Kfz Googles Geisterauto fährt im kalifornischen Städtchen Austin nun Tests

Google geht einen weiteren Schritt und testet sein Prototyp des Google Car, ein komplett autonom fahrendes Auto, nun in dem kleinen kalifornischen US-Städtchen Austin.

BILD: YouTube-Video "A Ride in the Google Self Driving Car"
Google testet bereits umfangreich auf amerikanischen Autobahnen und im Stadtverkehr mit Prototypen.

Zur Besiegelung des Vertrages zwischen der Google Inc und der Gemeinde Austin waren die wichtigsten Protagonisten gekommen: Troy Livingston, CEO von Googles Thinkthank "The Thinkery“, Chris Urmson, Direktor Google Self-Driving Car Project, Austins Bürgermeister Steve Adler sowie eine Stadträtin von Austin, Ann Kitchen.

Der Prototyp des Google Autos sieht, wie bislang, ein bisschen wie ein rollendes digitales Riesenei aus, welches sich über zwei Türen besteigen lässt. Einige meinen auch, das Elektroauto von Google wirke wie ein Miniatur VW-Käfer. Dem kommunalen Testszenario mit Austin stellte Google eine Partnerschaft mit Roush Industries in Detroit voraus, einem Autozulieferer für autonome Digitaltechnik. Erstmals mitten durch Austin rollen soll das Google Auto ab Mitte September 2015.

Für die Einwohner von Austin dürfte der Anblick des Google Auto ungewöhnlich sein und auf den einen oder anderen dürfte das Gefährt wie ein Geistesauto wirken: Ohne Lenkrad und ohne Bremspedal oder Beschleuniger sind die Insassen komplett auf die digitale Geistestechnik angewiesen. Würde sie versagen, könnte das für die Insassen ein Desaster sein.

Google fährt mit dem komplett autonomen Ansatz bislang einen gänzlich anderen, als beispielsweise Toyota, Mercedes-Benz, Honda oder Audi: in diesen autonomen Autos können die Insassen jederzeit die Steuerung des Autos wieder selbst übernehmen. Allerdings zeichnet sich bislang in Deutschlands Gesetzgebung ab, dass ein solches Auto, welches manuell nicht mehr zu steuern wäre, hierzulande eher keine Kfz-Zulassung für den öffentlichen Straßenverkehr bekommen würde.

Das selbstfahrende Google Auto wird gesteuert wie sonstige Roboter: Über Sensoren und zusätzlich mittels GPS-Signalen, ebenso über Kameras.

Mit Austin wird das Google Auto nun die erste Kommune sein, in welcher der amerikanische Internet-Suchmaschinengigant außerhalb des eigenen Heimatgebietes - Mountain View - Testfahrten unternimmt. Bereits in den vergangenen zwei Monaten war Google mit zwei anderen Google Autos in Austin unterwegs und zwar mit zwei autonomen Vehikeln der Marke Lexus RX450h SUV.

Austins Bürgermeister Steve Adler erklärte, dass sich der Erholungsort Austin hervorragend für Testfahrten des neuen Google Roboterautos eigne. Die Gemeinde stehe für eine hohe Lebensqualität. Kunst und Kultur, eine wunderbare Natur und zahlreiche angenehme Möglichkeiten seine Freizeit dort zu verbringen, das seien ideale Voraussetzungen für eine neue Robotertechnik im mobilen Bereich. Damit der Test mit den Google Autos möglichst gut läuft, installierte die Gemeinde in den vergangenen Wochen eine neue Traffic-Scorecard vom amerikanischen Unternehmen "Texas A & M Transportation Institute".

Das Ziel von Austin ist es aber auch, die Aufenthaltsdauer der Menschen im Verkehr zu reduzieren. So würden die Bewohner von Austin im Schnitt jährlich 52 Stunden im Stau in der Region stecken bleiben. Dieser Wert sei der 12. schlimmste in den gesamten USA, habe kürzlich eine Studie bestätigt. Neben dem Stau als verkehrspolitischer Dauerbrenner sind in Austin jedes Jahr überdurchschnittlich viele Menschen in tödliche Verkehrsunfälle verwickelt.

