Reichste Mann der Welt Carlos Slim will Royal KPN Telefon Niederlande übernehmen

Wenn Carlos Slim für 7,2 Mrd. Euro die Mehrheit an Royal KPN NV ("KPN") übernehmen würde, entspräche dieses einer aktuellen Marktbewertung des Gesamtunternehmens in Höhe von 10,25 Mrd. Euro. Bereits seit dem Jahr 2012 hält der mexikanische Milliardär Slim an der KPN 29,77%. Sollten die bisherigen Aktionäre am niederländischen Telefonunternehmen KPN einer Mehrheitsübernahme von Slim positiv gegenüberstehen, und ihre Anteile verkaufen, so würde Slim ihnen pro Anteil (share) 2,40 Euro bezahlen. Das wären rund 35,4% mehr, als KPN in den vergangenen 30 Tagen an Kurszielen an der Börse erreichen konnte.

Der zumindest nach der Forbes-Liste reichste Mann der Welt, der Mexikaner Carlos Slim, möchte nach einem Bericht des Wall Street Journal für 7,2 Mrd. Euro möglicherweise beim niederländischen Telefonriesen Royal KPN NV ("KPN") einsteigen und dort sogar die Mehrheit übernehmen. Das wäre nicht sein erstes Investment in Europa. Auch an der Telekom Österreich, der Telekom Austria TKA, hält er bereits einen Anteil. Slim würde einen Einstieg bei KPM über seinen mexikanischen Telekommunikations-Giganten América Móvil SAB de CV ("América Móvil") einfädeln, heißt es.

Wer also einen Anteil von 10.000 Euro an KPN halten würde, bekäme gut 13.500 Euro von Slim aufs Konto überwiesen. Für viele Aktionäre dürfte das verlockend sein, da es derzeit genügend Aktienflops gibt. Wer beispielsweise Ende Dezember 2011 eine TUI-Aktie kaufte, hat bis heute das Geld nicht wieder drinnen. Auch BP hatte sich in diesem Zeitraum fast halbiert.

Die Offerte von Carlos Slim für KPN kommt nicht ganz zufällig. Sie hängt nach Experten-Meinung unmittelbar mit einem geplanten Verkauf der E-Plus-Anteile zusammen, welche KPN plante an die Telefónica Deutschland O2 zu verkaufen. Die Telefónica steht in Mexiko und Latein-Amerika in harter Konkurrenz zu Slims América Móvil. Ursprünglich wollte KPN 8 Mrd. Euro für E-Plus einnehmen. Doch sei dieser Preis, wird im Telekommunikationsmarkt gemunkelt, möglicherweise nach Slims Ansicht zu niedrig für E-Plus.

Dennoch wundert viele diese hohe Bewertung, da E-Plus in Deutschland dafür bekannt ist, dass es gerade in ländlichen Gebieten häufig eine weniger gute Netzabdeckung gibt, was Kunden immer wieder ärgert. Dafür gelten aber E-Plus-Verträge für private Verbraucher häufig als billiger als beispielsweise ein Handyvertrag mit der Deutschen Telekom AG, die dafür aber nach Ansicht vieler über eine wesentlich bessere Netzabdeckung verfüge. Doch so oder so werden Slims Käufe im europäischen Telekommunikationsmarkt vielfältig beobachtet, da es sich abzeichnet, dass es in der EU immer weniger unterschiedliche Player gibt, dafür aber umso größere Telekommunikations-Konglomerate, die den Verbrauchern die Konditionen diktieren.

Telekommunikation: Was macht eigentlich Andreas Mundt vom Bundeskartellamt?

Deshalb erwarten viele mit Spannung die Sichtweise des deutschen Bundeskartellamts unter seinem Präsidenten Andreas Mundt. Dieser steht bislang im Ruf, ein zahnloser Tiger zu sein. Er verdanke, heißt es immer wieder, seinen Posten eher politischen Ränkespielen, als seiner hohen wettbewerbsrechtlichen Schaffensbemühungen. Bislang hatte er jedenfalls Großkonzerne selten in ihrem Expansionsdurst gestoppt. Wie farblos Andreas Mundt ist, lässt sich schon daran sehen, dass sein Name faktisch unbekannt ist – im Gegensatz zu seinem Vorgänger Ulf Böge, der bald wöchentlich in den Medien war und sich für einen Wettbewerb im Sinne der Verbraucher einsetzte.

