Kreditkarten-Gebühren sollen laut EU sinken: Kreditkartenbetrug versus 600 Millionen Euro Interchange-Gebühr

Doch die Gebühr – im Fachjargon spricht man von einer Interchange-Gebühren - ist nicht nur Gewinn, sondern deckt auch Kosten, auch Kreditkartenbetrugs-Kosten ab. Doch nun möchte die EU die Kreditkartengebühren um bis zu Dreiviertel absenken. Die Kreditwirtschaft läuft Sturm gegen die EU-Pläne. Sie hätten nichts mit einer Harmonisierung des EU-Binnenmarktes zu tun, sagt sie.

EU möchte Kreditkartengebühren für den Handel senken. Die Kreditwirtschaft in Deutschland wehrt sich.

Zwar nutzen in Deutschland nur 7% der Haushalte Kreditkarten, dennoch ist das Geschäft für die Banken und Sparkassen lohnend. Denn jeder, der an der Kasse eine Kreditkarte zückt, sorgt dafür, dass das herausgebende Finanzinstitut im Hintergrund eine Gebühr abziehen darf.

Derzeit liegt die Kreditkartengebühr beispielsweise im Falle von Visa bei 1,58% je Zahlungsvolumen, bei Masterkarten bei 1,73%. In Deutschland umfasst das eingenommene Volumen an Gebühren durch die Nutzung von Kreditkarten derzeit rund 600 Millionen Euro, wobei gilt: Rund 95% aller in Deutschland von den Verbrauchern genutzten Kreditkarten entstammen den Kreditinstituten Visa oder Mastercard.

Das System des Eintreibens von Kreditkartengebühren funktioniert über Zwischenstationen. Sogenannte Kassenterminalbetreiber ("Acquirer") verlangen von allen Einzelhändlern, die Zahlungen über Kreditkarten ermöglichen, pro Transaktion eine Gebühr, welche dann an die Kreditinstitute, meist Banken, weitergereicht wird.

Woran sich nun die Europäische Union zunehmend stört, ist, dass die Gebühren für die Nutzung von Kreditkarten europaweit sehr unterschiedlich sind. In Deutschland, so ihre Kritik, seien die Kreditkarten-Gebühren, die Interchange-Gebühren, deutlich über dem sonst in Europa liegenden Schnitt. Doch das, so Wettbewerbs-Regulierer der EU, entspreche nicht dem Ziel der EU für einen möglichst einheitlichen und möglichst barrierefreien gemeinsamen europäischen EU-Binnenmarkt zu sorgen.

Deshalb gibt es nun Ansätze, den europäischen Zahlungsverkehrsraum (SEPA) stärker zu regulieren und die Gebühren für Kreditkartennutzungen etwas stärker anzugleichen. Für die deutschen Banken und sonstigen Kreditkarten-Institututionen könnte das drastische Folgen haben.

Denn in der EU gibt es Pläne, die Kreditkartengebühr auf nur noch 0,3% des Bezahlvolumens zu deckeln - das wären also bei einem Kaufpreis von 100 Euro gerade einmal 30 Cent - also nichts. Doch selbst das ist der EU noch zu viel: Sie möchte, dass maximal 0,07 Cent anfallen - unabhängig vom Einkaufsvolumen.

Für die deutschen Banken und Visa- und Mastercard-Stellen würde die deutliche Absenkung der Kreditkartengebühren nach Marktschätzungen ein Minus von gut 450 Millionen Euro bedeuten. Ob die deutsche Bundesregierung aus CDU/CSU auf der einen und SPD auf der anderen Seite das EU-Unterfangen in letzter Sekunde noch abfangen kann und möchte, ist bislang eher fraglich.

Schon die Vergangenheit hat gezeigt, dass Deutschland zwar den Zahlmeister der EU gibt (rund 20% des Nettohaushalts der EU wird von Deutschland alleine gestemmt), aber die CDU in der deutschen Bundesregierung, ebenso die SPD, keine großen Anstalten macht, für die deutsche Banken-Wirtschaft nachteilige Regelungen abzufangen.

Neben dem klassischen stationären Handel dürften die Pläne der EU auch im Internet Auswirkungen haben, doch welche, das kann bislang noch nicht abgeschätzt werden.

Fakt ist, schreibt beispielsweise Matthias Hönisch in einer umfangreichen Präsentation, wonach im ECommerce Vorauskasse und Rechnung per PayPal dominierten. So würden im Schnitt im Internet in Deutschland Käufe mit einem Volumen von über 10 Milliarden Euro auf Rechnung getätigt, und per Diensten wie PayPal belaufe sich das Handelsvolumen in Deutschland derzeit auf unter 9 Milliarden Euro im Jahr.

Dass Kreditkartengebühren erhoben werden, liegt auch an der hohen Betrugsrate. So heißt es zwar offiziell, wonach beispielsweise die FRAUD-Rate für Kreditkarten-Transaktionen in Frankreich oder UK bei 0,34% lägen (2012), doch wissen Onlineshop-Betreiber von anderen Raten zu berichten:

"Wir hatten 2012 eine Fraud-Rate für den Online-Reiseverkauf von 20% in Frankreich", berichtet, ein Pariser Betreiber eines der größten Reise-Verkaufsseiten aus Frankreich gegenüber Netz-Trends. Die Fraud-Rate von angeblichen 0,34 %, welche Europol nenne, sei für das eCommerce-Geschäft viel zu niedrig angesetzt und deshalb "auch komplett falsch". Der Reisebetreiber habe 2012 einige Millionen Euro netto selbst übernehmen müssen, nur auf Grund von Kreditkartenbetrug.

Kreditkartengebühren sollen deshalb durchaus auch Kosten decken, die aus Betrügereien entstehen. Ob eine Kreditkartengebühr von 0,3% hier ausreichend ist, bezweifeln viele. Die deutsche Kreditwirtschaft hatte bereits im Juli 2013 umfangreich zu den Gedankenspielen der EU bezüglich einer europaweiten Harmonisierung von Kreditkartengebühren ausgiebig Stellung genommen.

Dabei sagte sie, grundsätzlich begrüße man die Bemühungen der EU um eine weitere Markt-Liberalisierung zwischen den EU-Ländern, sehe allerdings gerade im Bereich der Kreditkartengebühren keine Notwendigkeit.

So schreibt die Deutsche Kreditwirtschaft, wonach die breite Masse der Händler in Deutschland von einer Absenkung der Kreditkartengebühren nicht profitieren würde, da vieles auch Verhandlungssache sei:"The majority of merchants, in the assessment of the German Banking Industry Committee, would not gain from the proposed Regulation on interchange fees. Lower costs would tend not to be passed on initially to merchants, who would probably need to achieve this effect by way of negotiation. Consequently, the beneficiaries would above all be the big companies who usually already profit from advantageous negotiated terms. Little to nothing is likely to trickle through to the huge number of small and medium-sized businesses."

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