234 Mio. Euro: Commerz Real verkauft Lloyd's building in London an China

Es gehört zu den touristischen Attraktionen unter den Architektur-Fans: Das Lloyd's building in der britischen Hauptstadt London. Jetzt wird das Versicherungs-Gebäude verkauft und zwar an den chinesischen Versicherungskonzern Ping An Insurance - für 234 Mio. Euro. Damit einverleiben sich die Chinesen ein kapitalistisches Symbol erster Güte - für viele Briten ist es eines der "most iconic properties in London". Noch klarer kann der große Ehrgeiz der Chinesen nicht deutlich gemacht werden, dass das Reich der Mitte den Westen wirtschaftlich vorführen möchte. Zuletzt war das Gebäude allerdings in der Hand der Deutschen und zwar der Immobilieneinheit der Commerzbank, Commerz Real.

Die Commerz Real selbst hatte das Gebäude im Jahr 2005 für damals 179 Mio. Euro gekauft. Das macht einen satten Gewinn von rund 55 Mio. Euro innerhalb von nur acht Jahren. Dieses zeigt: In Immobilien zu investieren, die sich in Top-Lagen befinden, ist nach wie vor ein gutes Investment. Die Commerz Real kommentierte den Verkaufsdeal mit den Worten, es sei in der jetzigen Phase das beste Geschäft gewesen. So erklärte Vorstands-Mitglied Roland Holschuh: "Die derzeitige hohe Liquidität und das Bedürfnis von Investoren im Londoner Immobilienmarkt zu investieren, ließen es für uns als den idealen Zeitpunkt erscheinen aus dem Immobiliengeschäft entsprechend unseres Businessplans mit dem Lloyd's building auszusteigen."

Die Commerz Real gibt es seit über 40 Jahren. Sie hat nach eigenen Aussagen ein verwaltetes Vermögen von rund 35 Milliarden Euro. Dabei verbinde die Commerz Real "umfassendes Know-how im Portfolio- und Assetmanagement mit einem breiten Spektrum von Anlage- und Finanzierungslösungen". Doch Aktieninhaber der Commerzbank stöhnen seit Wochen unter dem drastischen Wertverlust der Commerzbank-Aktie. Trotz des 10er-Splits (aus 10 Aktien wurde plötzlich nur noch 1) gelang es der Commerzbank, eines der größten deutschen Bankhäuser, nicht, den Aktienkursverfall nachhaltig zu stoppen. Deshalb scheint die Commerzbank mit dem Verkauf des Lloyd's building schlicht wieder Geld in die Kasse bekommen zu wollen.

Derzeit kaufen die Chinesen rund um den Globus Top-Immobilien in dem Bewusstsein, dass der Zuzug der Menschen in die Mega-Metropolen dieser Welt den Wert großer Immobilien weiter steigen lässt. Schon Anfang 2013 hatte eine große chinesische Immobiliengruppe, die Dalian Wanda Group, erklärt, man wolle für rund 1,162 Mrd. Euro in Großbritannien Top-Immobilien kaufen. Zudem investierte die Dalian Wanda Group 813 Mio. Euro in ein 5-Sterne-Hotel in London. Außerdem kaufte die Investment-Gruppe für 372 Mio. Euro einen 92-Prozent-Anteil an Sunseeker International. Das Unternehmen ist berühmt, da es Yachten für James Bond Filme herstellt.

Auch die chinesische Advanced Business Park-Gruppe (ABP) unterzeichnete erst kürzlich einen Immobiliendeal mit dem Royal Albert Dock in East-London in Milliarden-Höhe. Die ABP wolle dort ein Geschäftsviertel hochziehen, hieß es damals.

In Touristenführer wird das Lloyd's building in London seit Jahrzehnten wegen der ausgefallenen futuristischen und auch ins Gigantische gehenden Architektur-Ensembles gefeiert. Gebaut worden war es im Jahr 1986 - also vor bald 30 Jahren - vom Architekten Richard Rogers.

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