Tatsache ist: Zwangsweise müssen schon heute eine Milliarde Smartphone-Nutzer den Weg zur gewünschten App mit Google gehen. Denn Google Play ist das Nadelör zur App. Und Google Play ist mittlerweile auf allen eine Milliarden Android-Handys installiert. Ob Gesundheits-App, eine App zum Verkehr, der Gesellschaft, Bildung, Politik oder dem Reisen - Google sagt, welche Apps die Menschheit kennenlernen darf und welche nicht. Fakt ist auch: Wer durch Google Play der Amerikaner möchte – oder besser gesagt, muss – der wird gezwungen sich wiederum beim E-Mail-Anbieter von Google anzumelden: Bei Gmail. Und wer sich wiederum dort anmeldet, der muss wiederum seine Telefonnummer – natürlich die Handynummer (die lässt sich am besten digital weltweit tracken) – angeben:
Denn erst wenn dorthin eine "Freischaltung" geschickt wird, öffnet Google das wahrscheinlich weltweit Hunderten Millionen Bürgern aufgezwungene Gmail-Konto zur vollumfängliche Nutzung der Google-App-Machtmaschine, eben von Google Play.
Dabei sei angemerkt: Auch wenn Google Play lustig klingt: Das Teil steht für die zunehmende Zementierung eines zweiten Monopols in der digitalen Welt, mindestens so mächtig wie das Betriebssystem Windows von Microsoft oder der Internetsuchmaschine "Google". Denn jeder noch so kleine App-Anbieter auf diesem Erdball ist gezwungen, sich mit seiner App bei Google zu bewerben und um Aufnahme in Google Play zu bewerben. "Traditionell haben es anglikanische Apps erheblich einfacher, von den Amerikanern in den Google Play Appstore aufgenommen zu werden", erklärt ein großer App-Anbieter aus Berlin. "Damit schlagen die Amis schon den nächsten Weltwirtschafts-Fakt kräftig in den Boden: Den Vertriebsweg durch Apps".
Kleiner Einblick in die neue Welt der Supermächte namens "App": Ein israelischer App-Anbieter für eine Erinnerungs-Funktion, wann Medikamente eingenommen werden müssen (Medisafe) teilte unlängst mit, wonach er als Hersteller der App Medisafe in der glücklichen Lage sei, Daten von den Kunden, beziehungsweise Nutzern, der Pharmaindustrie verkaufen zu können, welche umfangreicher als gewöhnlich seien:
So umfassten die Daten beispielsweise Angaben, welche Medikamente der App-Nutzer von Medisafe nehme, wann er oder sie diese nehme und ob die betroffene Person in seinem Telefonbuch noch Kontakte habe, die auch Medikamente mit der Erinnerungsfunktion von Medisafe nehme. Da beispielsweise täglich die Einnahme des in Medisafe gelisteten Medikaments bestätigt werden muss, weiß Medisafe sogar, ob man überhaupt noch Medikamente nimmt oder nicht – und falls ja: Wie pünktlich und geflissentlich man den Verpackungsbeilagen nachkommt.
"Nach deutschem Recht sind solche Verkaufsangebote von privatesten Kundendaten höchst kriminell", erklärt eine Frankfurter Anwältin. Weiter sagt sie: "Ein deutscher App-Anbieter würde wohl bei einem solchen Verhalten mit einer mehrjährigen Haftstrafe zu rechnen haben". Nicht aber ein israelischer App-Anbieter, der von Google im hauseigenen Google Play Appstore beim von Verbrauchern im Smartphone eingegebenen Such-Keyword "Medikament Erinnerung App" sehr weit oben gelistet wird (also Medisafe).
Eigentlich gilt schon heute: Sowohl die Politik wie die deutsche Rechtsprechung, auch die sonstige EU-Rechtsprechung, macht es sich zu einfach, wenn sie solche Auswüchse mit der Globalisierung sucht zu rechtfertigen. Denn: Wenn ein Umstand in der EU, in Deutschland, als Unrecht gewertet wird, muss es Unrecht bleiben - egal ob es sich um ein gekauftes Auto handelt oder eine digitale App. Es gibt keinen Grund, warum Apps, die obendrein über einen Monopol-Vertriebsweg Zugang zu über 30 Millionen Android-Nutzern alleine In Deutschland finden, sich deutschem oder EU-Recht nicht unterwerfen müssten. Google Play darf kein rechtsfreier Raum sein!
