VW droht auch in Großbritannien die größte Sammelklage in der Geschichte des Landes

Kommentar - "Oh weh, VW", titelte die Bild-Zeitung am Mittwoch und schrieb: Warum nur tut uns das Desaster bei Volkswagen so weh? Gleichzeitig lieferte das Boulevardblatt, das immer noch über zwei Millionen Exemplare täglich verkauft, die Antwort: Weil die Volkswagen AG so deutsch ist, wie Bratwurst, wie unsere Eichen im Wald oder Berlin. Wir lieben diese Marke.

Bild: Volkswagen AG
Der VW Beatle als Cabrio - ein weltweiter Klassiker.

Und wir sind uns bewusst, wie sehr Deutschland von der Automobilwirtschaft abhängig ist. Das erklärte am Donnerstagvormittag auch Deutschlands Wirtschaftsminister Sigmar Gabriel (SPD): Man müsse jetzt sehr aufpassen, dass der wichtigste deutsche Wirtschaftszweig, die Automobilbranche, nicht ernsthaften Schaden durch die (nach unserer Meinung völlig überzogenen) US-Ermittlungen erleide. Doch die Krise ist bei der Volkswagen AG noch nicht ausgestanden: Nach den USA zieht nun auch das Schwesterland Großbritannien nach. Von der Insel heißt es, man bereite im Vereinigte Königreich derzeit "die größte Sammelklage in der Geschichte Großbritanniens" gegen VW vor.

Es drohen schon bald Dutzende Razzien an VW-Standorten weltweit

Nach wie vor ist die "Abschalteinrichtung", welche VW verwendete, um auch in Großbritannien Dieselfahrzeuge verkaufen zu können, weltweit das Top-Thema Nummer eins. Die amerikanische Justizministerin, bekannt dafür, Weltkonzerne ausländischer Länder, die von Männern geführt werden, besonders aggressiv und überzogen anzupacken, teilte bereits mit, wegen der irreführenden Emissionsprüfungen nun Strafverfahren gegen VW-Manager einzuleiten.

Das heißt: Schon bald könnte es unangekündigte Razzien an Dutzenden VW-Standorten weltweit geben, mit Tausenden Computern und Unterlagen, welche in unzähligen Lastwagen abtransportiert werden. Wenn die Unternehmeskommunikation von Volkswagen gemeinsam mit den Strafverteidigern und dem sonstigen Management sich darauf nicht umgehend vorbereitet, droht eine weitere Verunsicherung der Belegschaft, die es nicht gewohnt sein dürfte, wenn Hunderte Polizisten, Kriminalbeamten, Steuerfahnder und unzählige Staatsanwälte die Herrschaft in den Räumen von VW übernehmen.

Beteiligte VW-Mitarbeiter und Manager müssen mit Auslieferung in die USA rechnen - da das Deutsche Grundgesetz immer weiter verwässert wurde

Auch müssen Beteiligte mit U-Haft rechnen, beantragt durch die scharfe US-Justizministerin. Im schlimmsten Falle drohen sogar Auslieferungen in die USA und lebenslange Haftstrafen. All das ist möglich, da der Deutsche Bundestag in Jahrzehnten das Grundgesetz immer weiter verwässert hat und damit auch die Auslieferung von Deutschen in das Ausland immer einfacher gemacht wurde. SPD, Grünen, CDU, CSU und FDP sei Dank.

Insgesamt stehen derzeit bei Volkswagen 11 Millionen Autos im Verdacht, mit falschen Abgasangaben in Testszenarien Behörden hinters Licht geführt zu haben. Alleine in den USA droht die US-Justiz mit VW an die Substanz gehenden völlig überzogenen Strafen in Höhe von bis zu 18 Milliarden US-Dollar.

Das sind höhere Strafen, als das US-Justizministerium beispielsweise gegen den britischen Ölkonzern BP nach seinem Öldesaster im Golf von Mexiko 2011 ausgesprochen hatte. Im Gegensatz zu VW schädigte BP aber die Umwelt um ein vielfaches und nachweisbar erheblich stärker und brachte unzählige Fischer in berufliche Existenzkrisen. Wesentlich kulanter war das Justizministerium der USA auch gegenüber dem US-Autobauer GM. Obwohl auf Grund falscher Technik 124 Menschen in den USA starben, war die Strafe auf lediglich 900 Millionen US-Dollar festgeschrieben worden.

Bis heute sind die globalen Auswirkungen auf den Absatz von VW-Autos noch nicht auszumachen. Sky news zitiert Bozena Michalowska-Howells von der britischen Kanzlei Leigh Day mit den Worten:

"Das zentrale Problem in diesem Land (Großbritannien) ist, ob diese Geräte in der Lage sind, auch die europäischen Emissionsprüfungen zu umgehen…. Wenn nachgewiesen wird, dass dieses Stück Software die europäischen Tests besiegte, dann würde Volkswagen (hierzulande) in einer sehr ähnlichen Lage sein, wie in den USA und möglicherweise auch dann mit allen Beteiligten die daraus entstehenden Kosten nennen müssen."

Das heißt: Da in Großbritannien ebenfalls Sammelklagen zugelassen sind, drohen auch in Großbritannien solch gefährliche Klagen.

Am Mittwoch war Volkswagen-Chef Martin Winterkorn zurückgetreten. Posthum würdigte ihn Deutschlands Bundeswirtschaftsminister Sigmar Gabriel mit den Worten, er habe sich zweifelsohne um Volkswagen sehr verdient gemacht und seine Lebensleistung stehe völlig außer Zweifel.

Winterkorn erklärte anlässlich seines Rücktritts: "Ich bin von den Ereignissen der letzten Tage schockiert. Vor allem bin ich fassungslos, dass Fehlverhalten in diesem Ausmaß in der Volkswagen-Gruppe möglich war."

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