Content Axel Springer AG will jetzt für bild.de Geld / Bezahlmodell gestartet

Die Berliner Axel Springer AG möchte ihre publizistische Marktmacht und hohe Reichweite nutzen um nun als eines der größten Medienhäuser in Deutschland ein Bezahlmodell für eines der klickstärksten Medienangebote in Deutschland einzuführen: Für bild.de. Das Informationsportal gehört mit spiegel-online.de zu den am meisten genutzten und verfügt auch über viele Direktzugriffe. Starten möchte die Axel Springer AG mit dem Angebot "BildPlus".

Scrennshot: Webseite Axel Springer AG
bild.de gehört mit spiegel-online zu den am meisten geklickten Medienangeboten in Deutschland.

Ab dem 11. Juni 2013 können Leser von bild.de für ein Monatsabo von 4,99 Euro bis 14,99 Euro das Spektrum dessen wählen, was sie gerne lesen möchten. Es heißt der Verlag wolle unterscheiden zwischen Angeboten fürs Internet, dem Smartphone oder dem Tablet-PC. Gleichzeitig wolle der Verlag, heißt es, das crossmediale Geschäft ankurbeln, in dem beispielsweise Gutscheine für die gedruckte Ausgabe der Bild-Zeitung angeboten werden sollen.

Da rund ein Drittel der Bild-Leser die Bild-Zeitung vor allem wegen des guten und informativen Sportteils kaufen (Alfred Draxler von der Bild-Chefredaktion ist in Sportkreisen als Fachmann bestens verdrahtet und hoch geschätzt; allerdings gibt es auch Top-Sportler die nach Branchengerüchten mit Bild nicht mehr sprechen wollen, wie Michael Ballack), möchte Bild die Sport-Kernkompetenz auch digital stärker nutzen. So wolle man beispielsweise mit dem Start der Bundesliga den Fußballfans zusätzlich Videoclips mit Höhepunkten der Spiele anbieten - und zwar für 2,99 Euro mehr im Monat.

Andreas Wiele, seit über zehn Jahren im Vorstand der Axel Springer AG, teilte mit, er sei überzeugt, dass unabhängiger Journalismus auch im digitalen Zeitalter nur eine Chance habe, wenn er, wie im klassischen Printgeschäft von Zeitungen und Zeitschriften, neben Vertriebserlösen auch Anzeigenerlöse habe.

Das Problem im Internet ist allerdings: Gerade Google-Anzeigen oder Bing-Anzeigen – also Anzeigen welche häufig auf Webseiten eingeblendeten werden - bringen den Portalen nur dann Geld, wenn auch jemand darauf klickt. Das ist eine komplette Umkehrung des Marktes. Denn über 400 Jahre hatten beispielsweise Tageszeitungen oder Wochenzeitungen bereits für die Veröffentlichungen von Anzeigen Kompensation erhalten - nicht aber abhängig davon, ob eine Anzeige auch den gewünschten Erfolg bringt. Insofern können im digitalen Zeitalter nun Millionen von Anzeigenkunden weltweit zwar Google-Anzeigen oder Bing-Anzeigen nutzen, um ihre Produkte zu bewerben und auf Webangeboten eingeblendet zu werden, aber Geld wird erst dann bezahlt, wenn der Leser aktiv auf so eine Anzeigen klickt (das bringt in der Regel zwischen einem Cent und 20 Cent).

Der Vorteil dieses Modells ist allerdings: So erhalten auch kleine Webseiten Anzeigen und mögliche Einnahmen, die sie sonst wahrscheinlich eher gar nicht hätten.

Axel Springer plant derzeit, die "BILDplus" als sogenanntes "Freemedium"-Modell einzuführen, also unentgeltliche journalistische Angebote zu vereinen mit kostenpflichtigen, teilte Manfred Hart, ebenfalls Mitglied der Bild-Chefredaktion, mit.

Schatten der Vergangenheit bei Axel Springer

Die Axel Springer AG war in den 60er und 70er Jahren wegen einseitiger rechts-populistischen Veröffentlichungen - besonders während der Studentenproteste im Rahmen der 68er-Aufstände gegen gesellschaftliche Missstände - massiv in der Kritik geraten, welche am stärksten in zwei Büchern literarisch und dokumentarisch verarbeitet wurde. Zu nennen wären hier insbesondere die Bücher "Der Mann der bei BILD Hans Esser war" von Günther Wallraff sowie "Die verlorene Ehre der Katharina Blum" von Heinrich Böll. Beide Bücher sind noch im Buchhandel erhältlich und gehörten oder gehören zu Standardwerken in nicht wenigen Schulen. Beide Bücher sind ein Lehrstück über Machtmissbrauch.

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