USA T-Mobile Chef sauer über Kunden-Identitätsklau bei Experian: 15 Mio. T-Mobile-Kunden bestohlen

Das was Anbieter wie die Schufa in Deutschland sind, ist Experian in den USA. Entsprechend vertraute auch die Tochter der Deutschen Telekom AG, T-Mobile, in den USA seine Daten Experian zur Kreditwürdigkeits-Überprüfung von Millionen Kunden an.

Bild: Sreenshot protectmyid.com/default.aspx?sc=678628
Ausgerechnet Experian bietet einen angeblichen Schutz vor Identitätsdiebstahl an.

Doch da die Software-Mitarbeiter von Experian nachlässig waren, konnten nun Daten von 15 Millionen T-Mobile-Kunden geklaut werden - und das bequem in einem Zeitraum von 24 Monaten. Viele wundern sich: Wie konnte 24 Monate lang ein Datenklau in dieser Größenordnung unbemerkt bleiben? Nicht betroffen sind die Konten der T-Online-Kunden in Deutschland. Für T-Mobile kommt der Datenskandal seines Dienstleisters zum denkbar ungünstigsten Zeitpunkt. Nach dem Software-Emissionns-Skandal bei Volkswagen sind deutsche Unternehmen derzeit in den USA besonders im Fokus von Verbrauchern, Medien, Gerichten, Behörden und Politikern. Ein Datenskandal ist das letzte, was man derzeit gebrauchen kann. Zumal T-Mobile die vergangenen Monate sich über deutliche Kundenzuwächse freuen konnte. All das steht nun völlig unverschuldet auf der Kippe. Eine Katastrophe für T-Mobile, die sich auch an der Börse schon bemerkbar macht: Der Aktienkurs von T-Mobile geht runter.

Insgesamt wurden beim Bonitätsprüfungs-Dienstleister Experian neben Adressen auch Ausweisnummern der T-Mobile-Kunden gestohlen, ebenso Geburtsdaten, Sozialversicherungsnummern und / oder Führerscheinnummern. Betroffen sind möglicherweise auch Informationen des Ergebnisses einer T-Mobile-eigenen Bonitätsprüfung. Angeblich sind Kreditkartendaten nicht geklaut worden (was verwundern würde, da gerade solche Daten besonders wertvoll auf dem Schwarzmarkt sind).

T-Mobile-Chef John Legere, berühmt für seine hemdsärmelige Art, sagte es auf seine Art: "Ich bin richtig sauer". Zudem werde er die Geschäftsbeziehungen zu Experian - einem Dienstleister zur Überprüfung der Kreditwürdigkeit von Kunden beispielsweise amerikanischer Unternehmen - eingehend überprüfen. Neben der Überprüfung von Experian werde man auch sonstige Beziehungen von T-Mobile zu Lieferanten sich noch einmal besonders genau anschauen. T-Mobile gehört mit fast 60 Millionen Kunden in den USA zu den größten Telekommunikations-Konzernen in Nordamerika.

15 Millionen Experian-Kundendaten vom Datenskandal betroffen

John Legere erklärte in einem Offenen Brief, dass Datensätze von 15 Millionen T-Mobile-Kunden betroffen seien, die sich zwischen dem 1. September 2013 bis 16. September 2015 einer Bonitätsprüfung für T-Mobile-Dienste unterziehen mussten - beispielsweise ob sie genügend Geld für den Kauf eines neuen Handys im Rahmen eines T-Mobile-Vertrages haben.

Beobachter - vor allem aus Ländern wie Deutschland mit einem tendenziell hohen Datenschutz - verwundert beim Experian-Datenskandal die Masse an Verbraucherdaten, die bei Telekommunikations-Unternehmen wie T-Mobile oder AT&T abgeglichen werden. Letztlich geht es ja nur um den Kauf eines Handys und nicht eines Autos. Viele fragen sich: Ist eine solch exzessive Bonitätsprüfung in den USA wirklich notwendig? Während einige dies verneinen, verweisen andere darauf, dass die US-Verbraucher zu den am höchsten verschuldeten weltweit gehören.

