LudInc erzählt Geschichten für Kinder LudInc CEO Jan von Meppen freut sich auf die FBM

Die Frankfurter Buchmesse steht vor der Tür. Am 14.10.2015 wird Sie ihre Tore für die diesjährigen Besucher öffnen. Wie alle Messen ist auch die FBM Ausstellung und Geschäft zu gleich. Geschäfte werden jedoch gern in entspannter Atmosphäre gemacht.

Copyright: LudInc GmbH
LudInc CEO Jan von Meppen

Die Frankfurter Buchmesse hat dies im letzten Jahr erkannt und mit dem Business Club einen Ort geschaffen, der ideale Voraussetzungen für die internationalen Messeteilnehmer bietet – abseits des Messerummels und dennoch mitten im Geschehen. Mit 3.000 „Mitgliedern“ aus 50 Ländern war er im letzten Jahr mehr als erfolgreich. In diesem Jahr wird das Konzept fortgesetzt. Rund 150 Referenten / Experten aus 13 Ländern werden über Trends und Entwicklungen im internationalen Publishing und Entertainmentbereich sprechen.

Einer der Sprecher im Business Club ist Jan von Meppen, CEO von LudInc. LudInc erzählt Geschichten für Kinder. Sie handeln von originellen Charakteren und abenteuerlichen Reisen. Das Besondere: In einer LudInc Geschichte sind die Kinder selbst Teil des Abenteuers. Über eine Online-Plattform regen erzählerische Impulse die Kinder an, sich mit ihrer ganz realen Umwelt auseinanderzusetzen. Wie genau dieses „Lernspiel“ funktioniert und was eine Geschichte heute mitbringen muss, um Kinder zu begeistern – darüber sprach Netz-Trends mit dem LudInc-Erfinder.

Beschreiben Sie LudInc bitte in drei Sätzen?

Jan von Meppen: LudInc entwickelt innovative Lernspiele, in denen sich das Universum einer multimedialen Geschichte mit der Lebenswelt von Kindern verbindet. Wir wollen Lernen in ein Abenteuer verwandeln: für Kinder und Erwachsene, real und digital, in der Schule und zu Hause. Unser erstes Lernspiel ist das Zeitreiseabenteuer “Professor S.", das seit Februar 2015 erhältlich ist.

Ihr Lebenslauf liest sich wie ein spannendes Buch: Sie haben Kulturwissenschaften und Philosophie an der Universität von Oxford studiert, sie haben als Komponist gearbeitet sowie in der Großhandelsfinanzierung bei Harley-Davidson Europe. Wie kommt man dann dazu, Kinderwelten zu erfinden?

Jan von Meppen: Das hat sich eigentlich ganz organisch entwickelt. Harley-Davidson war eine tolle Erfahrung aber nichts, was ich dauerhaft machen wollte. Also habe ich den Sprung in die Filmwelt gewagt und zunächst als Komponist für Dokumentarfilme in England gearbeitet. Über meine Kontakte, die ich bei Harley-Davidson gemacht habe bin ich dann in die Filmfinanzierung und den Vertrieb gerutscht. Von dort aus war es nur ein kleiner Schritt in die USA und die transmediale Games Branche. Als 2008 der Credit Crunch kam bin ich nach Berlin gezogen. Dort hatte ich einen Freund, der an einer Grundschule viel mit Computern unterrichtete. Weil ich mich durch meine Arbeit an Spielen mit Computern gut auskannte, bat er mich ob ich ihm bei der Installation eines neuen Servers an der Schule helfen könnte. Dort hatte ich dann die Idee zu Professor S. und bekam auch von der Schule sofort spontane Unterstützung für das Testen eines Prototyps. Der Rest hat sich dann von dort aus entwickelt.

Inwiefern fließen diese Erfahrungen heute in Ihre Arbeit bei LudInc ein?

