Google zeigt aktuelle Besucherzahlen für Restaurants, Thermen oder Geschäfte wegen Android

Kommentar - Eigentlich ist es irre und zeigt, wie dominant global die Amerikaner mittlerweile alles über uns wissen:

Wir haben die Anfrage gegen 18 Uhr gestartet und sehen derzeit klar: Im Leipziger Restaurant Telegraph - ein beliebter Treffpunkt von Journalisten, Künstlern oder Internet-Leuten - ist derzeit nicht viel los. Erst zu späterer Stunde ist mit mehr Besuchern zu rechnen. Wer also einen Tisch will, sollte jetzt gehen.

Seit einem Jahr ist es online sichtbar: Wer in Google nach einem Restaurant sucht, einer Therme, einem Geschäft, einem FKK-Betrieb oder einer sonstigen öffentlichen Einrichtung, dem zeigt Google in seiner Internet-Suchmaschine mittels einer blauen grafischen Timeline rechts im Adressfenster, wie viele Besucher sich dort durchschnittlich und grob zu welcher Uhrzeit an welchem Wochentag aufhalten.

Die Adress-Darstellung in der Suchmaschine erfolgt obligatorischen in den „Google Places“-Adresseinträgen. Möglich ist dies wahrscheinlich, das liegt auf der Hand, da Google Zugriff auf seine bis zu zwei Milliarden Google-Android-Handys hat. Unter den 500 Millionen EU-Bürgern nutzen gut 67% ein Handy, auf dem das Google-Betriebssystem Android drauf ist.

Weitere 20% nutzen ein Handy, ein iPhone, auf dem das amerikanische Apple-iOS installiert ist. Und weitere rund 10% nutzen ein Smartphone, auf welchem „Windows“ von Microsoft ist – ebenfalls ein US-Konzern.

All diese Betriebssysteme sind immer in der Tasche des Nutzers dabei. Deshalb wissen die drei IT-Bigs aus den USA letztlich immer, wer gerade wo ist und das global!

Google weiß Dank der Android-Smartphones wirklich alles

Zu wissen, wie viele Nutzer mit ihren Smartphone gerade wo sind, das kann auf Grund der monopolartigen Marktdurchdringung Google mit seinen geschätzt gut zwei Milliarden Smartphones am besten.

Einerseits, da Handys sich immer an einem Knotenpunkt einloggen, andererseits, weil viele Menschen ihr GPS Tag und Nach aktiv lassen, also jederzeit Zugriff auf Navigationssysteme wie das Google Maps-Navigationssystem haben (möchten).

Fakt ist: Zwei von drei Handynutzern in Deutschland, in Europa, haben ihr Handy nun mal permanent rund um die Uhr bei sich: beim Sex, im Büro, beim Einkaufen, auf der Toilette, im Park, im Restaurant, in der Therme.

Google könnte sogar rein theoretisch wissen (sofern Google den Wohnungsplan hätte), wann und wie lange Person x mit Person y im Bett liegt, sofern beide ihr Handy auf dem Nachtisch abgelegt haben und es eingeschaltet ist (was Standard ist). Zumindest das Tracken über GPS geht zwar nicht überall und erst Recht nicht in der Höhe auf Etagenebene, dennoch genügt bei vielen Einrichtungen, wenn Google schlicht Geodaten trackt und kombiniert - durchaus auch mit zugekauften Geodaten von weltweiten Dienstleistern. Sprich:

Wenn Google weiß, McDonald’s befindet sich im Haus xy, dann ist es kein Hexenwerk mehr sich auszurechnen, warum 1000 Leute sich täglich vor dem Haus aufhalten, selbst wenn Google im Haus kein digitales Signal mehr empfangen könnte. Wie lange die Verbraucher dann im Haus sind, kann Google wiederum daran ablesen, da das Unternehmen nur noch zu tracken braucht, wann ein Nutzer sich von einem Punkt – also beispielsweise dem McDonald’s-Restaurant in München am Karlsplatz – sich wieder entfernt.

Diese Technik scheint sich Google nun auch zunehmend für die Darstellung der Besucheranzahl in Einrichtungen in seiner Internet-Suchmaschine zunutze zu machen. Im Rahmen von Google Maps auf den Handys läuft das schon perfekt: So kann Google den Nutzern sogar mitteilen, ob mit Stau zu rechnen ist, wie lange und ob man nicht lieber die Stelle umfährt. Denn in 70% der Autos, in welchen ein Smartphone liegt, ist ja Google mit Google Android und Google Maps der ständige stille Begleiter...

Technisch phänomenal, datenschutzsrechtlich zum Schaudern

Ein Informationsplus, welches phänomenal ist, datenschutzrechtlich einen aber auch schaudern lässt. Denn es zeigt einmal mehr, wie einschüchternd totalitär wir durch Megakonzerne der USA überwacht werden.

Es führt uns brutal vor Augen, dass die totale alles durchdringende Überwachung durch staatliche Stellen längst da ist – in den USA, wie wahrscheinlich auch hierzulande. Hinzu kommen die stillen SMS, die stillen Trojaner, die deutsche Staatsanwälte oder das Bundeskriminalamt längst Hunderttausenden Deutschen heimlich auf ihre Handys schicken. Doch was deutsche Staatsanwälte können, können US-Dienste auch – oder russische, chinesische, französische oder britische.

