Software Porsche 911 setzt nicht auf Android Auto sondern auf CarPlay

Nach einem Bericht des amerikanischen Automobil-Mediums Motor Trend werde der Porsche-Klassiker, Porsche 911, nicht auf die Google Android Auto Software setzen. Stattdessen habe sich Porsche dem Konkurrenzprodukt von Apple, dem Carplay System zugewendet.

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Der Klassiker: Porsche 911.

Angeblich habe sich Porsche gegen Googles Android Auto-Software gewandt, da man Bedenken hinsichtlich der Privatsphäre habe. Google ist für Datensammelei bekannt. Dies macht Produkte zwar oftmals besser. Doch nicht selten ist Googles Hang zu Datensammelei auch schwierig mit dem in der Europäischen Union (EU) geltenden Datenschutz in Einklang zu bringen. Aktuell scheint Google beispielsweise Daten in der Navigationssoftware von Google Maps zu sammeln:

"Als Autofahrer bin ich begeistert, dass die Google Navigationssoftware Google Maps scheinbar über GPS bei angeschlossenen Autofahrern aktuelle Daten zum Fahrverhalten der Fahrer sammelt und daraus Rückschlüsse zieht, ob die vorher fahrenden Autos möglicherweise in einem Stau stecken und mir dieses dann über geänderte Routenvorschläge auf dem Google Maps Navigationsdeutlich innerhalb von Sekunden oder Minuten mitteilt", meint der Fahrer gegenüber netz-trends, ein Wirtschaftsingenieur.

Datensammelei durch Google Android Auto?

Doch ob eine solche parallele Datensammlung durch Google Maps in der EU rechtlich zulässig ist, darüber haben sich Datenschützer noch nicht geeinigt. In Motor Trend heißt es mit Bezug auf Porsche, der Zuffenhausener Automobilhersteller habe keine technischen Probleme mit der Google Android Auto Software, aber ethische. Vor gut einem Jahr hatte der ehemalige Porsche-CEO Matthias Müller in einem Vortrag erklärt, es sei wichtig, dass sich die deutsche Automobilwirtschaft nicht von Google abhängig mache.

Angeblich habe Google von Porsche erwartet, heißt es weiter, dass zahlreiche Informationen an Google künftig übermittelt würden. Angeblich reiche die Datensammelwut von Google dabei von der "Fahrzeuggeschwindigkeit, Drosselklappenstellung, Kühlmittel- und Öltemperatur bis hin zur Motordrehzahl". Das heißt: Es gehe also um eine komplette On-Board-Diagnose (OBD2). Dies seien Gründe, weshalb Android Auto auch wissen müsse, wie die GPS-Standortdaten lauteten, wie der Akkustatus des Telefons sei, ob das Auto parke oder ob es Nachts oder am Tag unterwegs sei. All das optimiere die Einblendungen auf dem Auto-Bildschirm durch Android - soll zumindest Google argumentiert haben.

Ein Porsche-Mitarbeiter erklärte dazu zu netz-trends: "Wenn wir chinesische Spione an Bord haben wollen, lassen wir es Google gerne wissen". Man sei "doch nicht blöd" und liefere "Google sämtliche Informationen, damit die dann ihr eigenen Google Autos leichter in allen möglichen Car-Segmenten nachbauen können".

Google nehme Datenschutz "sehr ernst"

Bei Apple scheint man da vorsichtiger im Umgang mit Porsche gewesen zu sein. Apple habe lediglich im Rahmen eines Software-Deals Bewegungen des Fahrzeugs übermittelt haben wollen.

Google selbst soll mittlerweile, schreibt die Zeitschrift PCMag in ihrem Online-Auftritt abgestritten haben, dass es mit Android Auto zahlreiche Informationen sammele. Man nehme "den Datenschutz sehr ernst und sammeln keine Daten", zitiert PCMag Google. Angeblich könne jeder Anwender selbst entscheiden, welche "Informationen Android Auto" sammle. Dabei sehe man es so, erklärte Google, dass die Systeme besser würden, wenn unterschiedlichste Fahrzeuge "ihre Erfahrungen teilen".

Doch gerade mit den Möglichkeiten Einstellungen individuell anzupassen, hapert es bei Google schon in anderen Bereichen:

Sagt man beispielsweise Google Chrome, man wünsche keine Chronik, muss permanent wieder in den anonymen Internet-Modus umgeschaltet werden. Noch schlimmer ist es beim Konkurrenz-Produkt Mozilla Firefox: Hier muss mit jedem Browser-Start nicht nur ebenfalls in den Private Modus gewechselt werden, wenn man keine Chronik wünscht. Hinzu kommt:

Selbst wenn man über die Einstellungen sagt "niemals Chronik anlegen", ist, falls man vergessen hat über den Privaten Modus Webseiten aufzurufen, bei Neustart des Mozilla Firefox doch wieder eine Chronik angelegt. Zudem erkannt ein normaler Mozilla Firefox-Nutzer noch nicht einmal, ob der Browser aktuell nun im Private Modus ist oder nicht.

Das Spiel mit den ständigen Werkeinstellungen bei Google Chrome oder Mozilla Firefox

Heißt: Falls Android Auto von Google ähnliche Spiele machen würde - also faktisch nach jeder Fahrt wieder eine Art Reset automatisch herbeiführt, beziehungsweise die von Google favorisierten Werkseinstellungen, hätte Google über die Hintertüre doch wieder das, was es will: möglichst viele Daten. Denn die meisten Verbraucher werden irgendwann resigniert aufgeben, immer und immer wieder die Datenschutz-Einstellungen so einzugeben, wie man es selbst möchte. Auch diese Sorge scheint Porsche mit Blick auf Google zu haben.

Neben dem Datenschutz gibt es bei Google in der deutschen Automobilbranche Bedenken, dass Google sich auch über Android Auto noch ein Monopol aufbaut und dann die beteiligten Autokonzerne in eine Abhängigkeit bringt. Das hieße: Dass Google über jährlich teurer werdende Software-Lizenzen bei den beteiligten Automobilkonzernen die Daumenschrauben anlegen könnte.

Lizenzen für Android in Milliardenhöhe

Wie teuer solche Lizenzen sein können, zeigte sich unlängst, als Samsung noch Lizenzen in Milliardenhöhe für die Nutzung von Android nicht nur an Google überweisen sollte, sondern auch an Microsoft. Grund: In Android sind bestimmte Teile urheberrechtlich Microsoft zuzuschreiben.

"Dass Google gerne zweifelsfrei gute Produkte einführt und sich diese nachträglich mit vielen Dollar und ständigen Verteuerungen bezahlen lässt, kennen wir Werbungsreibenden doch schon in den Google Adwords-Konten", meint Peter, ein Automobilshop-Bertreiber.

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