Kommentar In Google News wimmelt es vor Bugs

Google News gehörte einstmals zu den besten Nachrichten-Aggregatoren.

Nur ein Beispiel für Bugs in Google News: Das Portal turi2 wird mit der gleichen News doppelt angezeigt. Andere Portale, die ebenfalls zum Thema berichteten, fehlen plötzlich ganz in der Indizierung in Google News.

Umstritten zwar ist Google News seit Jahren, vor allem in der Verlagswelt, da diese gerne an den Milliarden Werbeeinnahmen von Google stärker partizipieren würden. Aber unterm Strich ist Google News ein gutes Forum gewesen für einen kurzen Nachrichtenüberblick. Doch das Image lässt nach. Die Fehler, also bugs, in Google News häufen sich.

Da werden - wie in unserem aktuellen Beispiel als Screenshot eingeblendet - auf Google News exakt die gleichen Artikel von gleichen Portal (im Beispiel turi2) doppelt eingeblendet.

Dann wieder sind stundenlang auf Google News völlig überholte Nachrichteninhalte zu einem Thema auf der Google News Startseite gezeigt, obgleich zum Themenbestand längst neuere aktuellere Informationen vorhanden wären. Warum das so ist? Darüber kann man nur spekulieren.

Möglicherweise hängt es mit der nervigen Dominanz von welt.de, spiegel.de, zeit.de oder sueddeutsche.de zusammen. Sobald diese Portale irgendeine Nachricht zu einem Inhalt veröffentlichen, hat man das Gefühl, dass diese Portale dann alle anderen Nachrichtenportale dominieren. Egal wie qualitativ hochwertig der Inhalt ist.

Die nervige Dominanz der immer gleichen Sichtweisen und Portale in Google News ist nicht im Nutzer-Interesse

Da in Google News top gerankte Nachrichten teils bis zu 80 Prozent der Klicks zu einem Thema erhalten, gilt in Google News mehr denn je und nerviger denn je: The winner der Platzierung in Google News takes it all, bekommt allen Traffic. Doch mit Qualität muss und hat das oft genug nichts zu tun.

Dann ist die grundsätzlich gute Ansicht in Google News, welche einem verkündet: Zu Thema xy gibt es beispielsweise vier unterschiedliche Artikel. Doch klickt man "Alle Artikel anzeigen" an, kommen oftmals nur zwei oder nur drei, oder eben - wie in dem gezeigten Beispiel im oben eingeblendeten Screenshot - wird vom gleichen Portal der exakt gleiche Artikel doppelt eingeblendet.

Auf der Strecke bleibt der durchaus vorhandene vierte Artikel, der zwar in Google News indiziert wurde, aber eben nicht mehr angezeigt wird. Da hilft auch nicht der Klick auf "Suche unter Einbeziehung der übersprungenen Ergebnisse wiederholen". Haben wir oft genug überprüft.

Echtzeit-Berichte in Google News voller Bugs

Eine gute Idee. aber in der Umsetzung ein Ärgernis, ist auch die Echzeit-Anzeige in Google News, die sogenannte Möglichkeit der Einblendung der "Echtzeit-Bericht". Das sind die blauen Pop-Up-Fensterchen, über welche man theoretisch checken kann, welche Medien noch so alles über ein Thema berichten.

Doch: Auch hier werden wieder vor allem die Groß-Portale der Verlage begünstigt. Die kleineren Portale werden oftmals mit News zu ein und dem gleichen Thema gar nicht gelistet. Warum?

Betroffen von dieser Nicht-Listung ist beispielsweise auch diese Portal, also netz-trends.de. Egal wie sehr wir uns anstrengen und wie umfangreich und detailliert wir zu einem Thema berichten, Google indiziert uns zwar in Google News, ignoriert uns aber in den wichtigen Echtzeit-Berichten.

Dafür knallt Google News in seinen Echtzeit-Berichten Nachrichten rein, die letztlich exakt identisch sind, da von Nachrichtenagenturen generiert und fast eins zu eins übernommen werden. Es ist kein Mehrwert für den Nutzer, seitenweise Tageszeitungsportale eingeblendet zu bekommen, die exakt gleiche Meldungen publizieren. Das gilt auch für die sonstigen in Google News gelisteten und aufgeführten Nachrichten.

