
Per E-Mail kam er heute rein mit frischem Installer: Comet, der neue Browser von Perplexity. Die erste Begegnung beginnt nicht mit einer klassischen Adresszeile, sondern mit einem Assistenten, der „Frag irgendetwas …“ anbietet. Direkt im Onboarding fordert Comet auf, Gmail und Google Kalender zu verknüpfen, ein bestehendes Browser-Profil zu importieren und Comet als Standardbrowser zu setzen.
Nach dem Setup landet man auf einem Start-Dashboard mit Uhr, Wetter, Aktien-Kachel (NVDA) und einem Karussell vordefinierter Arbeitskarten: unbeantwortete E-Mails identifizieren, Termine der Woche zusammenfassen, Antwortentwürfe erstellen, Morning-Routine mit LinkedIn und Kalender öffnen, drei Top-Nachrichten in Tabs gruppieren. In unserem Test generierte Comet spontan eine deutsche Beschwerde-E-Mail an die Hausverwaltung – sauber strukturiert, mit Betreff und höflicher Anrede. Das ist kein Add-on oben drauf, sondern die Grundidee: Der Browser ist der Assistent.
Wer dahintersteht – und warum das wichtig ist. Perplexity wurde 2022 von Aravind Srinivas, Denis Yarats, Johnny Ho und Andy Konwinski gegründet; CEO ist Aravind Srinivas. Für NETZ-TRENDS.de-Leser in Deutschland, der Schweiz und Österreich ist diese Nennung nicht Folklore, sondern Einordnung: Eigentümer- und Gründerstruktur bestimmt, wie aggressiv ein Produkt skaliert, welche Märkte priorisiert werden – und wie ernst Privatsphäre sowie Publisher-Beziehungen genommen werden. (Forbes)
Was Comet verspricht – und was davon schon greifbar ist. Offiziell positioniert Perplexity Comet als „Personal AI Assistant“, der recherchiert, E-Mails organisiert, Antworten formuliert und Workflows automatisiert. Die Hilfeseiten nennen ausdrücklich die Option, Gmail und Kalender zu verbinden, damit Comet „Sie für den Tag brieft, Antworten in Ihrem Posteingang findet oder in Ihrem Namen sendet und terminiert“. Genau das spiegelt sich in den Screenshots: Briefing-Karten, E-Mail-Zusammenfassungen, Entwürfe auf Knopfdruck, Such-Routinen, die YouTube, Google Maps oder Shopping-Sites gezielt ansteuern. Damit verschiebt Comet den Schwerpunkt vom reinen Anzeigen von Webseiten hin zu zielgerichtetem Erledigen – und macht die Adresszeile zweitrangig. (Perplexity AI)
Stand der Markteinführung. Nach einer Phase für erste Interessenten hat Perplexity den Browser nun in Deutschland für alle Nutzer freigegeben. Medienberichte nennen ergänzend „Comet Plus“ als optionales Paket mit kuratierten Inhalten; der Gratis-Zugang ist nach heutigem Stand breit verfügbar, teils mit Rate-Limits. Für die Einordnung: Comet soll Chrome direkt herausfordern, während andere Anbieter – von Google Gemini bis Opera/Neon – ihre KI eher als Zusatz begreifen. Für DACH-Nutzer, also Nutzer aus Deutschland, Österreich, Schweiz heißt das: Download ohne Bezahlschranke, aber mit Funktionsunterschieden je nach Abo. (The Verge)
Technische Basis und Alltagstauglichkeit. Berichten zufolge baut Comet auf Chromium auf. Das ist in der Praxis relevant, weil Erweiterungen, Rendereigenschaften und Kompatibilität vertraut bleiben. Gleichzeitig wird die Oberfläche neu gedacht: Widgets, Kachel-Workflows, Assistent zunächst, URL später. In der täglichen Arbeit – gerade in Kommunikationsabteilungen, Projektsteuerung, Redaktion – ist der sichtbare Vorteil Kontextreduktion. Zwischen E-Mail, Kalender, Recherche und Textentwurf entfällt viel Copy-Paste. Die Kehrseite ist Vertrauensvorschuss: Wer E-Mails und Meetings automatisiert priorisieren lässt, hängt von der Trefferqualität der KI und der richtigen Rechtevergabe ab. (The Times of India)
Vergleich mit Chrome, Edge, Firefox und Opera – nicht schneller, aber anders. Chrome bleibt der Geschwindigkeits- und Kompatibilitäts-Primus, Edge integriert Copilot modular, Firefox ist die Privatsphäre-Alternative mit Open-Source-DNA, Opera experimentiert seit Jahren mit Assistenten. Comet dreht die Perspektive: KI ist Zentrum, Surfen ist Werkzeug. Wer primär neutral und datenarm browsen will, fährt mit Firefox oder gehärtetem Chromium weiter sehr gut. Wer Aufgaben delegieren will – E-Mails sortieren, Termine briefen, Web fundiert zusammenfassen – findet in Comet den konsequentesten KI-First-Ansatz im Browserformat.