Stille SMS sind für den Verbraucher nicht sichtbar und lesen heimlich jegliche Bewegung auf dem Handy mit: Jede WhatsApp-Nachricht, jede SMS, jeden Aufruf einer App. Sie lesen aus, welche Nummer wann und wie lange angerufen worden ist etc.

Google integriert jedenfalls in seiner Internetsuchmaschine seine blaue grafischen Besucheranzahl-Darstellung von Einrichtungen datenschutzrechtlich etwas versteckt, indem man versucht nur Balken anzuzeigen, aus denen aber nicht ganz exakt die Uhrzeit ersichtlich ist (beispielhafter Screenshot oben).

Praktisch könnte Google aber sogar global in allen Ländern für Millionen Restaurants, Clubs, Geschäfte, Pornoläden recht exakt die Anzahl der Personen angeben, die sich dort gerade aufhalten (sofern es sich um keine einzelne Einrichtung in einem Hochhaus handelt, dann wird es etwas schwieriger).

Dazu muss Google (oder Apple oder Microsoft) faktisch nur wissen: Wie viele Nutzer haben in einem Land ein Handy und wie viele Nutzer davon nutzen Android? Der Rest ist einfach nur Hochrechnung. Google dürfte hier eine Trefferquote in Bezug auf die tatsächliche Anzahl von Personen in einer Einrichtung, einem Haus, einem Park oder öffentlichen Platz erreichen, die nahezu bei 100% liegt. Sie dürfte also viel genauer sein, als es Meinungsforscher in Bezug auf Bundestagswahlen hinbekommen.

Deshalb ist es nicht mehr eine Frage ob Google so etwas irgendwann anzeigt, also z.B.: Im FKK-Club xy in Dortmund sind derzeit 100 Besucher oder im Restaurant xy in Leipzig sind derzeit 20 Besucher, sondern nur noch wann und in welchen Diensten. In Deutschland und der sonstigen EU steht hier derzeit noch der Datenschutz entgegen.

Google, Apple und Microsoft setzen auf das Datenschutzmotto: Steter Tropfen höhlt den Stein

Doch da im Internet und auf den Smartphones mehr denn je das Sprichwort gilt, steter Tropfen höhlt den Stein, läuft die Zeit für Google, Apple und Microsoft. Da wir es gewohnt sind, dass wir immer mehr die Kontrolle über uns selber verlieren, wird auch die Politik und Rechtsprechung sich davon nicht mehr frei machen können.

Wir werden stillschweigend irgendwann akzeptieren, dass die Amis selbst solche Daten einfach sammeln, auswerten, kommerziell nutzen und auch staatliche Stellen daran partizipieren und dann wissen, wann wir wo sind oder waren und wahrscheinlich in Zukunft wieder sein werden.

Denn auch das ist möglich: Da Menschen Rituale haben, lässt sich das recht einfach voraussagen. Wenn Person xy die Angewohnheit hat, immer samstags gegen 17 Uhr in einen FKK-Club zu gehen, ist eine Prognose über dieses Verhalten nicht all zu schwer.

Noch steht dem entgegen, dass Google, Apple oder Microsoft zumindest theoretisch nicht immer wissen, welche Person welches Handy hat.

Auch für Terroristen wird es jetzt noch leichter, herauszufinden, wie viele Menschen voraussichtlich wo sind... doch auch staatliche Stellen wühlen kräftig

Da aber Google und Apple, ebenso Microsoft, obligatorisch verlangen, dass man sich auf seinem Smartphone mit einem Email-Konto anmeldet – im Falle von Google wird einem auf Android-Smartphones sogar immer ein Gmail-Konto aufgezwungen – kann über diesen E-Mail-Umweg durchaus festgestellt werden, welche Person welches Handy hat (zumindest im Falle von Echtnamen-Konten).

Unsere Freizeitplanung wird mit Google also auch in diesem Bereich künftig anders. Wir können nämlich Dank des Stasi-Horch&Guck-Dienstes von Google für Millionen Einrichtungen weltweit immer wissen, ob man besser Samstags um 18 Uhr in ein Restaurant, eine Therme oder einen Park geht, oder nicht doch lieber erst am Sonntag um 19 Uhr. Dazu muss man nur in der Timeline tageweise blättern.

Natürlich bringt dies auch sicherheitsrelevante Fragen mit sich: Denn Terroristen wissen so noch genauer, wann mit wie vielen Gästen wo zu rechnen ist. Recherche vor Ort ist dann gar nicht mehr nötig.

Allerdings gilt im Umkehrschluss ebenso dies: Da Abfragen im Internet getrackt werden, können Sicherheitsdienste natürlich Schlüsse ziehen, wer wann zu welcher Einrichtung überhaupt im Internet von wo aus gesucht hat.

Der Besucheranzahl-Dienst von Google fasziniert, beängstigt aber enorm. Denn da faktisch 100% aller in Europa und weltweit eingesetzter Handys über amerikanische Softwares laufen, wissen die US-Megakonzerne faktisch alles über die gesamten Unternehmen und Einrichtungen und deren Besucherfrequenz.

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