Verkaufspoker Scout24 wird von Deutscher Telekom eventuell an Finanzinvestoren verkauft / 2 Mrd. Euro erhofft

Die Scout24-Gruppe (immobilienscout24 etc.) gehört im deutschen Internet zu den profitabelsten Unternehmen - und zu den am einfachsten zu führenden. Denn kaum ein eCommerce-Unternehmen dürfte auf Grund seiner Markenmacht mit so wenig Aufwand so viel Umsatz und Gewinn hinbekommen, wie die Scout-Gruppe. Dennoch hat die Deutsche Telekom scheinbar mit einem erhofften Verkaufspreis von angeblich 2 Mrd. Euro den Bogen etwas überspannt.

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Die Scout-Gruppe ist ein Marktführer im Vermitteln von Immobilien in Deutschland.

Denn nun berichten mehrere Medien übereinstimmend, sowohl die Axel Springer AG sowie Bertelsmann hätten die Verhandlungen über eine Übernahme der Scout-Gruppe nun abgebrochen, da man keine Chance sehe, diese Kaufpreise jeweils wieder einzuspielen. Es heißt, die Scout-Gruppe der Telekom habe bislang einen Jahresumsatz von rund 350 Millionen Euro verzeichnet und habe eine guten Gewinn vor Zinsen, Steuern sowie Abschreibungen (Ebitda) von 80 Mio. Euro ausweisen können.

Jedoch entspräche der von der Telekom - genauer von dessen Finanzvorstand Timotheus Höttges - erhoffte Verkaufspreis für die Scout-Gruppe immer noch dem 25-fachen Satz des Gewinns. So hohe Beträge bezahlen Unternehmen in der Regel nur, wenn sie einen erheblichen Marktanteil damit bekommen und das auch in ihrem bisherigen Geschäftsmodell für künftige Geschäftserweiterungen Sinn machen könnte. Doch es scheint, dass weder die Axel Springer AG noch Bertelsmann auf Biegen und Brechen bereit sind, einen erheblichen Marktanteil im Immobiliengeschäft mit einer solchen Bewertung zu bezahlen.

Nun berichtet das Manager Magazin in Form der beiden etablierten Medienautoren Astrid Maier und Klaus Boldt, wonach möglicherweise eine Finanzinvestorengruppe kurz vor dem Einstieg in die Scout-Gruppe stünde. Welche, weiß man bislang nicht. Auch nicht, ob es Investoren mit einer langfristigen Perspektive sind oder eher von der Marke Heuschrecke (wovon es in Deutschland mittlerweile auch mehr als genug gibt).

Viele wundern sich, dass die Deutsche Telekom sich überhaupt von so einem profitablen Sahnestückchen wie der Scout-Gruppe trennen möchte. Die Marke gehört zu den wenigen im deutschen Internet, die auch ohne große Werbung ihre zahlenden Kunden in Abomodellen binden kann. Während andere Portale selbst mit kostenlosen Kleinanzeigen nicht nennenswert Land gewinnen, ist die Markenmacht der Scout-Gruppe so groß, dass sie sich um ihre Zukunft eher keine Sorgen machen muss.

Vor allem ist Immobilienscout24 ein Pfeiler in der Immobilienlandschaft, an dem niemand mehr ernsthaft vorbeikommt. Gerade in den großen deutschen Metropolen gehört das Portal zu den ersten Anlaufstellen sowohl von Maklern wie von Immobiliensuchenden. Viele schauen maximal noch auf ein oder zwei andere Immobilienportale - wenn überhaupt.

Neben ImmobilienScout24 ist die Scout-Gruppe auch mit AutoScout24 im deutschen Internet präsent. Allerdings verfügt sie nach Markteinschätzungen im Automobilbereich nicht über die Marktmacht, wie im Immobilienbereich. Bislang heißt es, sowohl Bertelsmann-Boss Thomas Rabe als auch Telekom-Chef René Obermann hätten die bisherigen Scout-Verkaufs-Verhandlungsrunden persönlich angeführt. Besonders der Gütersloher Rabe ist bekannt dafür, dass er ein harter, wenn auch charmanter Verhandler sein könne.

Sollte ein Finanzinvestor in die Scoutgruppe der Deutschen Telekom AG einsteigen, so könne das bedeuten, schreibt das in der Regel sehr gut informierte Manager Magazin, dass die Telekom sich zunächst lediglich von 25 Prozent der Anteile trenne. Dann wolle man im Unternehmen "aufräumen" und erwäge zu einem späteren Zeitpunkt die restlichen Anteile gewinnbringend auf den Markt zu werfen.

Die Scout-Gruppe ist seit gut vier bis fünf Jahren immer wieder mit Schlagzeilen in den Medien. Besonders auf der Management-Ebene habe es aber nach Berichten von Insidern immer wieder Auseinandersetzungen gegeben und die Headhunter klopften bei so manchem anderem Internet-Manager gerne an die Türe, da immer mal wieder lukrative Jobs zu vergeben waren. Aber die Unruhe, die immer wieder von München ausging, habe denn doch immer wieder einige gute Leute von einem Job-Wechsel zur sonst sehr attraktiven Scout-Gruppe abgehalten, heißt es in Internet-Kreisen.

Zur Scout-Gruppe gehören u.a. AutoScout24, FinanceScout24, FriendScout24, ImmobilienScout24, JobScout24 sowie TravelScout24.

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