
Wer seine Fotosammlung aufräumen möchte, landet im App Store schnell bei sogenannten Duplicate Finder Apps. Sie versprechen, Dubletten und ähnliche Bilder zuverlässig zu erkennen und zu löschen. Doch ein genauer Blick auf die Anbieter wirft Fragen auf – und zeigt, wie leichtfertig Apple offenbar Apps empfiehlt, deren Herkunft und Datenschutzstandards alles andere als vertrauenswürdig sind. Beispiele aus dem App Store von Apple:
MacPaw (Gemini 2): Gegründet 2008 von Oleksandr Kosovan in Kiew. MacPaw betreibt zwar Büros in Irland und den USA, der Hauptsitz liegt jedoch in der Ukraine – außerhalb des EU-Datenschutzrechts. Zwar wirbt das Unternehmen, dass Daten lokal bleiben, doch Transparenz fehlt (MacPaw).
Nektony (Duplicate File Finder Pro): Ebenfalls aus der Ukraine. Auf der Website werden die Gründer nur halbherzig vorgestellt, vollständige Namen fehlen. Vertrauen sieht anders aus (Nektony).
Systweak (Photos Duplicate Cleaner): Aus Indien. Programme von Systweak wurden von Malwarebytes bereits als „PUP – Potentially Unwanted Program“ eingestuft (Malwarebytes). Trotzdem werden ihre Tools im App Store empfohlen.
Cisdem (Duplicate Finder): Offiziell mit Sitz in den USA, faktisch aber ein chinesischer Anbieter. Eigentümerstrukturen und Datenschutzrichtlinien bleiben intransparent (Cisdem).
Übersicht der wichtigsten Dubletten-Apps im App Store
App / Anbieter |
Gründer / Herkunft |
Firmensitz |
Datenschutzlage |
Auffälligkeiten |
Gemini 2 (MacPaw) |
Oleksandr Kosovan, Ukraine |
Kiew, Büros in Irland/USA |
kein EU-Datenschutz |
Transparenzdefizite |
Duplicate File Finder Pro (Nektony) |
Co-Founder anonym, Ukraine |
Odesa/Zypern |
kein EU-Datenschutz |
Gründer nicht klar benannt |
Photos Duplicate Cleaner (Systweak) |
Shrishail Rana, Indien |
Jaipur |
nicht DSGVO-konform |
Einstufung als PUP |
Duplicate Finder (Cisdem) |
Chaive Tsai, China/USA |
unklar (CN/USA) |
intransparent |
unklare Eigentümerstruktur |
PowerPhotos (Fat Cat Software) |
Brian Webster, USA |
Kalifornien |
lokal, klar dokumentiert |
seriös, aber US-Recht |
dupeGuru (Open Source) |
Community (EU/Kanada) |
Open Source |
transparent (Quellcode) |
technisch etwas sperrig |
Apples Verantwortung
Dass solche Anbieter im App Store nicht nur zugelassen, sondern oft auch prominent platziert werden, zeigt ein Grundproblem: Apple wirbt mit Sicherheit und Qualitätskontrolle, doch im Detail wird nicht hingesehen. Herkunftsländer ohne EU-Datenschutz, intransparente Gründerangaben, fragwürdige Geschäftspraktiken – all das reicht nicht, um den Apps die Tür zu versperren.
Die Konsequenz: Nutzer vertrauen blind darauf, dass Apps aus dem App Store geprüft und sicher sind. In Wahrheit laden sie Programme herunter, deren Anbieter weder europäischen Rechtsnormen noch transparenten Geschäftspraktiken verpflichtet sind.
Empfehlung von NETZ-TRENDS.de
Aus Sicht von NETZ-TRENDS.de ist klar: Wer Wert auf Datensouveränität legt, sollte Apps aus der Ukraine, Indien oder China meiden.
Empfehlenswert sind derzeit nur PowerPhotos von Brian Webster (klarer Gründer, transparente Privacy Policy, auch wenn Sitz USA) und das Open-Source-Tool dupeGuru, das volle Einsicht in den Quellcode bietet und lokal arbeitet.
Apple muss im App Store endlich transparenter kennzeichnen, woher Anbieter stammen, welche Datenschutzstandards gelten und welche Risiken bestehen.
