Älteste Unternehmen Deutschlands, älteste Unternehmen der Welt

Doch wie nachhaltig das Internet arbeitet, das ist noch nicht ausgemacht. Fakt ist: E-Commerce hin, E-Commerce her – die Wirtschaft gibt es schon so lange, wie Menschen Handel betreiben. Das bedeutet: Seit Jahrtausenden. Doch nur die wenigsten Unternehmen haben eine Halbwertszeit, die ein halbes Jahrhundert überschreitet. Dass Unternehmen über 200 Jahre oder gar noch länger existieren, ist weltweit rar, auch in Deutschland. Doch es gibt sie. Hier nennen wir die ältesten Unternehmen Deutschlands, welche natürlich auch zu den ältesten Unternehmen der Welt gehören:

Das Internet im kommerziellen Sinne feiert 2015 sein 20-jähriges Bestehen. Nach dem Buchdruck, der Erfindung der Dampfmaschine, des Autos und der Kernspaltung gehört die Digitalisierung der Welt zu den wichtigsten wirtschaftlichen Entwicklungen der Menschheit.

Auffallend ist: Alle Unternehmen in Deutschland, welche älter als 200 Jahre sind, gehören dem deutschen Mittelstand an. Klassische Konzerne entwickelten sich in Deutschland erst ab 1880 (wie BASF, Thyssen, Krupp). Und das sind die ältesten Unternehmen Deutschlands:

Auto Eder GmbH: Das Unternehmen wurde 1491 gegründet – ist also bald 550 Jahre alt. Insgesamt arbeiten bei Auto Eder heute über 1.760 Mitarbeiter. Bei einem Umsatz von 559 Millionen Euro kann Auto Eder von sich sagen, durchaus zum größeren Mittelstand zu gehören.

Bald 400 Jahre alt ist die deutsche Heinz-Unternehmensgruppe. Sie wurde gegründet, als England im Shakespeare-Fieber war und zwar im 17. Jahrhundert, genauer im Jahr 1622. Heute arbeiten in der Heinz-Unternehmensgruppe rund 3.000 Mitarbeiter, welche einen Umsatz von 340 Millionen Euro erwirtschaften.

Von Harry Brot bis Zollern - Deutschland hat sehr alte Unternehmen

Ebenfalls eines der ältesten deutschen und europäischen Unternehmen ist die WIV Wein International AG. Sie wurde 1675 gegründet und beschäftigt heute 5.100 Mitarbeiter bei einem Umsatz von 540,6 Millionen Euro.

Wer in Berlin wohnt, der kennt die berühmten Werbe-Kampagnen der Harry-Brot GmbH. Doch was viele Berliner nicht wissen – Harry Brot ist möglicherweise das älteste Berliner Unternehmen. Denn die Gründung von Harry Brot geht auf das Jahr 1688 zurück. Heute arbeiten bei Harry Brot rund 4.000 Mitarbeiter. Der Umsatz der Gruppe liegt bei stolzen 809 Millionen Euro.

In München gibt es berühmte Touristen-Magnete. Der Marienplatz gehört dazu, der Odeonsplatz, der Karlsplatz, Königsplatz, der Hofgarten, Englische Garten oder das BMW Museum. Doch Freunde des guten Essens und der guten Getränke schwenken stets bei ihrem München-Besuch auch in das deutschlandweit aus der Werbung bekannte gelbe Haupthaus der Alois Dallmayr KG, welches direkt hinter dem Münchner Rathaus am Marienplatz liegt.

Dabei kann Dallmayr von sich behaupten, wonach nicht nur die Werbung mit der Geschichte des Hauses spielt, sondern dass die Alois Dallmayr KG aus München wirklich ein zentraler Bestandteil der deutschen und europäischen Lebensmittelhandels-Geschichte ist. Denn die Gründung von Dallmayr geht auf das Jahr 1700 zurück. Heute arbeiten bei der Alois Dallmayr KG 3.073 Mitarbeiter, welche einen Umsatz von 930 Mio. Euro erwirtschaften. Damit gehört Dallmayr in München und Bayern zu den größten Arbeitgebern.

Ebenfalls als eines der ältesten Unternehmens Deutschlands oder Europas darf sich die Zollern GmbH & Co. KG nennen. Zollern wurde 1708 aus der Taufe gehoben und beschäftigt heute 2.987 Angestellte. Der Umsatz von Zollern liegt bei 557 Mio. Euro. Die Zollern GmbH gehört zum deutschen Kaisergeschlecht der von Hohenzollern, aus welchem der letzte deutsche Kaiser Wilhelm II. stammt.