Die gähnende Langeweile selbst so mancher in den deutschen Bundesländern berufener Datenschützer hinsichtlich zahlreicher Fragen rund um Google, Facebook, WhatsApp oder von App Stores (Google Play oder Applestore), über welche Milliarden von Apps an die 500 Millionen EU-Bürger vertrieben werden, ist eine Zumutung, kläglich, peinlich und nicht akzeptabel. Nimmt man sich beispielsweise die Webseite des Sächsischen Datenschutzbeauftragten Andreas Schurig, so wird der letzte Eintrag zu Google im Pressebereich aus dem Jahr 2011 angezeigt ("Datenschutz bei sozialen Netzwerken jetzt verwirklichen!").
Das steht symptomatisch für die Resignation der Politik im Umgang mit dem mächtigsten sozialen und gesellschaftlichen Konstrukt aller Zeiten - eben Google. Denn es ist ja wahr: Sich mit der Google Inc. kritisch auseinander zu setzen, strengt gewaltig an, frisst Zeit und schnell kommt man sich ohnmächtig vor, will kapitulieren vor so viel Übermacht.
Rechtsbruch im Ausland begangen und digital über einen Monopolisten oder dessen Vertriebsweg angeboten (Google Play), kann doch wohl nicht bedeuten, dass ein begangener eklatanter Rechtsbruch plötzlich als irrelevant gewertet wird. Hinzu kommt: Das fördert obendrein eine erhebliche Wettbewerbsverzerrung. Denn dann sind die Ehrlichen mal wieder die Dummen.
Fast bereits legendär ist ein kürzlich veröffentlichter Gastbeitrag des deutschen Bundeswirtschaftsministers Sigmar Gabriel (SPD): In einem viel beachteten Fachaufsatz zu Google im Feuilleton der Frankfurter Allgemeinen Zeitung (FAZ) brachte er indirekt aber deutlich die These aufs Tablett, wonach er sich vorstellen könne, Google in der EU kartellrechtlich Einhalt zu Gebieten - also vor allem die staatengleiche Macht von Google zu beschneiden.
Auf gut deutsch: Google könnte demnach als bestehendes Wirtschafts-Konglomerat in der EU mittelfristig durch Marktregulierungen erheblich beschnitten werden (das Wort von der "Zerschlagung" machte die Runde). Vorbild: Der Ölmonopolist Standard Oil von John D. Rockefeller Anfang des 20. Jahrhunderts in den USA. Rockefeller hatte in den USA einen Marktanteil am Ölgeschäft von über 90% - so hoch, wie derzeit der Suchmaschinen-Marktanteil von Google in der westlichen Welt ist. Um 1910 wurde Rockefellers Unternehmen, die Standard Oil, auf Grund des Aufbaus eines illegalen Monopols zerschlagen (die Reste des riesige Unternehmens gibt es noch heute: ExxonMobile – das weltgrößte Unternehmen auch im Jahr 2014).
Dass google.de oder google.fr oder google.co.uk nicht nur irgendwelche Webseiten eines Internetsuchmaschinen-Monopolisten sind, sondern dass es für die Google Inc. das darstellt, was Windows für Microsoft ist - also das Betriebssystem, der Dreh- und Angelpunkt aller gegenwärtigen und zukünftigen sonstigen Google-Geschäftsmodelle - liegt auf der Hand:
Denn mehr denn je steht für den Mega-Konzern Google Inc. nicht mehr primär die weltgrößte Internet-Suchmaschine im Fokus (also der größte und profitabelste Werbekonzern der Welt), sondern zunehmend und zusätzlich die zahlreichen Google-Trabanten, die wirtschaftlich immer mehr an Fahrt aufnehmen:
Google Hotelfinder: soll eine der weltgrößten Vermittlungsplattformen für Hotelzimmer werden.