Solange das nicht geschieht, bleibt der App Store bei Dubletten-Findern ein digitaler Basar, in dem Nutzer allzu leicht auf Anbieter hereinfallen, deren Seriosität zweifelhaft ist.
Apple wirbt seit Jahren damit, dass der App Store sicher sei. Jede App werde geprüft, Schadsoftware ausgeschlossen, Datenschutz großgeschrieben. Doch gerade bei den Dubletten-Findern für Fotos und Dateien zeigt sich, dass dieses Versprechen nicht trägt.
Diese Programme greifen auf die intimsten Datenbestände der Nutzer zu – private Fotomediatheken, in denen nicht nur Urlaubsfotos oder Familienbilder liegen, sondern manchmal auch Nacktbilder, kompromittierende Aufnahmen, vertrauliche Schreiben an Ärzte oder Krankenkassen, persönliche Liebesbriefe oder sogar Kündigungsschreiben von Arbeitgebern und Mitarbeitern. Wer einer fragwürdigen App Zugriff gewährt, öffnet damit im Zweifel den gesamten privaten und beruflichen Lebensbereich.
Viele dieser Apps stammen aus Ländern, die nicht an die europäischen Datenschutzstandards gebunden sind. Ukraine, Indien oder China kennen weder die DSGVO noch unabhängige Kontrollinstanzen. Was die Apps mit den zugänglichen Daten machen, bleibt für den Nutzer unsichtbar. Zwar werben Anbieter gerne damit, dass alles lokal auf dem Mac oder iPhone verarbeitet werde, doch ein hundertprozentiger Beweis ist schwer zu führen.
Theoretisch ja. Sobald eine App Zugriff auf Fotos, Dateien oder Kontakte hat, könnte sie im Hintergrund Datenpakete erstellen und an ihre eigenen Server übertragen. Auch wenn die Entwickler beteuern, dass dies nicht geschehe, können Nutzer dies ohne tiefgehende technische Prüfung kaum nachvollziehen. Die Behauptung „alles bleibt lokal“ ist letztlich ein Vertrauensvorschuss – und Vertrauen ist bei Anbietern aus Ländern ohne wirksamen Datenschutzrechtsschutz riskant.
Noch gravierender ist, dass viele Anbieter ihre Gründer nur unvollständig nennen oder Firmengeflechte betreiben, die sich über mehrere Länder erstrecken. Wer Verantwortung trägt, bleibt häufig im Dunkeln. Sollte es zu einem Missbrauch oder Datenleck kommen, stehen Betroffene ohne klare Ansprechpartner da.
Weil Apple diese Apps im App Store listet, gehen Nutzer selbstverständlich davon aus, dass sie geprüft und sicher seien. Doch die Realität ist, dass hier Programme mit Zugriff auf hochsensible Daten von Anbietern stammen, die weder europäischen Rechtsnormen noch verlässlichen Kontrollsystemen unterliegen. Gerade das erzeugt das größte Risiko: Menschen vertrauen blind, während sie im Hintergrund ihre privatesten Daten preisgeben könnten.
Es geht nicht nur um den Diebstahl von Fotos. Viel gravierender ist die Möglichkeit, dass Metadaten – Aufnahmedatum, Ort, erkannte Gesichter – kommerziell verwertet oder sogar staatlichen Stellen übermittelt werden. Wenn dabei auch intime oder beruflich brisante Inhalte betroffen sind, wie etwa medizinische Unterlagen, Schriftverkehr mit Krankenkassen, private Botschaften oder arbeitsrechtlich relevante Schreiben, entsteht eine Dimension, die weit über ein simples „Fotos aufräumen“ hinausgeht.
Dubiose Dubletten-Finder sind kein harmloses Nischenproblem, sondern ein handfestes Risiko. Apple lässt zu, dass Apps mit fragwürdigen Hintergründen Zugriff auf die privatesten Bereiche des Lebens erhalten. Das Versprechen von Sicherheit im App Store wird so zur gefährlichen Illusio. Das gilt aber auch für ähnilche Anbieter für Android-Handys und Notbooks. Der EU-Gesetzgeber ist drigend gefragt und muss handeln!