Meister-Games-Schmiede DAEDALIC entwickelt interaktive Literatur

Geschäfte werden zwischen Menschen gemacht und Business Clubs mit entspannter Club-Atmosphäre bringen Menschen zusammen. Die Frankfurter Buchmesse hat dies im letzten Jahr erkannt und einen Ort geschaffen, der ideale Voraussetzungen für unsere internationalen Messeteilnehmer bietet – abseits des Messerummels und dennoch mitten im Geschehen. Mit 3.000 „Mitgliedern“ aus 50 Ländern war er mehr als erfolgreich. In diesem Jahr wird das Konzept fortgesetzt. Rund 150 Referenten / Experten aus 13 Ländern werden über Trends und Entwicklungen im internationalen Publishing und Entertainmentbereich sprechen.

Copyright: DAEDALIC Entertainment GmbH
DAEDALIC-Geschäftsführer Carsten Fichtelmann entwickelt mit seinem Team interaktive Literatur

DAS Highlight im Business Club ist die Veranstaltung zum Crossmedia-Jahrhundert-Werk - die Gamesadaption zu Ken Folletts Besteller „Säulen der Erde“. Deutschlands Meister-Games-Schmiede DAEDALIC verantwortet die Adaption. Netz-trends sprach mit DAEDALIC Geschäftsführer Carsten Fichtelmann über dieses ganz besondere Projekt.

Die Gamesadaption zu Ken Folletts "Die Säulen der Erde" ist ihr erstes gemeinsames Projekt mit Lübbe. Wie muss man sich diese Zusammenarbeit konkret vorstellen?

Carsten Fichtelmann: In der Tat ist das Spiel zu Follets „Die Säulen der Erde“ unser erstes konkretes Projekt im Verlagsbereich seit Beginn der Zusammenarbeit mit der Bastei Lübbe AG im vergangenen Jahr. Wir arbeiten im Zuge des Projekts stark mit dem Follett Office und natürlich mit Ken Follett selbst zusammen. So können wir die Inhalte genau abstimmen und beide Seiten können sicherstellen, dass das Spiel genau die Züge annimmt, die für die Veröffentlichung im Jahr 2017 gewünscht sind. Die Zusammenarbeit ist äußerst produktiv und ergebnisorientiert, sodass wir sehr zuversichtlich auf den weiteren Schöpfungsprozess blicken.

Wie sieht die Zusammenarbeit mit Ken Follett aus? Hat er bestimmte Vorstellungen, wie man sein Buch künftig spielen kann?

Carsten Fichtelmann: Das Follet Office unterstützt uns sehr bei der Adaption des Bestsellers in ein Multiplattform-Spiel, ohne dabei in den Gestaltungsprozess einzugreifen. Ken Follett respektiert die Tatsache, dass das Spiel zu seinem Bestseller mehr als nur ein ergänzendes Medium zum Buch ist, sondern vielmehr eine eigene Geschichte im Universum von „Die Säulen der Erde“ erzählt.

Wieviel Personen arbeiten derzeit an der Umsetzung des Buches?

Carsten Fichtelmann: Das Kernteam, das sich mit der Adaption von „Die Säulen der Erde“ beschäftigt, besteht derzeit aus rund 20 Mitarbeitern.

Wie setzt sich so ein crossmediales Team zusammen?

Carsten Fichtelmann: Das Team ist aufgebaut wie ein klassisches Entwicklertram: Es gibt Autoren, Designer, Grafik-Experten für die unterschiedlichen grafischen Bereiche eines Spiels (Concept, Character, Background), Animatoren, Projektleiter, Producer, Tester und Programmierer. In den späteren Phasen des Projekts kommen dann noch Übersetzer und Sprecher hinzu. Die Zusammensetzung des Teams gleicht also der Zusammensetzung all unserer Projektteams und ist auf keinen Fall ungewöhnlich.

Was macht für Sie ein gutes Spiel, was ein gutes Buch aus?

Carsten Fichtelmann: Natürlich stehen Spielspaß bzw. Lesespaß an erster Stelle. Denn sowohl Bücher als auch Spiele erscheinen in zahlreichen Genres und Variationen, und je nach Art des Werks kann die Rezeption eines Buches oder Spiels unterschiedlich ausfallen. Das Spielerlebnis unserer Titel ist dabei dem Genuss eines guten Buches sehr ähnlich. Der größte Unterschied besteht allein darin, dass der Spieler die Protagonisten selbst steuert und audiovisuelle Eindrücke verarbeitet.

Was kann die Gamesbranche von der Buchbranche lernen?

Carsten Fichtelmann: Wir stellen vermehrt fest, dass wir derzeit weltweit das einzige uns bekannte Unternehmen der Gamesbranche sind, das ein derart episches Bucherlebnis aufwendig versoftet. Stellen wir uns ein einfaches Spiel wie Schach oder Mensch ärgere Dich nicht vor: Kein Mensch käme auf die Idee, dass diese Klassiker in fünf Jahren nicht mehr spielbar sein könnten. Ebenso verhält es sich mit „Die Säulen der Erde“: Als einer der bekanntesten internationalen Bestseller mit Millionen von Lesern in den vergangenen Jahrzehnten ist stark davon auszugehen, dass Folletts Werk auch in 100 Jahren noch konsumiert wird – sowohl in Buch- als auch in Spielform. Das ist unser Anspruch und genau das unterscheidet uns von anderen Unternehmen der Games-Branche: Wir machen Spiele, die Büchern sehr ähnlich sind und demnach auch nie wieder vom Markt verschwinden werden. Uns war dies stets klar, obwohl wir oft für diese Einstellung belächelt wurden. Dies muss die Games-Branche noch lernen.

Und was die Buchbranche von der Gamesbranche?

Carsten Fichtelmann: An dieser Stelle sollten wir festhalten, dass die Buchbranche die digitale Disruption relativ gut verarbeitet hat. Die Global Player haben früh realisiert, dass Bücher nicht nur physisch, sondern auch digital gelesen werden und dass sich dementsprechend die Vertriebswege ändern. In der Buchbranche gibt es stets zahlreiche unterschiedliche Themen, sodass sich häufig die Frage stellt, ob es dem engeren Sinn eines Buches zuträglich ist, wenn man es anreichert und ergänzt, wie beispielsweise durch Hörbücher oder Graphic Novels. Genau in diesem Bereich, in dem sich Graphic Novels und Hörbücher bewegen, befinden sich auch unsere Spiele. Und genau aus dem Grund ist uns wichtig, dass unsere Spiele als solches wahrgenommen werden, was sie sind: Interaktive Literatur.

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