PR Anbieter Untertitel Videos – Amberscript und Amara im Test

Es ist für viele Unternehmenskommunikationen, PR-Abteilungen von Konzernen, welche global an Tochtergesellschaften Videos für die interne Kommunikation ausspielen müssen, immer wieder eine zentrale Frage: Wie bekomme ich die englischsprachigen oder in sonstigen Sprachen verfassten Untertitel hin? Netz-trends.de testete diverse Anbieter.

Amberscript überzeugt bei Untertiteln in gleicher Sprache, nicht aber bei Übersetzungen.

Zunächst einmal: Es gibt bis heute nach Recherchen von Netz-trends.de kaum Anbieter, welche automatisiert aus einem Film, den man in ein Tool hoch lädt, automatisiert erstellte Untertitel mit oder ohne Timecodes beispielsweise für englischsprachige Untertitel erstellen.

Wohl aber gibt es Untertitel-Anbieter, welche beispielsweise ein deutschsprachiges Video automatisch transkribieren und dann den so erstellten deutschsprachigen Text zur Korrektur zur Verfügung stellen. Dazu gehört zum Beispiel der Anbieter amberscript.com, beziehungsweise Amberscript, in den Niederlanden ansässig.

Amberscript enttäuscht mit angeforderten englischen Untertiteln zu deutschem Konzern-Film

Wir hatten für unser Anliegen, des Tests von Anbietern zur Erstellung von Untertiteln, mehrere Anbieter getestet. Darunter eben amberscript.com. Das Portal Amberscript funktioniert so, dass man beispielsweise dort einen Account eröffnet und ein Guthaben von 20 Euro einbezahlt.

So erhält man dann ein Transkriptions-Anspruch auf circa 100 Minuten Film. ("Transkriptionsguthaben: 01h 10m 00s" etc.). In unserem Test im September 2021 bot Amberscript Filmsprachen-Abschriften an in den Sprachen Englisch, Holländisch, Deutsch, Französisch, Spanisch, Italienisch und Portugiesisch.

Die AmberScript B.V. sitzt nach Rechnungsausweisung in Amsterdam. Ob sich dort wirklich ein Office mit Mitarbeitern befindet oder nicht, wissen wir nicht.

Als wir unseren deutschsprachigen zehnminütigen Unternehmens-Film bei Amberscript hochgeladen haben, kam nach einiger Zeit die angebliche Abschrift des gesprochenen deutschen Wortes. Also die sogenannte angebliche "Transkription" des Films, eines Interviews mit einem CEO.

Nur: Wir hatten einen deutschsprachigen zehnminütigen Film hochgeladen und dachten, wir könnten den mit Amberscript automatisch ins Englische übersetzen lassen. Denn wir wollten den deutschsprachigen Film im Intranet für einen global tätigen Konzern in Dutzenden Ländern mit englischsprachigen Untertiteln ausspielen lassen.

Heilloses Chaos in der Transkription

Das Ergebnis war aber bei amberscript.com in unserem Testbeispiel ein heilloses Sprachen-Kauderwelsche. Komplett unbrauchbar. So war versucht worden, das Deutsche ins Englische zu transkribieren, was komplett daneben ging. Als wir uns in der E-Mail-Hotline beschweren, schmeißt uns die Sachbearbeiterin von AmberScript ein Feigenblatt hin. Sie schreibt in deutsch:

AmberScript: "Hallo.. Vielen Dank, dass Sie sich mit uns in Verbindung gesetzt haben. Ich habe einen Blick auf Ihr Konto geworfen und die Dateien, die in der falschen Sprache transkribiert worden sind, gutgeschrieben. Sie können die Dateien nun erneut hochladen. Bitte stellen Sie sicher, dass Sie beim Hochladen die gesprochene Sprache und die Anzahl der Sprecher auswählen. Wenn Sie weitere Fragen oder Anmerkungen haben, zögern Sie bitte nicht, uns zu kontaktieren."

Kein Wort der Entschuldigung. Wie kann das sein, dass ein deutschsprachiger Film komplett falsch abgeschrieben, beziehungsweise übersetzt wird? Im Text hieß es beispielsweise: "… School is known for its Vinod High. That's how it's done the Unternehmen focussed Zukunft on 30 years. Of updated US only produced or not have this kind of strategy."

Der Support schreibt uns: "Ich entschuldige mich für die Unklarheit. Manchmal stellt unser System die Sprache auf Englisch ein, auch wenn Deutsch ausgewählt wurde. Ich habe jetzt die Credits wieder hinzugefügt, so dass Sie die Datei erneut hochladen können. Bitte achten Sie darauf, dass Sie die gesprochene Sprache und die Anzahl der Sprecher auswählen. Ich entschuldige mich für die entstandenen Unannehmlichkeiten."

