
NETZ-TRENDS.de | Analyse vom 13. Mai 2025: Apple zieht nach – aber reicht das?
Mit Apple Intelligence, das in iOS 18, macOS Sequoia und iPadOS 18 integriert ist, will Apple nicht weniger als die Art verändern, wie wir schreiben, kommunizieren und Informationen verarbeiten. Das neue System soll dabei helfen, Texte zu optimieren, E-Mails zu sortieren, Bilder zu erstellen und Informationen schneller zu erfassen – direkt auf dem Gerät, ohne Umweg über Drittanbieter.
Damit tritt Apple erstmals in direkter Konkurrenz zu ChatGPT, der Künstlichen Intelligenz von OpenAI, die seit dem Durchbruch von GPT-3 und spätestens mit GPT-4 und dem neuen Modell GPT-4o als Maßstab für generative KI gilt.
Apple setzt mit Appel Intelligence setzt auf eine engere Systemintegration. Funktionen wie Textzusammenfassungen, automatische Rückblickfilme, intelligente Bildgenerierung oder das Umschreiben von Texten in verschiedenen Tonlagen sind direkt in Mail, Nachrichten, Notizen, Fotos und Drittanbieter-Apps nutzbar – mit nur einem Fingertipp.
Siri wird zur systemweiten Kommandozentrale, kann jetzt auch getippt werden und greift – mit Zustimmung – sogar auf ChatGPT zurück, wenn Apples eigene KI an ihre Grenzen stößt.
Doch Apple geht nicht den Weg der offenen Plattform: Freie Prompteingabe, komplexe Aufgaben oder etwa das Schreiben von Gedichten, Essays oder Programmcode ist bisher nicht vorgesehen. ChatGPT bleibt hier klar überlegen, da es mit GPT-4 und dem neuen GPT-4o eine vollständig offene Interaktion mit natürlicher Sprache, Bildern und Sprache ermöglicht – in einem einzigen Interface.
Ein entscheidender Punkt, mit dem Apple punkten will: Datenschutz. Während ChatGPT Daten zur Verbesserung seiner Modelle verarbeitet – selbst wenn sie anonymisiert sind – verspricht Apple mit „Private Cloud Compute“, dass alle Anfragen entweder lokal auf dem Gerät oder verschlüsselt auf Apple-Servern mit Apple-Chips verarbeitet werden – und niemals gespeichert oder weitergegeben werden.
Diese Architektur soll gewährleisten, dass niemand außer dem Nutzer selbst Zugriff auf Inhalte erhält, nicht einmal Apple.
Apple Intelligence glänzt bei alltäglichen Aufgaben:
E-Mail-Postfächer werden automatisch sortiert, Mitteilungen priorisiert, lange E-Mail-Konversationen zusammengefasst. Bilder lassen sich direkt aus Skizzen oder Textbeschreibungen erzeugen – inklusive personalisierter Genmojis und Erinnerungsfilme aus der eigenen Fotomediathek.
Doch wenn es um freie kreative Aufgaben geht – etwa das Erstellen von Geschichten, Gedichten, Songtexten, Strategiekonzepten oder wissenschaftlichen Zusammenfassungen –, ist ChatGPT weiterhin leistungsstärker. Das Modell kann auf viele Milliarden Parameter zurückgreifen und bleibt nicht auf System-UI oder vorgefertigte Tools beschränkt.
Funktionsbereich | Apple Intelligence | ChatGPT (GPT-4, GPT-4o) |
---|---|---|
Verfügbarkeit | Nur auf Apple-Geräten mit M1-Chip oder A17/A18 (ab iPhone 15 Pro) | Plattformunabhängig (Web, App, API) |
Texthilfe / Schreibwerkzeuge | Tonalität, Kürzen, Umformulieren, Tabellen & Listen | Alle Textarten, inkl. Poesie, Code, wissenschaftl. Arbeiten |
Zusammenfassung von E-Mails, Mitteilungen | Ja, direkt in Mail & Mitteilungen | Ja, per Datei oder Text-Prompt |
Bildgenerierung | Image Playground, Genmojis, Skizzenanalyse | DALL·E integriert, inklusive Editierfunktion |
Spracheingabe / Sprache | Siri, jetzt tippbar und kontextbasiert | GPT-4o: Sprache, Text, Bild in Echtzeit nutzbar |
Datenschutz | On-device oder Private Cloud Compute, keine Speicherung | Daten können modellseitig verarbeitet werden |
Personalisierung / Kontextverarbeitung | Ja, systemweit in Apple-Apps mit Nutzerfreigabe | Ja, aber nur über manuelle Prompts oder API |
Offene KI-Eingabe | Nein, keine freie Promptfläche | Ja, komplett offene Text-, Bild- und Spracheingabe |
Verknüpfung mit eigenen Dokumenten | Teilweise, z. B. Mail, Notizen, Fotos | Ja, via Datei-Upload oder Plugin |
Entwicklerintegration | Über neue Apple Frameworks und Intents möglich | Via API, Plugin, Drittanbieter-Integration möglich |
Apple Intelligence ist ein beeindruckender Schritt in die richtige Richtung: Es macht den digitalen Alltag effizienter, ohne überfrachtet zu sein. Für typische Aufgaben wie Textüberarbeitung, Bilderstellung oder das Sortieren von Informationen bietet es eine nahtlose und intuitive Lösung – ideal für Beruf, Studium und private Organisation.
ChatGPT hingegen bleibt das vielseitigere Werkzeug – leistungsfähiger, offener, kreativer. Wer spezifische, komplexe oder besonders kreative Aufgaben hat, wird hier weiterhin besser bedient.
Apple spielt auf Sicherheit, Systemintegration und Usability. OpenAI auf Offenheit, Modellmacht und Multimodalität. Es ist also kein Kampf der Systeme, sondern eine neue Koexistenz – jeder mit anderen Stärken.