Google Compare: startet in Kürze auch in Deutschland mit dem Ziel u.a. einer der weltgrößten Vermittlungsdienste für Versicherungen und Finanzprodukte zu werden (in UK bereits online).
Google Books: wird immer aggressiver in den Google Search Results eingeblendet; soll der weltweit größte digitale Vertriebsweg für Bücher werden.
Google Products: steht zu Portalen wie idealo.de von Axel Springer in Konkurrenz, oder zu Portalen wie preisvergleich.de, billiger.de oder geizkragen.de.
Google Flights: soll eine der weltgrößten Vermittlungsplattformen für Flugtickets werden (steht in Konkurrenz zu Airlines und zu unabhängigen Flugbuchungsportalen).
Google Maps: Soll das weltgrößte Tool für die Zusammenführung von Geodaten werden.
Google Glass: Ist bislang eher eine teure Spielerei der Google-Tech-Lover, aber stößt gleichzeitig das Tor auf zu einer geradezu perfiden neuen Ära digitaler Dauerspionage nach Stasi-Manier für Jedermann. Das hatte wohl nun auch Google erkannt, weshalb die Gesichtserkennungssoftware erst einmal wieder offline genommen worden ist.
Google Auto: Mit dem selbstfahrenden Auto lehrt Google auch der deutschen Automobilbranche das Fürchten - zumindest ist das das Ziel.
Google Android: Darüber werden amerikanische Apps gepusht, an denen häufig auch Google direkt oder indirekt beteiligt ist.
Google Play: Der Monopol-Anbieter für Apps von Google entscheidet, welche App den Nutzern der eine Milliarde Google Android-Handys weltweit angezeigt wird - und ob diese App oben oder unten steht. Deutsche Apps werden tendenziell, beklagen App-Anbieter hierzulande, eher schlecht gerankt - selbst in Gebieten, die eigentlich ur-deutsche Dienstleistungen sind. Deshalb werden fast immer amerikanische Apps zu Welt-Sellern, also Welt-Verkaufsschlagern.
Gmail, auch bekannt als Google Mail: Wer sich über Google Play eine App herunterladen möchte, den oder die zwingt die Google Inc. dass er oder sie sich ein E-Mail-Postfach bei Google anlegt - eben bei Gmail. Gmail wiederum interagiert relativ souverän und übermittelt schon einmal ungefragt einfach die E-Mail-Kontaktlist von Gmail an das Handy. Da es mittlerweile eine Milliarde Google-Android-Handys gibt, dürfte es auch über eine Milliarde Gmail-Konten von Google geben.
Die Reihenfolge der entstehenden und von Monat zu Monat mit vielen Hundert, wenn nicht Milliarden Euro aufgebauten oder ausgebauten Google-Trabanten im Kosmos der Google-Welt ließe sich beliebig fortführen.
Nun kann man natürlich keinem Unternehmen auf der Welt verbieten, sich selbst immer größer zu machen und am Aufstieg, dem wirtschaftlichen wie gesellschaftlichen, hart zu arbeiten.
Dennoch ist die Google Inc. nicht irgendein Unternehmen. Es ist das Unternehmen, das wie ein Staat über Wohl und Wehe von Milliarden Webseiten weltweit wacht. Laut der waybackmachine.org gibt es weltweit über 417 Milliarden Webseiten (in circa 190 Ländern dieser Welt). Zwar ist Google formal juristisch nicht der Besitzer dieser 417 Milliarden Webseiten. Doch Google ist eine Art Mautstation für alle: Google sagt in vielen Ländern, wer im Internet Geld verdienen darf: wer wo und wie lange dort gerankt ist. Wer hinten steht, steht auch im Umsatz hinten.
Nun gibt es Leute, die großes Verständnis für Google aufbringen, indem sie sagen: Ist doch klar, würde ich doch auch tun, dass ich sage, wer vorne in meiner Suchmaschine ist und wer hinten. Doch solche Leute machen es sich etwas zu einfach.