Zu Ulf Böges spektakulärsten Unterlassungs-Verfügungen gehörte eine Untersagung der Mehrheitsübernahme der ProSiebenSat1-Media AG (u.a. Sat.1, Kabel1) durch die Axel Springer AG. Während das Bundeskartellamt vor allem eine mangelnde Vielfalt im überregionalen Werbemarkt befürchtete, klatschten andere wiederum dem Bundeskartellamt Beifall, da sie zu viel publizistische Macht in den Händen der Axel Springer AG sahen. Grund: Das Medienhaus, das unlängst das Hamburger Abendblatt sowie die Berliner Morgenpost oder die Bild der Frau verkaufte, ist auch für unappetitlichen Kampagnenjournalismus nicht ganz unbekannt.

Sollte E-Plus also ohne sonderlich umfangreiche Auflagen durch das Bundeskartellamt an O2 verkauft werden (was bedeuten würde, dass wir es in Deutschland bald mit einem Oligopol zu tun haben bestehend aus Deutscher Telekom AG, Vodafone und Telefonica/02), bedeutet das noch weniger Wettbewerb zwischen den Telekommunikationsunternehmen in Deutschland. Für die Verbraucher heißt dies: Die Konzerne werden wohl noch auf Jahre im Handymarkt durch hohe Gebühren die Verbraucher abziehen.

So schreibt denn auch das Wall Street Journal, wonach der Verkauf von E-Plus an O2 ein "key test" für die Europäischen Union darstelle, ob diese "deals“ erlaube, "die den Wettbewerb in einem Land weiter reduzierten um eine Konsolidierung (der Großen) auf dem Europäischen Telekommunikationsmarkt" zu erreichen. Wörtlich hatte das WSJ geschrieben... "... key test of the European Union's willingness to allow deals that reduce the number of players in a given country and could spur long-awaited consolidation in Europe's telecom market...".

Zwar beflügelten die neuen Expansionspläne von Carlos Slim den Aktienkurs seiner wichtigsten Beteiligung, an América Móvil. Allerdings, schreibt das Wall Street Journal, würde sich die Börse auch Sorgen um den relativ hohen Schuldenstand von América Móvil machen, der derzeit wohl bei 38,8 Mrd. US-Dollar liege. Würde nun América Móvil auch noch KPN für über 7 Mrd. Euro übernehmen, könne dieses, so das WSJ, das Rating an den Kreditmärkten für América Móvil weiter negativ beeinflussen ("negative implications for its credit rating").

KPN gilt in den Niederlanden als Marktführer im Telekommunikationsmarkt - und zwar sowohl im Bereich der Festnetz-Telefone wie im Mobile Phone Markt. In Deutschland hält KPN über seine Beteiligung an E-Plus die 3. Platzierung der wichtigsten Telekommunikationsanbieter, ebenso in Belgien. 2012 konnte KPN auf 45,1 Mio. Kunden verweisen bei rund 17 Mrd. US-Dollar Umsatz.

America Movil verfügt nach eigenen Angaben derzeit über 328 Millionen Kunden, ist in 18 Ländern aktiv. Unter den Kunden seien 262 Mio. Mobilfunk-Vertragspartner sowie 31 Mio. Festnetz-Vertragspartner. Der Umsatz lag im Jahr 2012 bei rund 61,5 Mio. US-Dollar. Die Slim-Family hält über den "Control Trust" direkt 46,9% an America Movil, was 10.984 Anteilen entspricht. Der zweitgrößte Aktionär ist die amerikanische AT&T mit einem Besitz von 24,5% der Aktien. AT&T arbeitet nach den Enthüllungen des ehemaligen CIA-Agenten Edward Snowden, 29, der in Russland nun Asyl gewährt bekommen hat, intensiv mit der US-Stasibehörde NSA ("National Security Agency") zusammen. So höre AT&T beispielsweise Millionen von Bürger ab und stelle die Inhalte nach Aussagen Snowdens der NSA zur Verfügung. Nach europäischem Recht wäre so etwas illegal. Würde also die niederländische KPN mehrheitlich an America Movil gehen, hätte AT&T über diese Beteiligung künftig auch in Europa erheblichen Einfluss (Quelle).

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