Datenschutz im DACH-Kontext – Chancen und Pflichten. Für Deutschland (DSGVO/BDSG), die Schweiz (revDSG/DSV) und Österreich (DSG) gilt: Die Verknüpfung von E-Mail-Postfächern und Kalendern mit einem US-Dienst ist eine datenrechtlich relevante Verarbeitung. Erforderlich sind eine Rechtsgrundlage (regelmäßig Einwilligung), Transparenz über Zwecke, Datenminimierung, Widerrufsmöglichkeit, Speicher- und Löschkonzepte, technische und organisatorische Maßnahmen (Transport- und Ruhedaten-Verschlüsselung, Token-Schutz, Zugriffskontrollen) und – sofern Daten in die USA fließen – geeignete Garantien nach DSGVO. In Unternehmen mit erhöhtem Schutzbedarf, etwa Gesundheitswesen oder Behörden, sind AV-Verträge, ggf. eine Datenschutz-Folgenabschätzung und interne Nutzungsrichtlinien für KI-Werkzeuge Pflicht. Die Comet-Hilfen bestätigen, dass der Assistent nach Verknüpfung in Ihrem Namen senden und planen kann – funktional stark, rechtlich aber nur mit sauberer Governance. (Perplexity AI)
Sicherheit und Haftung – der Single-Point-of-Failure-Effekt. Die Bündelung von Recherche, Kommunikation und Terminen in einem einzigen KI-Knoten bringt Effizienz, erhöht aber das Schadenspotenzial bei Konto-Übernahmen, Prompt-Injection durch Webseiten oder Fehlaktionen durch falsch verstandene Anweisungen. Für den Einsatz in Redaktionen, Vertrieben oder Kliniken empfehlen sich Least-Privilege-Berechtigungen, Zwei-Faktor-Schutz, getrennte Test- und Produktionskonten sowie das Vier-Augen-Prinzip vor dem Versand sensibler Schreiben. Generative KI bleibt probabilistisch; Halluzinationen und Ton-Fehlgriffe sind nicht auszuschließen. In unseren Screenshots waren die Entwürfe stilistisch brauchbar, eine redaktionelle Endkontrolle bleibt jedoch zwingend.
Publisher-Beziehung und Medienökonomie. Perplexity rahmt Comet und Comet Plus als Qualitäts-Initiative gegen „AI-Slop“ und als kuratiertes Nachrichten-Fenster mit Erlösbeteiligung für Publisher. Für Verlage in DACH ist das ein doppeltes Signal: Einerseits zusätzlicher Distributionskanal im Browser, andererseits der Wunsch des Anbieters, lizenzierte Inhalte prominent zu integrieren. Ob und wie stark das tatsächlich Reichweite und Erlöse in Deutschland, der Schweiz und Österreich beeinflusst, wird sich nach ersten Kooperationen und Transparenz über Traffic-Quellen zeigen. (Business Insider)
Unser vorläufiges Urteil für NETZ-TRENDS.de-Leser. Comet ist kein weiterer „Skin“ über Chromium, sondern ein Arbeitsmodus: Assistent zuerst, Browser danach. Die in unseren Screens sichtbaren Funktionen – E-Mail-Briefing, Kalender-Zusammenfassungen, Antwortentwürfe, Such-Routinen – sind für Vielschreiber, Pressestellen, Projekt- und Klinikkommunikation sofort nützlich. Die Gegenleistung ist Datenzugriff und Vertrauen in ein junges, US-basiertes Unternehmen. Wer Comet privat nutzt, sollte die Privatsphäre-Schalter konsequent prüfen, nur nötige Konten verbinden und Ergebnisse redaktionell prüfen. Wer Comet im Unternehmen einsetzen will, sollte vorab Rechtsgrundlagen, AV-Vertrag, DSFA und IT-Sicherheitskonzept klären – und klein starten.