Nehmen wir ein Beispiel: So kann jede Tageszeitung in Deutschland ein Lied davon singen: Wer eine Monopolstellung in einem Vertriebsmarkt hat, der darf als Monopolanbieter eines wichtigen örtlichen Werbeträgers zumindest nach Gesetzeslage nicht wettbewerbsschädigend agieren. Es geht also gesetzlich nicht, dass Verleger x den Autohaus-Betreiber y nicht leiden kann und ihn aus diesem Grunde in seiner Tageszeitung – vorausgesetzt sie hat de Fakto in dem Einzugsgebiet eine Monopolstellung – nicht werben lässt. Das wäre ein Marktmissbrauch des Monopolisten-Anbieters einer deutschen Tageszeitung. Und da verstehen EU-Gerichte, vor allem in Deutschland, seit Jahrzehnten keinen Spaß.
Nehmen wir ein weiteres simples Beispiel, um die Macht von Google, die stündlich wächst, zu erklären: Die Welt geht immer mehr online und mit ihr steigen die Umsätze aller Branchen im Internet. Da aber "Internet" zu über 90% für die meisten Bürger der West-Staaten "Google" bedeutet (also die Bedeutung einer kompletten weltweiten Infrastruktur), wächst mit dem Wachstum der Internetbranche die Bedeutung des amerikanischen Unternehmens Google.
Schauen wir uns ein kleines Beispiel von Googles Macht an: eine eher kleine journalistische Nachrichtenseite wird innerhalb von nur einer Woche 365.000 Mal von Google im Google Search Index bei über 12.000 Nutzer-Suchanfragen auch in der Trefferliste in der Google-Suchmaschine eingeblendet. Man spricht in diesem Fall von Google-Impressionen. Seit gut zwei Jahren verzeichnet die Nachrichtenseite durch viel Arbeit (bei kaum Geld) einen zwar niedrigen, aber stetigen Zuwachs an Lesern (zuletzt 145.000 im Monat).
Ermöglicht wird dieses über Google, da Google das Internet geworden ist, da 90% der Nutzer über Google Inhalte suchen und finden. Doch auch das ist die Wahrheit: Nach wie vor listet Google kleinere Webseiten - wie unseren Nachrichtenblog Netz-Trends.de - besser als es die Konkurrenz-Suchmaschine von Microsoft, bing.com, tut. Doch ob groß oder klein - in Google kann jeder Webseiten-Betreiber über Nacht wirtschaftlich abstürzen. Schauen wir uns das kleine Beispiel näher an:
Anfang Juli 2014 passierte in dem von uns dargestellten Beispiel des kleinen Nachrichtenblogs etwas völlig unerwartetes: Google griff die Nachrichtenseite an. Innerhalb von nur einer Woche senkte die Google Inc. plötzlich die Anzahl der in den Google Suchergebnissen eingeblendeten Textbeiträge der Nachrichtenseite auf nur noch rund 2000 am Tag, statt wie bislang bis zu 25.000 Mal - ein Einbruch also von 90%. 2000 Arbeitsstunden eines Jahres waren plötzlich vernichtet.
Das heißt: Die Sichtbarkeit in den gelisteten Google Treffern sinkt dramatisch und zwar gegen Null und damit einher sinkt die Relevanz der Webseite. Denn wie im Falle fast alle Nachrichtenseiten oder sonstigen Webseiten, kommen zwischen 50 und 95% der Besucher über Google und fast 100% der Werbeeinnahmen (Vertriebseinnahmen gibt es nicht) kommen auch über Google (Google Adsense Anzeigen).
Über Nacht hatte Google rund 800 der für den kleinen deutschen Nachrihtenblog wichtigsten Artikel von der Einblendung auf den vorderen Seiten der Google Suchmaschine auf weit hintere verbannt. Hatte ein Text bislang beispielsweise am Tag 200 Aufrufe, waren es plötzlich nur noch 16. Das bedeutet: Keine Sichtbarkeit in Google zieht automatisch sinkende Umsätze nach sich (weniger Klicks auf Werbe-Anzeigen; das reine Einblenden von Anzeigen bringt keinen Umsatz).
