Katastrophe Studie: 414 US-Städte versinken im Meer durch Anstieg des Meeresspiegels

Eine neue deutsch-amerikanische Studie schlägt Alarm: Egal, was die Menschen künftig versuchten, um dem Ausstoß an gefährlichen Treibhausgasen, sogenannten Kohlenstoffemissionen, Einhalt zu gebieten: Über 400 Städte und Gemeinden seien allein in den USA dem Meerwasser geweiht. Das heißt: sie würden mehr oder weniger mittelfristig teils metertief im Wasser des ansteigenden Meeresspiegels versinken. Dies schreiben die Autoren der Studie in einem Aufsatz im "National Academy of Sciences Journal".

Bild: pixabay.com / tpsdave
New Orleans ist schön am Wasser gelegen.

Durchgeführt worden ist die wissenschaftliche Arbeit von "Climate Central"-Wissenschaftlern aus Princeton sowie dem deutschen "Potsdam Institute for Climate Impact Research" und dem "Physics Institute of Potsdam University". Die Wissenschaftler arbeiten im Rahmen der Web-Initiative "Climate Central" zusammen, einer "unabhängigen Organisation von führenden Wissenschaftlern und Journalisten, welche die Erforschung und Berichterstattung über die Fakten über unseren Klimawandel und dessen Auswirkungen auf die amerikanische Öffentlichkeit" zum Ziel habe.

Vom Anstieg des Meeresspiegels besonders betroffen sei, so die Forscher, Florida. Es ist also jener gerne in Touristik-Prospekten als "Sonnenstaat" oder "Sunshine State" angepriesene süd-östliche Zipfel der USA. Der Bundesstaat liegt nur rund 90 Meilen von Kuba entfernt. Florida wurde im Laufe der Jahrzehnte bis hinunter in das Städtchen Key West mühevoll erschlossen. Sümpfe, Riesenschlangen, Alligatoren und Moskitos machten Florida ursprünglich nicht gerade attraktiv als Siedlungsgebiet.

Doch das ganzjährig gute Wetter hat Millionen Menschen im Laufe der vergangenen 200 Jahre dort hinziehen lassen. Für viele wird wohl der Traum vom Wohnen in Florida in den nächsten Jahrzehnten in einer Katastrophe enden. Einer teuren. Denn Bauland ist in Florida gerade am Wasser immer noch hochpreisig, da begehrt. In den über 400 am stärksten von künftigen Überflutungen betroffenen US-Städten wohnen Millionen Bürger.

Miami besonders gefährdet: Untergrund ist wie Schweizer Käse

Mit am bekanntesten dürfte die vom ansteigenden Meeresspiegel betroffene Florida-Metropole Miami sein. Diese Stadt, durchzogen von Hochhäusern und Luxushotels direkt am breiten, aber sehr flachen Miami Beach, sei besonders gefährdet, prognostizieren die Katastrophen-Forscher. In Miami sind viele Gebäude auf einem Grund und Boden gebaut, der aus porösem Kalkstein besteht. Dies ist kein guter stabiler Untergrund, da löchrig wie Schweizer Käse. Das bedeutet: Das Wasser kommt sowohl von der Meerfront, wie aus dem Untergrund.

Neben den Bewohnern von Miami werden nach den neuen Prognosen-Berechnungen die Bewohner der wunderschönen amerikanischen Südstaaten-Stadt New Orleans den massiven Anstieg des Meeresspiegels zu spüren bekommen. New Orleans war vor Jahren schon einmal von einer furchtbaren Umweltkatastrophe in weiten Teilen zerstört worden. Die Häuser dort sind, wie so viele in den USA, oftmals relativ einfach aus Holzlatten zusammengezimmert. Entsprechend schlecht sind sie gegen Stürme und Wasser geschützt.

Wann das Weltuntergangs-Szenario in Florida begänne, wollen die Autoren nicht voraussagen. Nur so viel: Der Meeresspiegel werde definitiv ansteigen und sich definitiv weite Landmassen zurückholen. Man sei in der Umwelt- und Klimazerstörung schon soweit vorangeschritten, dass man auch durch eine Reduktion der Kohlendioxid-Emissionen, des Carbon, dieses nicht mehr verhindern könne. Man könne allenfalls noch schlimmeres verhindern und vor allem eine leichte Verzögerung erreichen, meinen die Umwelt-Aktivisten.

Auch in New York City sollte man sich sehr genau überlegen, wo man eine Wohnung kauft

Sehr dramatisch würde der Anstieg des Meeresspiegels auch die weltweit berühmte und beliebte Metropole New York City treffen. Hier würden mindestens eine halbe Millionen Menschen auf Land leben, welches so sicher wie das Amen dem Meer geweiht sei.

Unter den Gebieten, die als stark gefährdet gelten, sagen die Wissenschaftler, seien zudem Städte wie Philadelphia, Virginia Beach, Sacramento oder Jacksonville.

Gegenüber der amerikanischen Ausgabe der Huffington Post erklärte einer der drei Autoren der Umweltstudie, Benjamin Strauss (neben Scott Kulpa und Anders Levermann), dass viele der vom Anstieg des Meeresspiegels betroffenen Städte nicht zwangsläufig in Gänze dem Untergang geweiht seien. Voraussetzung sei aber, dass man endlich erkenne, dass die USA kurz davor seien, den Geist aus der Flasche zu lassen. So erklärte der Umwelt-Wissenschaftler, man wisse, dass es einen Punkt gebe, ab dem es "keine Wiederkehr" gebe.

98 Prozent von New Orleans werden auf jeden Fall unter Wasser gehen

Problematisch sei aber schon heute, dass man selbst mit umfangreichen Deichbauten rund um Städte das Unheil kaum mehr abwenden könne. So erklärte Katastrophen-Wissenschaftler Strauss der amerikanischen Huffington Post:

"Selbst in einem Best Case Kohlenstoff-Emissions-Szenario würde 98 Prozent des besiedelten Lands in New Orleans unter dem Meeresspiegel zukünftig sein… weil es so flach und tief liegend ist."

Des Weiteren führte Strauss aus, dass der Anstieg des Meeres für viele Kommunen in der Theorie "eigentlich nur eine Frage des Aufbaus geeigneter Abwehrkräfte" sei. Doch müsse man sich auch darüber Gedanken machen: "Wie tief möchten Sie in einer Schüssel leben?" Gerade in New Orleans habe man man beim Hurrikan Katrina gesehen, was passiere, wenn ein Damm durchbrochen werde.

Jeder Bauherr ist für den Unterwasserschutz selber verantwortlich

Dabei gelte: Je höher der Damm gebaut werde, desto katastrophaler seien die Auswirkungen, wenn es zu einem Deichbruch komme. Ähnlich sei die Situation in Miami. Hier würden aber auch keine Deiche helfen, da das Land unter der Stadt so poröse sei, dass es zu einem dramatischen Anstieg des Grundwassers unter den Häusern komme.

Unter einem ähnlichen Problem leiden viele Bewohner ostdeutscher Städte - beispielsweise in Leipzigs Innenstadt. In vielen Kellern kann man in Löcher schauen und sieht das Grundwasser nur 50 Zentimeter unterhalb des Betonbodens im Hauskeller. Das stellt Bauherren schon heute vor enorme Herausforderungen und sehr teure Baulösungen.

Gleichzeitig bedeutet es: Neben der Technik muss das Geld zum Schutz vor einem Anstieg des Grundwassers oder Meeresspiegels vorhanden sein. Dabei finanzieren aber die Städte für private Bauherren, also Haus- oder Wohnungsbesitzer, einen Grundwasserschutz in aller Regel nicht.

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