Gerade kleinere Portale reichern Nachrichtenagenturen-Spam oft an mit weitere Hintergrundinfos

Das ist umso enttäuschender, als dass gerade die kleineren Portale sich oft nicht darauf beschränken, eine Meldung einer Nachrichtenagentur - wie dpa, AFP oder Reuters - einfach nur online eins zu eins zu veröffentlichen, wie es Tageszeitungsportale tun.

Vielmehr reichern gerade kleinere portale Nachrichten gerne mit anderen Sichtweisen und zusätzlichen News an und hinterfragen dadurch ein Thema redaktionell und zum Nutzen des Lesers .

Das ist durchaus ein großer Mehrwert für den Nutzer, aber auch für Google News. Dies gilt umso mehr, als dass beispielsweise dpa-Redakteure eine Nachricht sogar direkt auf Hunderten Tageszeitungs- oder Zeitschriftenportalen einspielen können und auch zentral dort aktualisieren können.

Das ist zwar praktisch, aber nicht unbedingt eine Förderung journalistischer Vielfalt in Google News. Zumal die massenhafte Einblendung der immer gleichen Texte von Nachrichtenagenturen in Google News vom Nutzer durchaus als Spam angesehen werden.

Kommt als nächster Punkt der Bereich, wonach News angeblich nach Themenkomplexen und Relevanz in Google News gelistet werden. Ok. Das ist kein schlechter Ansatz. Aber der Algorithmus in Google News hat scheinbar ein Problem, die Relevanz von Themen auch zu erkennen. Das mag an den Keywords hängen, welche als relevant eingestuft werden und oftmals viel zu nah summiert werden.

Google News und sein nerviger Hang zu "Bad News are Good News"

Das führt dazu, dass Google News hier nicht selten falsch liegt, da Google immer danach schielt, wie viele Medien schreiben denn zu ein und demselben Thema im Gleichklang.

Beispiel: Hauen alle Medien auf einen Skandal-Politiker oder ein Unternehmen ein, werden alle News zu diesem Politiker oder Unternehmen, die alle den gleichen inhaltlichen Duktus haben, dominierend eingeblendet.

Das ist schon ok. Warum aber tauchen Nachrichten zum gleichen Themeninhalt, die aber eine andere Stoßrichtung haben, also eine andere redaktionellen Ausrichtung, dann häufig kaum bis gar nicht mehr in Google News in diesem Kontext auf? Sie sind oft so versteckt, dass sie faktisch vom Nutzer nicht gefunden werden können. Dabei könnte man wenigstens als zweiten Block diese anderen News zum gleichen Inhalt direkt danach einblenden.

Die regelmäßige nicht Auffindbarkeit anderer Sichtweisen und Interpretationen zu einem Nachrichten-Vorgang in Google News gilt zwar nicht für die Großportale wie spiegel.de, bild.de, sueddeutsche.de, focus.de oder zeit.de. Wohl aber wieder für kleinere Portale. Dabei sind es gerade die kleineren unabhängigen Portale, die an keine Nachrichtenagenturen direkt angeschlossen sind, welche mit einer konträren Berichterstattung elementar zur Bereicherung für den Nutzer beitragen. Ja wenn man sie denn auch in Google News zu finden wären.

Google News wird immer mehr zu einem News-Aggregator der immer gleichen Portale. Das nervt. Und ist auch Bestandteil des zu Recht vorgeworfenen Lügenpressen-Problems, da die immer gleichen Meinungen publiziert werden und dieses zu einem Einheitsbrei der Berichterstattung führt, anderslautende Meinungen oder Nachrichten-Interpretationen aber sich kaum mehr Gehör verschaffen können. Lügenpresse steht dafür nicht unbedingt für eine publizistische "Lüge", sondern eben für die immer gleichen Interpretationen von Inhalten. Besonders eklatant fällt das beispielsweise in der Russland-Berichterstattung auf.

Hier werden gerne einseitige negative Dinge über Russlands Präsident Putin publiziert, aber unterschlagen, dass die NATO immer näher an russisches Hoheitsgebiet rückt und damit Russlands Sicherheit aus russischer Sicht gefährdet. Hier wird gerne durch Weglassen von wichtigen weiteren Infos ein falsches Bild erzeugt, das bei einigen den Eindruck der "Lüge" erzeugt. Das wäre also das Prinzip von Staats-PR.