In Deutschland gibt es nach Schätzungen über 500 Bier-Brauereien. Viele davon sind bereits weit über 100 Jahre alt. Doch die wenigsten Brauereien können ihre Gründungslinie nahtlos zurückführen. Eine der wenigen, die dies vermögen, ist die Oettinger Brauerei GmbH. Sie braute erstmals 1731 Bier und beschäftigt heute 1.150 Mitarbeiter bei einem Umsatz von circa 440 Millionen Euro. Trotz der stolzen Unternehmens-Geschichte ist das Bier der Oettinger Brauerei im Vergleich zum weltbekannten Franziskaner dennoch eher jung.

Franziskaner Brauerei geht auf das Jahr 1363 zurück, Münchner Hacker-Pschorr Gaststätte auf das Jahr 1417

Denn erstmals wurde die deutsche Franziskaner Brauerei gut 350 Jahre früher erwähnt und zwar im Jahr 1363. Damals war zum ersten Mal die Rede von einer "Bräustatt bey den Franziskanern". Sitz der Brauerei war und ist bis heute ein Platz – genauer ein Hügel - Nähe der Residenzstadt München. Der Ursprung des Franziskaner Biers liegt in dem noch heute existierenden bayerischen Franziskaner-Kloster. Denn auch im frühen Mittelalter war der Genuss von Bier durchaus eine Wonne, welcher auch Geistliche nicht abgeneigt waren.

Noch heute strömen die Menschen gerne in die schön gelegene urige Gaststätte des Franziskaner-Kloster bei München. Direkt in unmittelbarer Nähe der Gaststätte liegt die äußerst schöne kleine barocke Franziskaner-Kirche, die in aller Regel für Besucher geöffnet ist.

Ähnlich alt wie das Franziskaner Bier ist das Hacker-Pschorr Bier aus München. Wer in der Bayerischen Hauptstadt weilt, dem dürfte in der bekannten Sendlinger Straße sicherlich einmal das alte Anwesen der Hacker-Pschorr Gaststätte ins Auge gefallen sein und zwar unter dem Namen "Altes Hackerhaus". Doch was viele nicht wissen: Das Hacker-Pschorr-Gasthaus wurde erstmals 1417 erwähnt. Zumindest das Gasthaus kann von sich sagen, dass es bald über eine 600-jährige Geschichte in München verfügt.

Ebenfalls zu den ältesten Bieren Deutschlands gehört das Zötler Bier der Privat-Brauerei Zötler GmbH. Es wurde erstmals 1447 erwähnt und gilt damit zu den ältesten Familien-Unternehmen der Welt.

Auch wenn das weltberühmte Meißner Porzellan aus Ostdeutschland bereits am 23. Januar 1710 per Dekret des sächsischen Königs August dem Starken als "Königlich-Polnische und Kurfürstlich-Sächsische Porzellan-Manufaktur" in Dresden gegründet wurde und heute noch existiert, so ist das Meißner Porzellan doch nicht das einzige, welches auf eine über 350-jährige Geschichte zurückblicken kann. Grund:

Die Villeroy & Boch AG basiert ebenfalls auf einer Unternehmens-Gründung im 18. Jahrhundert. Erstmals wurde der edle deutsche Porzellan-Hersteller im Jahr 1748 erwähnt. Heute arbeiten für Villeroy & Boch 7.400 Mitarbeiter. Die Bilanz des Porzellan-Herstellers weist einen Umsatz von rund 744 Millionen Euro aus.

Nichts mit Porzellan, dafür aber mit berühmten Buntstiften hat die gleichnamige Faber-Castell AG zu tun. Das blaute Geblüt derer von und zu Faber-Castells legte im Jahr 1761 den Grundstein für die Faber-Castell AG, welche heute 7.500 beschäftigt. Der Umsatz des bayerischen Unternehmens liegt bei 590,4 Millionen Euro:

Ebenfalls zu den ältesten Unternehmen Europas, beziehungsweise den ältesten Unternehmen der Welt, gehören die folgenden deutschen Unternehmen: die MHM Holding GmbH (Gründung 1765, Mitarbeiter: 3.600, Umsatz: 840 Mio. Euro), Lemken (Gründung 1780, Mitarbeiter: 1.070, Umsatz: 34 Mio. Euro) sowie die weltbekannte Meyer Werft GmbH (Gründung 1795, Mitarbeiter: 3.100, Umsatz: 1.500 Mio. Euro).

Ob in 400 Jahren auch deutsche oder europäische Internet-Unternehmen von sich sagen können, sie waren einst in grauen Vorzeiten gegründet worden, das scheint indes nach allem was wir bislang im Internet und digitalen Geschäft gesehen haben, eher unwahrscheinlich. Möglich aber, dass es dann zumindest noch die riesigen Wirtschafts-Konglomerate aus dem digitalen Zeitalter gibt - alle in den USA beheimatet: Google, Facebook, Microsoft, Intel, Oracle oder Apple.

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