Wirtschaftlich kann eine solche "Google-Abstrafung" (wie die Internetszene fast schon masochistisch Schuld auf sich nimmt... ganz so als habe der Webseiten-Betreiber immer "Schuld" der Strafende aber, "Google" nie) das Ende eines Internet-Angebots sein. Das von uns geschilderte Szenario ist nicht fiktiv, sondern real.
Gründe für die faktische nahezu komplette Eliminierung aus den Google Suchanzeigen-Listen (also dem Google Index) gibt es in dem von uns skizzierten Beispiel keine: Weder waren die Artikel auf der betroffenen Nachrichtenseite qualitativ minderwertig (sie wurden von professionellen Journalisten - vielen darunter ehrenamtlich - geschrieben), noch wurden irgendwelche Tricks von Seo-Experten auf der Webseite gemacht (also von "Search Engine Optimization"-Mitarbeitern). Auch wurde die Möglichkeit, Werbung auf der Webseite einzublenden, im untersten möglichen Level betrieben: Neben den obligatorischen Google Adsense Anzeigen gab es drei Artikel in der Rubrik "Sponsored Posts".
Dabei sei eingeräumt: Google verabscheut Rubriken wie "Sponsored Posts". Doch wohl weniger, wie Google gerne behauptet, da man das Netz sauber vor Spam-Beiträgen halten wolle, sondern vielmehr deshalb, da Sponsored Posts (also "Verlagssonderveröffentlichungen") ein Konkurrenzprodukt zur Google-Milliarden-Maschine Google Adsense sind. Dabei muss man wissen: Die auf Webseiten eingeblendeten Anzeigen sind sehr häufig Google Anzeigen, auch bekannt als Google Adsense.
Das reine Einblenden dieser Werbung bringt den Webseiten kein Geld. Erst wenn ein Nutzer auf solch eine Anzeige klickt fließt Geld – zwischen einem Cent und circa einem Euro. Doch 50% dieser Einnahmen gehen wiederum an Google als Anbieter der Google Adsense. So ist Google reich geworden und wird immer reicher (der Jahresgewinn beträgt rund 13 Milliarden US-Dollar).
Eine Seite, die nun also plötzlich von Google attackiert wird, hat ein riesiges Problem. Wenn sie "Glück" hat, findet sie zumindest eine Mitteilung im E-Mail-Fach des Google Webmaster Tools (über das faktisch jeder Webseiten-Betreiber in Deutschland verfügt). Wenn der Webseiten-Betreiber aber Pech hat, gibt es gar keine Nachricht. Dabei muss man wissen:
"Nachrichten" bezüglich einer "Änderung" in der Sichtbarkeit einer Webseite im Google Suchmaschinen-Bereich kommen nur sehr selten. Und wenn, dann könnte sie (gerade bei größeren Webseiten) tatsächlich von einem Google-Mitarbeiter kommen. Doch Gründe für eine Abstufung erhält der Webmaster häufig nicht. Google begründet dies etwas dubios gerne damit, wonach man sich nicht in die Karten schauen lassen wolle.
Dass auf der von uns skizzierten Webseite zahlreiche kritische Artikel über Google in den vergangenen Wochen erscheinen sind - wir mögen nicht einmal ansatzweise daran denken, ob hier möglicherweise ein Zusammenhang zu Googles brutalem und unverständlichem Downgrade der Webseite besteht. Google würde das sicherlich verneinen.
Ausschließen sollte man so eine Möglichkeit jedenfalls nicht. Es wäre aber gleichzeitig der Anfang vom Ende eines glaubwürdigen Google: Denn dann hätten wir wirklich und ernsthaft und gefährlich den Vorwurf der obersten Zensur welche bei Google ausgeübt würde, im Raum. Und genau das wollte Google nie sein: Ein diktatorischer Zensor. Doch genau in diese Richtung geht es immer mehr.