Jetzt wird uns klar: Es gibt scheinbar nur die Option die gleiche Sprache zu transkribieren, nicht aber gleichzeitig eine andere Sprache ausgeworfen zu bekommen. Also versuchen wir es erneut und stellen bei der als Untertitel einzublenden Sprache Deutsch ein und nicht die englische Übersetzung.

Nur wenige Minuten

Das Ergebnis lässt sich dann sehen: In wenigen Minuten erhalten wir die automatische Transkription für nur 20 Euro. Ein guter Preis finden wir. Im nächsten Schritt können wir die Abschrift – allerdings sehr zeitaufwendig – korrigieren. Und Korrekturlesen ist notwendig: Wie in automatischen Tools häufig notwendig, sind Namen falsch geschrieben, manchmal stimmt die Satzstellung nicht ganz.

Der große Zeitaufwand bedingt sich dadurch, dass es keinen Text-Export gibt. So wird das Redigieren des Textes nicht einfach. Immerhin sind schätzungsweise gut 90 Prozent des Textes richtig abgeschrieben worden.

Schließlich klicken wir auf "Untertitel erstellen". Wenige Minuten nach dem Auslösen erhalten wir von Amberscript folgende E-Mail-Mitteilung: "Your file….mp4, was converted to subtitles !" Wir schauen nach:

Das Ergebnis ist zumindest von den Timecodes her recht richtig. So dauert jeder Untertitel standardisiert im Schnitt zwei Sekunden je Sprachszene. Bei 10 Minuten kommen da leicht geschätzt über 250 Untertitel zusammen.

Mit dem deutschsprachigen Ergebnis sind wir zufrieden: Unser Film ist tatsächlich mit zu den Interviewszenen passenden Untertiteln ausgespielt. Nur leider in Deutsch und nicht in Englisch. So haben wir jetzt ein deutschsprachiges Interview mit dem CEO des Konzerns mit deutschen Untertiteln. Leider für eine globale Ausspielung unbrauchbar. Denn unser Ziel, englische Untertitel zu bekommen, haben wir immer noch nicht. Weitere Tests führen wir nicht durch. Doch nach unserem Eindruck geht es bislang bei Amberscript nur gleichsprachig gut.

Wir testen einen weiteren Anbieter: Amara. Auch dieses Tool bietet an, einem beim Transkribieren von Videos und dem Erstellen von Untertiteln zu helfen. Vollmundig verspricht die Plattform auf Englisch: "Willkommen bei Amara Plus! Mit Amara Plus bekommen Sie den gleichen easy-to-use Amara Untertitel-Editor zusammen mit einem privaten Team-Arbeitsbereich und Zugang zu unseren Support-Teams."

Heißt: Nur wer zahlt, kann in einem privaten Bereich arbeiten, sonst wäre unser Konzernvideo, das nur für die Mitarbeiter des Konzerns im Intranet gedacht war, öffentlich. Ein absolut unerwünschter Nebeneffekt, der auch rechtliche Probleme mit sich bringen kann. Also testen wir die kostenpflichtige Version.

Test 2 Anbieter Untertitel für Videos - Amara

Das Abomodell von der "Participatory Culture Foundation" (PCF; Amara; amara.org) kostet uns pro Monat 24 U.S.-Dollar. Dubios: Auf der Rechnung finden wir noch nicht einmal die Anschrift des Anbieters.

Wikipedia entnehmen wir, es handele sich um "eine (nach US-amerikanischem Recht) gemeinnützige Organisation". Mag sein. Großspurig verspricht Amara: "Mit dem leistungsstarken Amara-Editor können Sie jetzt ganz einfach Videos untertiteln und beschriften! In dieser Anleitung erfahren Sie, wie Sie ein Video hinzufügen, Teammitglieder hinzufügen und mit der Untertitelung beginnen. Eine freundliche Erinnerung: Videos sollten in der Cloud gehostet werden (mehr dazu). Wenn Sie Ihr Abonnement kündigen möchten, senden Sie uns bitte vor Ende des Monats eine E-Mail an support@amara.org."

Zudem suche Amara für das "Amara On Demand team" muttersprachige Sprecher der deutschen Sprache, von Japanisch, Koreanisch, Italienisch, Hindi und Niederländisch.

Zwar bietet die Homepage amara.org an, in zahlreichen Sprachen ausgespielt zu werden, auch in Deutsch. Doch als wir die Seite auf Deutsch einstellen, lesen wir trotzdem Englisch. Zudem: Zwar hatten wir die 24 Dollar bezahlt, doch einen Link zum Hochladen unseres 10-minütigen Unternehmensfilms finden wir nicht. Also schrieben wir den Support an, was denn jetzt mit unseren Untertiteln ist. Wie unser Test weiter ausfiel, erzählen wir euch im nächsten Artikel "Warnung vor AMARA Subtitling: Amara.org buchte ab trotz Kontolöschung, Dienst funktionierte nicht / Participatory Culture Foundation (PCF); Netz-trends.de vom 18. Dezember 2021).

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