
Die Tendenz zu Fehldiagnosen bei Schlaganfall oder Herzinfarkt kann auch für Ärzte gelten. Auf mangelnde Kenntnisse eines Schlaganfalls oder Herzinfarktes- welche auch junge Menschen ereilen können - hat nun das Max-Planck-Institut für Bildungsforschung in Zusammenarbeit mit der Gesellschaft für Konsumforschung (GfK) hingewiesen. Basis für diese Erkenntnis ist eine bevölkerungsrepräsentative Umfrage zum Kenntnisstand rund um die Symptome eines Schlaganfalls oder Herzinfarktes. Für die Studie wurden Bürgerinnen und Bürger in neun europäischen Ländern befragt. Das Ergebnis ist niederschmetternd:
"Viele Europäer kennen überraschend wenige Anzeichen von Herzinfarkt und Schlaganfall", schreibt das Max-Planck-Institut für Bildungsforschung im Untersuchungs-Fazit. Immerhin hätten Deutsche und Österreicher unter den befragten europäischen Nationen noch mit den besten medizinischen Kenntnissen geglänzt, wenngleich es auch hier oftmals zu Fehlinterpretationen gesundheitlicher Zustände komme, was später zu katastrophalen Folgen für die Betroffenen führen könne.
"Nur jeder dritte Deutsche würde im Notfall einen Krankenwagen rufen – damit sind sie das Schlusslicht im europäischen Vergleich", teilte das Max-Planck-Institut mit. Tragisch: Jeder Fünfte habe der Studie folgend kein einziges Schlaganfall-Symptom erkannt und jeder vierte habe kein einziges Herzinfarkt-Symptom richtig gedeutet.
Die Empfehlung der Forscher des Max-Planck-Instituts: Bei Verdacht auf einen Schlaganfall oder Herzinfarkt sollte nicht ein Hausarzt gerufen werden, sondern am besten umgehend der Notarztwagen. Das garantiere am besten eine dringend notwendige und umgehende Behandlung.
Denn sowohl bei einem Schlaganfall wie Herzinfarkt zählt letztlich jede Sekunde. Völlig falsch seien Maßnahmen entsprechend teils uralter Haushaltsrezepte. So würden, teilte das Max-Planck-Institut mit, "28 Prozent der Deutschen und 30 Prozent der Österreicher den Betroffenen einen Tee oder ein Schluck Wasser zu trinken" geben oder sich ins Bett legen und einfach abwarten. Im schlimmsten Falle kann so eine Fehlbehandlung zum schwersten Behinderungen - körperlich wie geistig - führen oder zum Tode.
Der geschäftsführende Direktor des Max-Planck-Instituts für Bildungsforschung, Gerd Gigerenzer, sagte, er sei erstaunt, dass "selbst Menschen mit Bluthochdruck oder Übergewicht, die ein erhöhtes Risiko für Herzinfarkt oder Schlaganfall haben, nur wenig besser informiert" seien, als gesunde Bürger.
Gleichzeitig forderte das Max-Planck-Instituts für Bildungsforschung die Ärzte auf, stärker als bislang an der Gesundheitskompetenz der Bürger mitzuwirken und diese über Krankheitssymptome besser aufzuklären.
Für die Studie waren insgesamt 10.228 Personen aus Österreich, Deutschland, Frankreich, Italien, Spanien, Niederlanden, Großbritannien, Russland sowie Polen befragt worden.