Jedenfalls erklärte John Legere, CEO von T-Mobile: "Natürlich bin ich unglaublich wütend über diese Datenschutzverletzung und wir werden eine gründliche Überprüfung unserer Geschäftsbeziehung mit Experian einleiten. Aber im Moment gilt meine größte Sorge… der Unterstützung von allen betroffenen Verbrauchern". Jetzt wolle man zunächst einmal, so Legere weiter, "mit Experian zusammenarbeiten, um Schutzmaßnahmen für alle diese Verbraucher so schnell wie möglich umzusetzen".

Stück aus dem Tollhaus: Experian bietet Schutz vor Identitätsdiebstahl an

Geradezu wie ein Stück aus dem Tollhaus mutet an, dass ausgerechnet Experian auch noch einen Identitätsdiebstahl-Schutzdienst anbietet. Dieser Schutz wird unter www.protectmyID.com/securityincident offeriert.

Derweil versucht das Daten-Skandalunternehmen Experian seine Verfehlungen herunterzuspielen. So erklärte das Unternehmen: "Das war ein Einzelfall von einem Server und einem Client-Daten".

Kommentar Experian-Datenskandal: Der wahre Terrorismus ist nicht islamisch, sondern digital

Die Opfer dieses Experian-Datenskandals sind die 15 Millionen T-Mobile-Kunden. Sie werden jahrelang mit diesem Identitätsdiebstahl zu kämpfen haben. Natürlich muss man Experian auch grobe Fahrlässigkeit vorwerfen. Es ist ein Skandal der obersten Güte, dass ausgerechnet ein solches US-Unternehmen, das ausschließlich von Datenüberprüfungen lebt, nicht in der Lage war, einen zweijährigen Datendiebstahl zu bemerken. Diese Schlamperei und Nachlässigkeit ist unentschuldbar und als solches fast schon kriminell, da Kunden versprochen wird, was nicht gehalten wird: Nämlich dass Experian helfe, Identitätsdiebstahl zu verhindern. Wer eine solche Aussage tätigt und dann in einem solchen Tsunami sich von Hackern hinters Licht führen lässt, macht sich mitschuldig.

Man könnte sogar von einem Experian-Betrug an Kunden wie T-Mobile, aber vor allem auch an den Verbrauchern sprechen und natürlich auch gegenüber T-Mobile selber. Auch haben wir es längst nicht mehr nur mit irgendwelchen Skandalen zu tun, sondern mit einem Akt des digitalen Terorismus gegen Verbraucher und Unternehmen. Das Herunterspielen, es sei ja nur ein "Skandal", wenn Daten in einem solchen Ausmaß geklaut werden, sollte aufhören. Die Unternehmen scheinen es immer noch nicht verstanden zu haben, dass Daten und Identitäten das höchste Gut sind, das die meisten Menschen haben. Wer Daten und Identitäten stiehlt, begeht eben nicht nur irgendeinen kumpelhaften Hacker-Skandal, sondern einen Akt von Cyber-Terrorismus an der Gesellschaft, an Menschen, an Unternehmen. Und als solches sollten endlich Unternehmen wie Behörden Datendiebstahl auch werten.

Den Millionen Experian-Opfern drohen jahrelange Auseinandersetzungen mit irgendwelchen Banden weltweit, die ihre Daten missbräuchlich nutzen: Mal um auf Online-Shops einzukaufen, dann wieder um eine Führerscheinzulassung zu erhalten. Der jetzigen Datenskandal in den USA ist eine weitere Bankrotterklärung der oftmals auch hochbezahlten Software-Szene, die scheinbar unfähig ist, sich gegen Hacker-Banden proaktiv zu wehren. Der wahre Terrorismus im Westen ist nicht islamisch, sondern digital.

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