Vorfahrt Elektroautos: Bundestag öffnet Busspuren

Muss es auch nicht: Denn die meisten Käufer von Elektroautos sind entweder Naturschutz-Idealisten oder Technik-Freaks. Beide Zielgruppen im Fokus möchte Deutschland nun neben dem kostenlosen Strom noch weitere Anreize für den Kauf von Elektroautos schaffen.

Das Elektroauto von BMW - der BMW i3 - bekommt in Tests eine sehr gute Qualität bescheinigt.
Bild: BMW

Noch sind Elektroautos in Deutschland ein Luxusgut. Selbst das kostenfreie Stromtanken an Superchargern kann den hohen Preis für Elektroautos von BMW oder Tesla finanziell nicht wirklich attraktiv machen.

Hierzu gehört ein Gesetzentwurf des Deutschen Bundestages welcher vorsieht, dass Autofahrer von Elektromobilen in Städten wie Berlin oder München künftig Busspuren nutzen dürfen. Doch schon gibt es ätzende Stimmen ausgerechnet aus den Reihen der links dominierten Berliner Opposition, die sagt, wonach das Busspuren-Gesetz für E-Autos „keiner“ brauche. So ähnlich soll sich beispielsweise Thomas Lutze von den Linken geäußert haben.

Nicht grundsätzlich ablehnend, aber distanziert, schmeißt sich der verkehrspolitische Sprecher der Grünen-Fraktion, Stephan Kühn, in den Debatten-Ring rund um E-Autos. Er sagte, wonach man sich erhoffe – wohl nach dem Vorbild der USA – dass der Kauf von Elektroautos mit steuerlichen Anreizen – wie einer Kaufprämie - gefördert werden solle. Immerhin, so sein Argument, leisteten Fahrer von Elektroautos einen deutlichen Beitrag zum Umweltschutz.

E-Autos gleichberechtigt mit dem Öffentlichen Personennahverkehr – für viele eine unattraktive Aussicht. Dieses gilt in einigen Städten umso mehr, als dass die Busspur ein schnelles Vorankommen von Personenbeförderungs-Diensten garantieren soll. Die Befürchtung von Kritikern: Je mehr E-Autos es gibt, desto verstopfter könnten die wichtigen Busspuren dann sein.

Der Plan des Bundestages sieht jedenfalls vor, wonach Elektro-Autos spezielle Autokennzeichen erhalten sollen, welche ihnen gewissermaßen das Vorfahrtsrecht gegenüber dem normalen Verkehr auf Busspuren einräumen soll. Der Verkehrsstaatssekretär Norbert Barthle (CDU) ist überzeugt: "Wir steigern die Attraktivität für die Nutzer."

Stadträte sollen sich noch schwer tun

Doch Städte wie Berlin, Hamburg oder München sagten bereits, sie wollten keine Vorfahrt für Elektroautos auf Busspuren. Schon jetzt sehe man, heißt es aus den dortigen Stadtrats-Fraktionen, die Belastung von Busspuren durch Busse, Taxis oder auch Krankenwägen als groß an.

Kritisch scheint sich ebenso der einflussreiche Deutsche Städtetag zu positionieren. Er sagte, wonach die Zulassung weiterer Fahrzeuge auf Busspuren zu Verlangsamungen des öffentlichen Nahverkehrs führe. Doch auch unter den Städten soll es Befürworter von E-Autos auf Busspuren geben. Doch wirklich laut hat man diese bislang in der öffentlichen Debatte nicht vernommen.

Derzeit gehen Verkehrspolitiker davon aus, wonach es in Deutschland bereits im Jahr 2020 bis zu einer Millionen E-Autos im Verkehr kommen könne. Doch bis dahin ist es noch ein weiter weg. Anfang 2015 waren auf deutschen Straßen gerade einmal 18.948 Elektrofahrzeuge unterwegs.

Außerdem: Ob das BMW Elektroauto i3o (der Preis liegt mit wenigen Extras leicht bei 40.000 Euro) oder US-Konkurrent Tesla – viele Hersteller von Elektromobilen sehen den Verkauf von E-Autos derzeit eher als defizitären Geschäftsbereich an. Erfolgreicher sind Hybrid-Autos: Hier sind in Deutschland mittlerweile 107.754 der super leisen Fahrzeuge im Kraftfahrzeug-Bundesamt in Flensburg gemeldet. Jedoch ist dies im Vergleich zu den insgesamt 44,4 Millionen in Deutschland zugelassenen Pkw nicht gerade der Hit.

Neben dem hohen Preis lehnen viele Deutsche nach wie vor die geringe Reichweite von Elektroautos ab. Zwar gibt es mittlerweile E-Autos, welche angeblich über 400 Kilometer schaffen, doch liegt der Schnitt bei 150 Kilometern Reichweite. Das heißt: Ein E-Auto ist derzeit eher ein Zweitwagen, als ein Hauptwagen.

Hinzu kommt: Noch gibt es nicht sehr viele Supercharger. So nennt beispielsweise Tesla seine Strom-Tankstellen für ein Tanken, welches nicht länger als 20 Minuten dauern soll. Alleine in Ostdeutschland gibt es bislang lediglich zwei bis drei dieser Supercharger. Dies bedeutet: Wer keinen Supercharger findet, der muss mit mehreren Stunden Ladezeit für sein Elektroauto rechnen.


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