Fazit. Besser als Chrome, Edge, Firefox oder Opera ist Comet nicht automatisch – es ist anders. Für alle, die Aufgaben delegieren und Recherche samt Kommunikation in einem Fluss betreiben wollen, ist Comet aktuell der konsequenteste KI-Browser. Für alle, die Neutralität und Datenzurückhaltung priorisieren, bleiben Firefox und ein gehärtetes Chromium die rationalere Wahl. Die eigentliche Bewährungsprobe kommt jetzt: Transparenz über Datenflüsse, verlässliche Governance-Werkzeuge für Unternehmen und stabile Qualität über Wochen, nicht Tage. Bis dahin gilt: Comet ist eine spannende Chance – mit klaren Hausaufgaben bei Datenschutz und Organisation. (The Verge)
Preis- und Abo-Modell. Zum Start war Comet zunächst nur für zahlende Max-Abonnenten verfügbar – ein exklusiver Zugang für 200 US-Dollar pro Monat (umgerechnet rund 186 Euro bzw. 183 Schweizer Franken), der frühen Zugriff auf neue Features garantierte. Inzwischen hat Perplexity die Strategie geändert: Comet ist heute weltweit kostenlos verfügbar. Zusätzlich wurde im Herbst 2025 „Comet Plus“ eingeführt – ein Zusatzabo für 5 US-Dollar im Monat (ca. 4,70 Euro bzw. 4,60 Schweizer Franken), das vor allem den Zugang zu kuratierten Premium-Inhalten von Verlagspartnern ermöglicht. Nach Unternehmensangaben sollen hier auch Publisher am Umsatz beteiligt werden. Damit unterscheidet sich Comet von Chrome, Edge, Firefox und Opera, die für Endnutzer traditionell kostenfrei sind und über Werbung oder Datenmonetarisierung finanziert werden.
Vergleichstabelle: Comet vs. Chrome, Edge, Firefox, Opera
Kriterium / Browser | Comet (Perplexity) | Chrome (Google) | Edge (Microsoft) | Firefox (Mozilla) | Opera (Opera ASA) |
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KI-Integration | Assistent als Kernfunktion: E-Mail-Analyse, Kalender-Briefings, Textentwürfe, Workflows | Gemini als Add-on, nicht zentral | Copilot/Bing Chat eingebaut, aber separat | Minimal, nur via Erweiterungen | Eigene KI „Aria“, aber begrenzt |
Widgets / Dashboard | Uhr, Wetter, Aktienkurse, Aufgaben, direkt im Startbildschirm | Keine, nur über Erweiterungen | Startseite mit News/Widgets | Startseite frei konfigurierbar, keine KI-Karten | Speed-Dial mit Wetter, News |
E-Mail/ Kalender-Integration | Direkte Verknüpfung mit Gmail, Google Kalender; Assistent kann Mails vorformulieren und Termine planen | über Gmail im Web, aber nicht Browser-intern | Outlook und Microsoft 365 tiefer integriert | Keine direkte Integration | Teilweise über Add-ons |
Suchfunktion | KI-Fragefeld, kombiniert Recherche + Antwort | Klassische Google-Suche | Bing + Copilot | Google, Bing oder frei wählbar | Google voreingestellt, wechselbar |
Datenschutz / Datenzugriff | Verlangt Zugriff auf Postfach, Kalender, Surfverhalten → hohes Risiko bei DSGVO | Google sammelt massiv Daten, standardmäßig wenig Kontrolle | Starke Verknüpfung mit Microsoft-Konto, Tracking | Open Source, sehr strikter Datenschutz, keine Datenweitergabe an Konzerne | Datenfluss nach Norwegen, teils undurchsichtig |
Erweiterungen | Chromium-basiert, daher kompatibel | Größte Auswahl weltweit | Kompatibel mit Chrome-Store | Viele Add-ons, Open Source | Chromium-basiert, kompatibel |
Geschwindigkeit / Stabilität | Schnell, aber noch Beta, nicht auf Langzeit getestet | Sehr schnell, stabil | Schnell, stabil | Etwas langsamer, aber solide | Schnell, weniger Ressourcenhungrig |
Besonderheiten | KI-first, kein neutraler Browser, sondern Arbeitsassistent | Marktführer, riesiges Ökosystem | Office 365/Windows-Integration | Starker Datenschutz, Open Source | Innovativ, experimentell |
Funktionalität (Sterne) | ★★★★★ (neuartige KI-Workflows) | ★★★★☆ | ★★★★☆ | ★★★☆☆ | ★★★☆☆ |
Datenschutz (Sterne) | ★★☆☆☆ (tiefer Datenzugriff nötig) | ★★☆☆☆ (Google-Tracking) | ★★☆☆☆ (Microsoft-Integration) | ★★★★★ (bestes Modell im Test) | ★★★☆☆ |
Nutzen vs. Overkill | ★★★★☆ (stark, aber riskant) | ★★★☆☆ (funktional, aber wenig Neues) | ★★★★☆ (praktisch in Windows-Welt) | ★★★★☆ (schlank, privat) | ★★★☆☆ (Spielerei, aber interessant) |