Kartellamt untersucht Googles Waze-Übernahme: Zu große Navigations App-Marktmacht?

Das US-Kartellamt FTC ("Federal Trade Commission") nimmt die Milliarden-Übernahme des israelischen Navigations App-Anbieters Waze näher unter die Lupe. Offiziell wurde ein Verfahren von der Federal Trade Commission gegen Google eröffnet. Der Internet-Suchmaschinengigant mit einem Marktanteil in Deutschland von rund 90 Prozent hatte kürzlich für rund 1 Mrd. US-Dollar Waze in Israel übernommen. Waze ist ein "social mapping service", welcher auf Basis des GPS arbeitet. Nach eigenen Angaben sei die Waze Navigations App angeblich "the world's fastest-growing community-based traffic and navigation app".

Screenshot: Waze-Homepage
Ist die Waze-App eine Milliarde Euro wert? Blogger wundern sich, das US-Kartellamt sieht möglicherweise zu große Marktmacht.

Man könne, schreibt Waze auf seiner Homepage, mit anderen Autofahrern in der Region, in der man sich gerade aufhalte, in Dialog treten und Mitteilungen über die örtlichen Verkehrsgegebenheiten übermitteln – in real-time. Hierzu gehörten auch aktuelle Informationen über die Zustände der Straßen und Örtlichkeiten. Dieses spare die Waze-App-Nutzer angeblich täglich Zeit und Benzin-Geld. Doch: Das dürfte nur dort Sinn machen, wo es auch genügend Waze-Nutzer gibt. In Deutschland gilt der Marktanteil bislang als verschwindend gering. Die größte Durchdringung dürfte wohl in Israel sein, obgleich die App auch in Spanien oder den USA offensiv angeboten wird.

Zwischen Google und Israel gibt es traditionell engere Beziehungen, da die beiden Google-Gründer aus jüdisch-gläubigen Familien kommen. Besonders stört sich das US-amerikanische Kartellamt nun daran, dass Google am 11. Juni 2013 die Übernahme von Waze bekannt gegeben hat, ohne sich vorher die Genehmigung des Kartellamtes einzuholen. Google sei jedoch, schreibt die New York Times, nicht von einer Genehmigungspflicht der Übernahme ausgegangen, da der Umsatz von Waze weniger als 70 Mio. US-Dollar im Jahr betrage. Nach eigenen Angaben verfüge Waze weltweit über rund 30 Mio. Nutzer - das ist zwar eine durchaus hohe Kundenzahl, aber auf einem Globus mit über 7 Mrd. Menschen sind das bislang doch eher wenige. Allerdings könnte sich das mit der Google-Übernahme, sollte sie vom Kartellamt nicht doch noch in letzter Minute verhindert werden, gewaltig ändern.

Bislang dominierten Kartenanbieter wie das niederländische Unternehmen Tom Tom (1991 gegründet) oder das US-Unternehmen Garmin (1989 gegründet) den Markt der Navigationsgeräte für Autofahrer. Beide verlieren aber immer mehr Marktanteile, da die Autofahrer immer öfters kein stationäres Navigationsgerät mehr im Auto aufbauen, sondern Apps auf ihren Smartphones nutzen.

Zudem haben die klassischen Navigationsgeräte, welche unabhängig von einem Handy funktionieren, auch Nachteile, die Nutzer gestört haben. Ein Nachteil ist beispielsweise, dass Geräte von TomTom für um die 100 Euro häufig zu wenig Speicherplatz aufweisen. Wer mehrere Länder von Europa aufgespielt hat, der muss -möchte er beispielsweise für einen Urlaub in den USA auch die Nordamerika-Karten aufspielen - häufig erst Speicherplatz schaffen. Das bedeutet: Die bestehenden Europakarten müssen teils gelöscht werden. Ein weiterer Nachteil: Geht beispielsweise ein TomTom-Navigationsgerät kaputt, sind die gekauften Karten futsch. TomTom weigert sich hier Ersatz zur Verfügung zu stellen.

Neben dem von Google gekauften Navigations App-Anbieter Waze gibt es aber auch noch zahlreiche andere Unternehmen am Markt, die mit ähnlichen Produkten erfolgreich sind und erst Anfang Juni von der Stiftung Warentest getestet wurden. Netz-trends.de nennt die Anbieter am Textende in einem weiteren Artikel zu digitalen Kartendiensten für Smartphones.