Jan von Meppen: Eigentlich sind alle meine Erfahrungen in die Arbeit an LudInc und Professor S. eingeflossen. Aus der heutigen Perspektive könnte man fast meinen, es war so geplant, was aber natürlich nicht stimmt. Glück und Zufall spielten dabei eine ebenso grosse Rolle wie die Phantasie Wissen aus anderen Bereichen zu zweckentfremden wie zum Beispiel das Musik Komponieren in ein online Spiel zu verwandeln oder das Geschichtenerzählen zu nutzen um reale Gegenstände durch Zeit und Raum zu senden. Solche Gedankensprünge wären ohne meine vielfältigen Berufserfahrungen nicht möglich.

Was muss eine Geschichte heute mitbringen, um Kinder wirklich zu begeistern?

Jan von Meppen: Für alle guten Geschichten für Kinder gilt erstmal: Kinder lieben Geschichten, die Ihnen neue Welten eröffnen und deren Helden Ihre besten Freunde werden. Die so spannend und komisch sind, dass Sie noch abends im Licht der Taschenlampe mitfiebern und ins Kopfkissen lachen. Vor allem auch Geschichten, deren Abenteuer Sie hautnah mit erleben, so dass sie selbst zum Abenteurer werden. Aber für Kinder ist natürlich auch wichtig, wie wir diese Geschichten erzählen. In unserer Welt heute sind Kinder digital natives. Medien, neue und traditionelle, prägen ihren Alltag von klein auf. Wir wollen diese Medienvielfalt nutzen für die Geschichten, die wir für und mit Kindern erzählen. Ganz wichtig ist dabei auch, dass man die Geschichten plausibel und präzise erzählt. Die Kinder müssen das Gefühl haben, dass man sie auch ernst nimmt und ihnen nicht irgendeinen Unsinn auftischt. Die Geschichten, die mir heute aus meiner Kindheit noch in Erinnerung sind respektieren dies. In interaktiven Geschichten wie Professor S. können Kinder aber nicht nur in Geschichten eintauchen, sie können ihre Abenteuer sogar mit gestalten. So sind sie Teil einer Geschichte, lösen knifflige Rätsel oder gehen auf Spurensuche.

Computerspiele versus Kinderbücher: Wie halten Sie es zuhause?

Jan von Meppen: Computerspiele und Kinderbücher: Für mich ist das kein Gegensatz. Es kommt doch ganz auf die Inhalte an. Es gibt triviale Computerspiele, aber auch langweilige Kinderbücher. Beides würde ich keinem Kind zumuten wollen. Wenn aber Computerspiele wie Kinderbücher qualitativ hochwertige Inhalte vermitteln, neugierig machen und dabei Freude an der Auseinandersetzung mit neuen Themen oder Fähigkeiten wecken, dann sollten beide im Kinderzimmer ihren Raum bekommen. Wir sollten die Vielfalt nutzen, statt sie nur ängstlich zu beäugen!

Was macht für Sie ein gutes Spiel, was ein gutes Buch aus?

Jan von Meppen: Gute Spiele und Bücher haben für mich zunächst einmal drei Sachen gemein: Ich erlebe die Lösung eines Problems, sie haben etwas mit meiner Welt zu tun und sie machen Spaß. Wie gute Spiele und Bücher das dann umsetzen, ist natürlich eine andere Frage.

Ein gutes Spiel lebt von der Interaktion. Gemeinsam mit anderen Spielern bestehe ich Abenteuer, löse Rätsel und überwinde Hindernisse. Das Spieleuniversum ist immer eng verknüpft mit meiner Alltagswelt. Ich kann es mit gestalten, lerne Dinge, die ich auch außerhalb des Spiels anwenden kann und das Wichtigste: Ich darf Fehler machen. So können in Spielwelten kreative Lösungsansätze für Herausforderungen in der echten Welt entstehen. Wichtig für ein solches Spielerlebnis ist aber natürlich, dass ich Freude am Spiel habe und in die Welt des Spiels eintauchen will. Dabei helfen glaubwürdige Geschichtenelemente, motivierende Belohnungssysteme und interaktive Erlebnisse.

