waren es noch 1,3 Millionen neu zugelassene Dieselautos gewesen und noch einmal weitere zehn Jahre zurück, 1993, wurden sogar nur um die 420.000 dieselbetriebenen Autos neu in Deutschland zugelassen.

Dabei stimmt es: Diesel ist sparsamer, aber ohne Benzin geht es auch nicht – und unterm Strich dürfte die gestiegene Gesamtanzahl an Autos auf Deutschlands Straßen den etwas geringeren Verbrauch an Benzin und damit an Öl mehr als wettmachen.

Darauf deuten auch Zahlen der "Automobile Manufacturers Association" hin. So seien weltweit im Jahr 1968 insgesamt 169,9 Millionen Autos zugelassen worden und weitere 46,6 Millionen Busse oder Lastkraftwagen (Lkws). Im Jahr 2013 gehen Schätzungen davon aus, dass weit über eine Milliarde Autos weltweit im Einsatz sind.

Angeblich, schreibt das Handelsblatt weiter, kontrollierten die Ölkonzerne in den 1950er Jahren noch 85 Prozent der globalen Ölreserven. Heute seien es noch 10 Prozent. Doch ob man solchen Zahlen wirklich glauben darf, ist schwierig zu sagen - zu global mischen die Ölmultis nach wie vor mit. Sehr schön wurde das in dem Film "Das Geheimnis der 7 Schwestern - Die Geschichte des Weltöl-Kartells“ von Arnaud Hamelin und Frédéric Tonolli" dargestellt. Dabei agieren die Ölkonzerne mal offen, häufig aber auch unter Hilfe ihrer Regierungen verdeckt – beispielsweise in Ländern wie dem Irak oder in Libyen.

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