Blogger wundern sich, warum Google so viel für den israelischen App-Anbieter Waze hingeblättert hat

Gerade da es mittlerweile mehrere Anbieter von Navigations Apps gibt, wundern sich viel Marktbeobachter, warum Google für das israelische IT-Karten-Unternehmen Waze mit angeblich über einer Milliarde US-Dollar einen so ungewöhnlich hohen Marktpreis bezahlt hat. Die Rede ist davon, wonach der Kaufpreis 11.000% über dem Umsatz gelegen habe. Der CEO von Waze, Noam Bardin, soll, behauptet zumindest die New York Times, sich einstmals – wahrscheinlich etwas großspurig - als einzigen ernsthaften Konkurrenten zum bisherigen Kartendienst von Google, Google Maps, bezeichnet haben. Dennoch gibt es im Bereich der Online-Kartenanbieter noch andere gute kostenlose Produkte: Hierzu gehören beispielsweise Bing Maps oder die Falk Maps.

Das jetzt vom US-Kartellamt eröffnete Verfahren gegen den Internetgiganten Google ist nicht das erste. Erst im Januar 2013 wurde ein anderes beendet, in dem das US-Kartellamt FTC untersucht hatte, ob Google seine in vielen Ländern monopolartige Marktmacht dahingehend missbraucht, um den Wettbewerb zu beschädigen. Wettbewerber – darunter Microsoft oder Expedia - hatten beklagt, wonach Google eigene Dienste besonders prominent im Google Search Index platziere. Auch die EU hat dieses Thema in Brüssel auf dem Plan.

Neben Google hatten aber auch andere Unternehmen Waze übernehmen wollen. Hierzu sollen angeblich Apple, Facebook oder Microsoft gehören (es sind also alles Unternehmen, die derzeit im Rahmen der Stasi-Spitzel-Affäre der US-Regierung in die Schlagzeilen geraten sind; der Vorwurf: Sie gewährten dem US-Geheimdienst einen direkten Zugriff auf faktisch sämtliche Nutzerdaten und Nutzergewohnheiten).

Trotz der angeblich großen Nachfrage nach der Waze-App sehen US-Blogger sehen die Übernahme von Waze durch Google nach wie vor skeptisch. So schreibt beispielsweise tableytimes.com, wonach Google "so heiß darauf war, seine Hände auf die social mapping technology zu bekommen, dass das Unternehmen bereit war für eine obskure App mit dem Namen Waze, einen Preis zu bezahlen, welcher 11.000% über seinem jährlichen Umsatz liegt."

Weiter schreibt tableytimes.com: "Obendrein war Google so heiß auf die Waze-Übernahme, dass man noch nicht einmal abgewartet hat, ob die Übernahme die antitrust-Regeln verletzt hat, da Google schon heute den Online-Karten-Markt dominiert und Waze eigentlich ein Wettbewerber war." Süffisant schreibt der Blog weiter: "Sollte aber nun das Kartellamt FTC Google die Übernahme im Nachhinein untersagen und Google zwingen, Waze wieder zu verkaufen, dürfte das große Probleme mit sich bringen, da kein anderer außer Google meint, dass Waze so viel wert ist, wie Google angenommen hat, dass es das wert sei." Google solle für das israelische Unternehmen Waze rund 1 Mrd. Euro hingeblättert haben.

Waze wird als App derzeit sowohl auf Apples iPhone wie auf den Android-Smartphones angeboten. Allerdings gilt Waze unter Marktbeobachtern trotz seiner Technologie als eher schmalbrüstig. So schreibt tableytimes.com weiter: "Waze... hat nur einen Jahres-Umsatz von 70 Mio. US-Dollar, was bedeutet, dass es eine schmale Kundenbasis hat und schmale künftige Gewinnchancen.... Waze hat nur einen Wert im Online-Mapping-Bereich". Apple und Facebook sollen die Übernahme von Waze abgelehnt haben, da ihnen angeblich der angebotene Kaufpreis als zu hoch erschienen sei.

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