Daraus folgt: Da Google News nach unserer Beobachtung immer stärker andere Sichtweisen schlechter indiziert fördert dies nicht den demokratisch so wichtigen Dialog konträrer Sichtweisen.

Frechheit, Nachrichten leicht zu verändern und wieder in Google News als "neu" indizieren zu lassen

Dann wäre da noch die Frechheit einiger Portale, eine News leicht in der Überschrift und im ersten Absatz zu verändern, um sie dann als angebliche neue News in Google News einfließen zu lassen. Dass Google sich da an der Nase herumführen lässt - gerade von den Großportalen - ist peinlich, ja eigentlich lächerlich. Im Nutzen des Lesers ist es nicht. Im Gegenteil: Dieser merkt es und hat kein hohes Zufriedenheitsgefühl.

Google News ist angetreten, um die Nachrichtenwelt zu verändern. Der Ansatz ist nach wie vor hervorragend und hilft durchaus auch kleineren Portalen, überhaupt wahrgenommen zu werden. Doch darf Google News den Fokus auf die Nutzer nicht verlieren. Google News darf nicht der verlängerte Publizierung-Arm der Großportale sein, sondern muss für Vielfalt der Portale und Meinungen stehen. Das macht Nachrichten spannend und damit auch Google News attraktiv.

Auch "gute" Nachrichten sollen in Google News gefunden werden

Dazu gehört auch, dass Google nicht dem Nachrichtenprinzip verfällt, wonach schlechte News "good News" sind, da sie mehr Klicks versprechen. Natürlich ist es verführerisch, wenn ein Portal einem Unternehmen "Betrug" oder einen "Skandal" oder eine "Steuerhinterziehung" oder "Korruption" vorwirft und das schön in die Headline packt.

Aber warum Google hier dann solche News jahrelang zu vorderst publiziert und solche Texte eindeutig permanent priorisiert, ist ebenfalls für den Nutzer nicht nachvollziehbar. Zudem ist es kommunikationswissenschaftlich unzählige Male belegt worden: Ein Skandal oder Vorwurf hat sich in sehr vielen Fällen später als überholt herausstellt, oder so manches Mal war er auch ein nachrichtlicher Rohrkrepierer. Nur in Google News nicht. Das ist unseriös - von Google.

Bill Gates veröffentlicht auf Facebook traditionell einmal zum Jahresabschluss eine Liste mit guten Nachrichten, da er der Meinung ist, die Welt ist nicht nur eine Ansammlung von Betrugsfällen, Mord und Totschlag, Katastrophen und Skandalen, sondern eben auch ein Platz, wo viel Gutes passiert. Heißt:

Google News verliert an Wert, wenn Nachrichten mit negativem Inhalt zu Politikern oder Unternehmen ständig um einen sehr viel höheren Faktor dauerhaft besser einblendet werden, als auch positive Meldungen. Zudem fördert es die Negativierung der Welt und Sichtweisen. Niemand redet davon, dass Skandale unter den Tisch gefallen werden sollen.

Klickgeilheit darf nicht ausschlaggebendes Kriterium in Google News sein

Aber irgendwann muss es gut sein. Google sollte dazu beitragen, dass jeder die Möglichkeit hat, sich zu erneuern und Fehler hinter sich zu lassen. Dazu gehört, dass Google negative Artikel nach einer gewissen Zeit nach hinten rutschen lässt und nicht aus Klickgeilheit ständig weit vorne wieder einblendet.

Das right to be forgotten sollte auch in Google News nicht fehlen. Überall wo Menschen oder Unternehmen agieren, passieren Fehler. Aber ein seriöser News-Aggregator sollte gute wie negative Meldungen einigermaßen gleichberechtigt indizieren, damit der Leser sich sein eigenes Bild machen kann. Auch das funktioniert derzeit in Google News nicht und ist damit Bestandteil der tagtäglich von so vielen Medien ausgeübten Manipulation der Leser, beziehungsweise Internet-Nutzer geworden.

Wenn es Google News nicht gelingt, die offensichtlichen Mankos zu beheben, werden immer mehr sich von dem Portal mit der Zeit abwenden und doch wieder zu Medien-Marken wechseln, da die Relevanz von Google News dann einfach verliert. Da immer mehr Medien von Google unabhängige Werbepartner einblenden ist das zudem auch für Google wirtschaftlich nicht unbedingt ein wirtschaftlicher Vorteil.

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