Kritisch ist das vor allem deshalb, da Willkür immer ein schwieriger Berater in einer freien sozialen Marktwirtschaft ist. Selbst wenn Google in dem von netz-trends.de geschilderten Beispiel sagen würde: Es hat keine Person der Google Belegschaft direkt agiert, um den mit viel Arbeit aufgebaute deutschen kleinen Nachrichtenblog zum Absturz zu bringen (Grafik)... Doch selbst dann bliebe ja nur der Blick auf den Google Algorithmus, der alles in den Google Treffern Gelistete beeinflusst.
Nur: Der Google Algorithmus ist ja nicht von Gottes Gnaden auf dem Berg Sinai vor Abraham zum Anschlagen der 10 Google-Gebote entstanden. Auch ihn entwickeln ja Menschen, die Ziele haben, große Ziele, wie die Google-Mannschaft von ganz oben bis ganz unten gerne betont:
Die Weltherrschaft im Netz und damit in der digitalen Weltwirtschaft. So teilte kürzlich beispielsweise Sundar Pichai, der indische "Senior Vice President Google Android, Chrome & Apps" auf der zweitägigen Google Entwickler-Konferenz (Google developers conference) in den USA stolz mit, wonach die Google Inc. sich nicht mehr mit 1 Milliarde Google Android Handys weltweit zufrieden gebe, sondern nun erreichen wolle, dass zwei Milliarden Nutzer – also fast jeder 2. bis 3. Mensch auf dem Globus – direkt auf dem Google Betriebssystem Android und dem Google Monopol-App-Anbieter Google Play agierten:
Alles hat also einen Sinn im Google Algorithmus, aber der oberste Sinn ist kein Eintrag bei Mutter Theresa. Der oberste Sinn ist, dass Google so groß und mächtig sein möchte, wie mindestens alle deutschen Dax-Konzerne zusammen. Egal an welchem Schräubchen man im Google Reich dreht. Es geht um Geld und Macht. Man könnte es aber auch mit den Worten von Michael Hanfeld, dem bekannten Medien-Redakteur der Frankfurter Allgemeinen Zeitung (FAZ) ausdrücken.
In einem zweispaltigen Aufmacher im Feuilleton der FAZ vom 11. Juli schrieb Hanfeld: "Ein Weltbild von Googles Gnaden: Ob bei den Reaktionen auf ein Fußballspiel oder beim Abbilden der Konkurrenz: Was uns die Suchmaschine von der Wirklichkeit zeigt, ist manipuliert. Die Politik uss dringend etwas dagegen tun". Der Eindruck nach dem FAZ-Artikel: Google agiere unseriös vielleicht sogar betrügerisch, um sich selbst in allen digitalen Geschäftsfeldern einen langfristigen eigenen wirtschaftlichen Vorteil zu verschaffen.
Auch bei der deutschen politischen Partei der LINKEN gibt es Politiker, die sich derzeit Gedanken zu Googles Macht machen: "Wenn die Übermacht eines einzelnen Unternehmens aus den USA zu einer Wettbewerbsverzerrung in einem ganzen Segment in einem Land wie Deutschland führt, oder dazu, dass journalistische kleinere oder große Nachrichtenseiten über Nacht von Google aus den Trefferlisten in der Internetsuchmaschine Google plötzlich auf Grund einer willkürlich erscheinenden Google-Entscheidung faktisch eliminiert werden, läuft etwas gewaltig schief", sagt Dr. Volker Külow, Landtagsabgeordneter in der Fraktion die Linke im Sächsischen Landtag in Dresden.
Es sei, so Volker Külow, mit dem Gedanken einer freien sozialen Marktwirtschaft nicht vereinbar, wenn Google beispielsweise die Sichtbarkeit von Webseiten durch Verbannung von Hunderten oder Tausenden Unter-Seiten aus den Google-Treffer-Listen eliminiere. Dies gelte vor allem dann, wenn Googles Aktionen willkürlich und unverhältnis drastisch wirkten und dadurch mit deutschem und EU-Rcht nicht mehr in Einklang zu bringen sei:
Vielleicht sollten die verantwortlichen Google-Manager sich eines hinter die Ohren schreiben: Reichtum singulär genossen ist kein Reichtum sondern Dummheit, denn zum Glück braucht es eine breitere Basis als einen.