Der britische Telekommunikationskonzern Vodafone (Vodafone Group Plc), bekannt dafür, besonders für internationale Handygespräche teils sehr hohe Kosten den Kunden zu berechnen, wolle jetzt auch noch Kabel Deutschland (KDG) schlucken, berichtet die Financial Times (FT) in ihrer Donnerstagausgabe (13. Juni 2013, S. 16). Im Gespräch sei ein Kaufpreis von 7 Mrd. Euro. Sollte das Bundeskartellamt diesen Deal genehmigen, so hätten wir in Deutschland keinen ausreichenden Wettbewerb unter den Telekommunikationsanbietern mehr. Es bestünde ein Dreiergespann aus Deutscher Telekom AG, O2 und Vodafone. Vodafone schluckt seit Jahren weltweit, auch in Deutschland, Telefonmarken. Das zu wenig Konkurrenz-Unternehmen dem Wettbewerb um Verbraucherpreise im Telekommunikationsmarkt nicht gut tut, ist bekannt.
Wie aggressiv Vodafone im Telekommunikations-Markt seit Jahren vorgeht, lässt sich schon im ersten Absatz der Financial Times lesen: "Vodafone returned to the European acquisition trail with an approach for Kabel Deutschland, Germany's largest cable operator...".
Eine Übernahme der Kabel Deutschland Holding AG durch die britische Vodafone würde für den Weltkonzern nach FT-Angaben der "third-largest UK-led telecoms deal on record" sein. Vodafone war schon einmal in Deutschland in die Schlagzeilen geraten, als es Ende der 90er Jahre durch eine aggressivste feindliche Übernahme für 183 Mrd. Euro das deutsche Unternehmen Mannesmann übernommen hatte. Die Marke ist heute faktisch aus der deutschen Öffentlichkeit verschwunden.
Vodafone versucht derzeit zusätzlich zur weltweiten Marktdominanz im Telekommunikationsmarkt (DSL, Festnetz, Handys) sich die strategisch wichtigen Kabelnetze einzuverleiben. Als besonders attraktiv gilt hier Deutschland, da es weltweit nur wenige Länder gibt, welchen es in den vergangenen 30 Jahren gelungen ist, nahezu flächendeckend die Haushalte mit Kabelnetzen zu bestücken. Das ist die Voraussetzung für gute digitale Verbindungen im Bereich des Rundfunk (TV, Hörfunk), aber auch im Bereich des Internet (DSL, ISDN).
Der Marktwert von Kabel Deutschland legte innerhalb nur eines Jahres um 45 Prozent zu, da Vodafone nicht das einzige Unternehmen ist, welches seit Monaten um Kabel Deutschland buhlt. Die Financial Times berichtet, wonach die derzeitigen Mehrheitseigner von KDG bei einem Preis von 90 Euro "per share" einem Verkauf an den britischen Weltkonzern zustimmen könnten. Das entspräche dem zwölffachen Jahresgewinn auf heutiger Jahresbasis. Während im traditionellen Business ein solcher Kaufpreis als hoch gelten würde, kann er im Bereich der Kabelnetze und Digitalwelt eher als zu niedrig angesehen werden. Gerade im Internet gilt, wonach die wirtschaftlichen Zukunftsoptionen um ein vielfaches höher liegen dürften – das gilt gerade auch in Bereichen, in denen es in Deutschland schon heute kaum Wettbewerb gibt – nämlich unter den Kabelnetzbetreibern. Wer hier seine Finger drauf hat, der hat Marktmacht – und das kostet normalerweise.
Kritisch ist, dass bei einer Übernahme von Kabel Deutschland durch Vodafone davon ausgegangen werden darf, dass im Bereich der DSL-Pakete die deutschen Haushalte auf Grund von weniger Wettbewerb künftig eher wieder mehr, statt weniger bezahlen dürften. Seit Jahren versuchen Unternehmen wie Deutsche Telekom AG und Vodafone die für sie magische Grenze von 30 Euro monatlich für einen Festnetzanschluss und ein DSL-Paket nicht signifikant unterbieten zu müssen. Einzig Kabel Deutschland war hier immer mal wieder ausgeschert und hatte die deutschen Verbraucher mit günstigen Angeboten versucht anzulocken.
Derweil versucht Vodafone schon einmal vorsorglich die Wogen zu glätten. In einer Pressemeldung teilte das Unternehmen mit: "Vodafone Group Plc notes the recent speculation regarding a potential offer for Kabel Deutschland Holding AG ('KD') and confirms that it has made a preliminary approach to KD regarding a possible offer for the company. There is no certainty that any offer will ultimately be made nor as to the terms on which any such offer might be made."
Es ist nicht wünschenswert dass Kabel Deutschland in die Hände der Briten fällt. Damit würde der letzte Funken an Wettbewerb um gute Verbraucherpreise besonders für die Bereiche Telefon-Festnetz und DSL wegfallen. Zudem arbeiten die Briten sehr eng mit den USA zusammen. Hier fragt man sich gerade in den heutigen Tagen: Liefern die Briten dann auch an die US-Stasibehörde NSA sämtliche Informationen über das, was deutsche Verbraucher sich per SMS schreiben, übers Telefon sprechen oder im Internet suchen? Diese Gefahr besteht zwar schon heute, dürfte sich aber nach einer Übernahme von Kabel Deutschland verstärken.
Je mächtiger ein Unternehmen ist, desto wuchtiger ist die Gefahr eines Machtmissbrauchs auf allen Ebenen. Dieses umfasst sowohl die Endpreis-Gestaltung für die angebotenen Produkte, wie die Möglichkeit des Missbrauchs auf politischer Ebene im Sinne von willfähriger Zuarbeit an staatliche Stellen. Die Briten sind für ihre große Staatsnähe bekannt.
Hinzu kommt: Vodafone hat mit der widerlichen Übernahmeschlacht von Mannesmann vor bald 15 Jahren gezeigt, dass bei diesem Bullen äußerte Vorsicht angebracht ist.