Geradezu euphorisch erhofft sich Austin Bürgermeister auch deshalb, dass selbstfahrende intelligente, wie von Geisterhand gelenkte Autos, die Kehrtwende bringen könnten: "Glücklicherweise können wir eine langfristige Lösung für die Sicherheitsprobleme dieser Gemeinde haben….Ich bin sehr stolz, dass ausgerechnet Austin die erste Stadt ist, in welcher Google Prüffahrten für sein selbstfahrendes Auto gewählt hat. Diese Technologie verspricht enorme Potentiale. Und Austin ist die ideale Gemeinschaft für diese Prüfung." Zudem sei er sicher, dass "der potenzielle Nutzen durch selbstfahrende Autos für die Gemeinde und Gesellschaft enorm" sei, erklärte Adler.

In den USA kommen jährlich 33.000 Menschen im Autoverkehr ums Leben. Dies entspreche dem Äquivalent von einem täglich abgestürzten Boeing 737 Flugzeug, führte Chris Urmson, der Direktor des Google Self-Driving Car Project, bildlich aus. Er sei sicher, erklärte Urmson, dass selbstfahrende Autos wie jene von Google die Antwort seien, um künftig tragische Unfälle im Verkehr zu beseitigen oder zumindest deutlich zu reduzieren.

Dabei verwies er auf die umfangreiche zum Einsatz kommende Überwachungstechnik: Das selbstfahrende Auto von Google könne selbst in einem Gebiet von zwei Fußballfeldern um das Auto herum blinde Flecken erkennen und entsprechend für seine Fahrmotivation intelligent interpretieren.

Dabei dürfte aber auch das Tempo von autonomen Fahrzeugen eine zentrale Rolle für die Sicherheit der Insassen spielen. Bislang fahren die Google-Prototypen lediglich bis zu 25 Meilen pro Stunde. Um die Sicherheit zu erhöhen, testet das Google Auto aber nicht nur neue digitale Technik, sondern Materialen. Hierzu gehört zum Beispiel, dass die Windschutzscheibe nicht mehr aus Glas ist, sondern einem anderen weichen Material, "um die Auswirkungen, wenn Unfälle passieren, für die Insassen abzumildern", so Urmson.

Bisher hat die Google-Flotte selbstfahrender Autos über eine Million Meilen im Straßenverkehr verbracht.. Im Schnitt, sagt Google, absolviere man derzeit Woche für Woche rund 10.000 Testmeilen mit den Google Autos, primär dem Lexus, ab. Dabei unternehme man die Hälfte der Fahrten auf Autobahnen. Besonderes Augenmerk liege aber nach wie vor auf unerwarteten Situationen - beispielsweise auf Fußgängern, die plötzlich auf die Fahrbahn treten würden. Zu den unerwarteten Situationen gehörten aber auch Fahrradfahrer, die ein Vorfahrtzeichen für das Auto missachteten und blitzschnell die Fahrbahn des Autos gefährlich kreuzen würden.

Auch der Umgang mit großen Tieren, welche die Fahrbahn überquerten, stellen für selbstfahrende Automobiltechnik eine großer Herausforderung dar - beispielsweise, wenn Nachts plötzlich ein Hirsch vor dem Auto steht. All dies habe man bislang in seinen Testszenarien ebenso in der Umgebung von Austin berücksichtigt, sagte Jennifer Haroon, Leiterin der Business Operations des Google Self-Driving Car Project.

Neu ist zudem: Während bisherige Autos über Kfz-Kennzeichen verfügen, ist zentrales Merkmal des Google Autos eine jeweils individuell vergebene Internet-Adresse, eine URL. Einmal mehr bekräftigt Google, dass der im kritischen Fokus der EU stehende amerikanische Welt-Monopolist des Internet erstmals im Jahr 2020 ein Google Auto offiziell zum Kauf in den Handel bringen wolle. Dabei ist klar:

Google will nicht nur die Weltherrschaft im Internet, im E-Commerce behalten und ausbauen, sondern auch die weltweiten Automobilkonzerne herausfordern. Es ist also eine technische und finanzielle Kampfansage an Deutschlands erfolgreiche Schlüsselindustrie - an Porsche, VW, Audi, Mercedes-Benz, Bosch, Schaeffler, Continental, Siemens & Co - aber auch an Japans Automobilindustrie.

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