Pharma Hillary Clinton kritisiert Martin Shkreli wegen 5000%-Preissteigerung für Antibiotikum Daraprim

Wer Infektionen hat, die mit Krebs (wie Brustkrebs), oder mit Krankheiten wie Aids oder Malaria, aber auch mit Schwangerschaften in Verbindung stehen können, also vor allem bei Menschen auftreten können, deren Immunsystem erheblich geschwächt ist, dem verschrieben Ärzte bislang weltweit auch das Antibiotikum Daraprim. In den USA ist Daraprim von der Food and Drug Administration (FDA) als Medikament zugelassen, ebenso ist es in der Europäischen Union (EU) erhältlich.

Bild: Screenshot ABC News
Der 32-Jährige amerikanischen ehemaligen Hedge-Fonds-Manager Martin Shkreli im TV-Interview.

Das Antibiotikum gilt als effektiv zur Behandlung von Infektionen mit Protozoen. Unter Protozoen, beziehungsweise Pathogene Protozoen, versteht man tierische Einzeller, die beispielsweise für lebensgefährliche Pilzinfektionen im Darm verantwortlich sind. Man spricht auch von einer Toxoplasmose, also einer parasitären Erkrankung. Bekämpft wurde so etwas bislang unter anderem eben mit Daraprim.

Doch genau dieses Medikament wurde jetzt von einem 32-Jährigen amerikanischen ehemaligen Hedge-Fonds-Manager, Martin Shkreli, aufgekauft. Als erste Amtshandlung hob er nun den Preis für nur eine Antibiotika-Tablette des Medikaments Daraprim von 13,50 US-Dollar auf 750 US-Dollar an. Eine Preissteigerung von 5000%.

Hillary Clinton sieht nicht akzeptable "Preissteigerung"

Dies nötigte nun selbst die Anwärterin auf den amerikanischen Präsidentenstuhl, Hillary Clinton (Demokraten), am Dienstag diese Preissteigerung empört als "Missbrauch" und "Preistreiberei" zu kritisieren. In Kürze wolle sie deshalb einen Entwurf vorlegen, der solche exorbitanten Preissteigerungen im Pharmabereich verbiete.

Denn: Für Millionen Menschen wird das Medikament jetzt nicht mehr bezahlbar, lebensgefährliche Infektionen können nicht mehr oder nur sehr schwer behandelt werden. Dabei ist das Antibiotikum Daraprim nicht einmal ein neues Medikament, sondern bereits seit 1953 auf dem Markt.

Im Zentrum der Kritik steht der 32-Jährige Martin Shkreli, der CEO von Turing Pharmaceuticals ist. Das in New York City ansässige kleine Unternehmen hatte vor rund einem Monat Daraprim aufgekauft. Zwar hat er mittlerweile behauptet, er wolle den Preis pro Antibiotikum-Pille wieder senken. Doch um wie viel, ist bislang nicht bekannt.

Angeblich habe das 1953 lancierte Daraprim noch nie Gewinne erwirtschaftet - behauptet zumindest der umstrittene Käufer Martin Shkreli

Angesichts des öffentlichen Druckes erklärte Martin Shkreli gegenüber ABC News: "Wir haben beschlossen, den Preis für Daraprim bis zu einem Punkt zu senken…. der in der Lage ist, dem Unternehmen nach wie vor… einen bequemen Gewinn zu machen…".

Bislang - behauptet zumindest Shkreli, dem US-Medien vorwerfen, gesetzliche Graubereiche erheblich auszunutzen - habe man mit dem Antibiotikum Daraprim noch nie Gewinne gemacht. Dies wolle er nun ändern. Keine Antwort lieferte Martin Shkreli, wie ein Medikament über 60 Jahre am Markt bestehen kann, wenn es angeblich noch nie Gewinne erwirtschaftet haben soll. Zudem steht im Raum, dass US-Medien schreiben, wonach die Herstellung einer Daraprim-Pille gerade einmal Kosten in Höhe von 1 US-Dollar produziere.

Jedenfalls erklärte der CEO von Turing Pharmaceuticals, Martin Shkreli weiter, wonach er sehr viel Geld für die angeblich "unprofitable Medizin" habe bezahlen müssen. Er könne "nicht weiter machen, um Geld durch die Medizin zu verlieren". Außerdem, sagt Shkreli, hätten "viel größere Pharmaunternehmen wesentlich höhere Preissteigerungen" durchgesetzt.

Kurz vor dem Kauf von Daraprim positionierte sich Martin Shkreli noch schnell als Gutmensch

Neben Hillary Clinton kritisiert auch die Infectious Diseases Society of America den drastischen Preisanstieg von Daraprim. Sie sagte, eine solche Preisanhebung sei "nicht zu rechtfertigen" und auch nicht "nachhaltig".

In wohl berechnender Voraussicht, dass sein dubioses Geschäftsgebaren in der Öffentlichkeit für einen Aufschrei sorgen würde, versuchte sich Martin Shkreli vor Monaten noch schnell als Gutmenschen hinzustellen. So spendete er seiner ehemaligen New York City Public High School angeblich eine Millionen US-Dollar.

Noah Bookbinder, der Executive Director der amerikanischen Bürgerrechts-Organisation CREW (Citizens for Responsibility and Ethics in Washington) erklärte Donnerstagvormittag auf CNN, wonach Martin Shkreli seit Jahren in seinem Geschäftsgebaren auffällig sei. Deshalb wundere ihn auch dieser Schritt der Pharma-Preistreiberei nicht. Sinngemäß erklärte er, wonach sich Shkreli immer da herumtreibe, wo die Gesetze breiten Spielraum für Graubereiche übrig ließen. Dies nutze er dann skrupellos aus.

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