Ein gutes Buch lebt vor allem von der Identifikation: mit Charakteren, die Stärken und Schwächen haben, mit denen sie im Verlauf der Geschichte umzugehen lernen oder an denen sie auch einmal scheitern. Ich fiebere mit den Figuren mit, wenn sie in Schwierigkeiten geraten, besonders mutig sein müssen oder endlich einen Ausweg aus einer kniffligen Situation finden. Damit hält mir eine gute Geschichte auch immer einen Spiegel für die Alltagswelt vor. Und das am besten so unterhaltsam wie möglich, mit Sprachwitz, innovativ erzählt und authentisch. Diese Authentizität ist eine echte Herausforderung. Bei einem guten Buch gilt es, sich mit der Sprache des Textes den jungen Lesern nicht anzubiedern, ihnen aber auch nicht die pädagogische Keule um den Kopf zu schwingen.

Trotz aller Unterschiede: ein gutes Spiel erzählt immer auch eine Geschichte und ein gutes Buch ist immer auch ein Spiel - mit Möglichkeiten, mich in meiner Welt zu orientieren.

Was kann die Gamesbranche von der Buchbranche lernen?

Jan von Meppen: Besonders beeindruckend an der Buchbranche ist natürlich die Qualität der Geschichten. Da kann die Games Branche ganz sicher noch viel lernen. Zwar hat sich die Erzählkunst in Computerspielen über die Jahre erheblich verbessert aber es besteht hier noch immer Nachholbedarf. Besonders wenn es um die Entwicklung von starken Charakteren geht, die in Spielen leider meist noch recht zweidimensional dargestellt werden. Zurecht gelten Bücher in den Augen vieler als wertvolles Kulturgut. Spiele hingegen werden oft nicht besonders ernst genommen.

Zurecht?

Jan von Meppen: Darüber kann man sich streiten. Ich finde aber dass die Games Branche das eine oder andere Juwel hervorgebracht hat.

Und was kann die Buchbranche von der Gamesbranche lernen?

Jan von Meppen: Gerade weil das Medium Buch aber so lange etabliert und respektiert ist liegen hier vielleicht auch Schwächen verborgen. Mut zur Innovation und das Experimentieren mit neuen Erzählformen und neuen Medien wie es bei Spielen Gang und Gäbe ist vermisse ich auf dem Buchmarkt etwas. Auch findet die Kommunikation im Buch meist nur in eine Richtung statt: vom Erzähler zum Publikum. Spiele haben hier grössere Möglichkeiten für offene Dialoge, die bei uns natürlich ganz gross geschrieben werden. Dabei treiben die Spieler die Handlung oft auch selbst mit voran, indem sie eigene Inhalte einbringen. Viele Spiele sind ja auch soziale Ereignisse und werden im Gegensatz zum Buch deswegen oft gemeinsam erlebt. Aber auch das Schreiben von Büchern ist im Gegensatz zur Spieleentwicklung eine einsame Beschäftigung, obwohl in Kollaboration ja auch schöne Geschichten entstehen können.

Sie sprechen bald auf der Buchmesse. Auf welche Begegnung freuen Sie sich hier besonders?

Jan von Meppen: Besonders freue ich mich natürlich auf “Big Stories for Small People” am Donnerstag, zu dem neben mir auch viele andere interessanten Menschen wie z.B. der Zeichner Thé Tjong Khing eingeladen sind. Interessant für mich wird aber sicher auch die Diskussion über die filmische Adaption von Büchern zwischen Katharina Reschke and Tamara Bos.

Gespannt bin ich auch auf unsere Spielung in Kooperation mit der Stiftung Digitale Spielekultur und der gamescom im Forum Bildung & Wissenschaft am Sonntag, 18. Oktober. Hier wollen wir unser erstes Lernspiel und Zeitreiseabenteuer “Professor S.” gemeinsam mit Geschichtenfreunden, Eltern und Kindern live erleben und in das Jahr 1452 in die Zeit des Buchdrucks reisen. Unter dem Titel “Spiele sind Kultur” stehen dabei Spiele als Kulturgut im Mittelpunkt.

Wir alle von LudInc freuen uns vor allem, mit den “klassischen” Besuchern der Buchmesse ins Gespräch zu kommen. Buchhändler, Leseratten, Familien, Verlagsmenschen - wir können bei der Entwicklung unserer Spiele noch viel von ihnen lernen.

Jan von Meppen auf der Buchmesse: http://www.buchmesse.de/de/businessclub/sprecher/02635/index.html


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