Geld Wachstumskapital: Geht Online-Brillenhändler Mister Spex an die Börse?

Nach Berichten plant der mit diversen Fernsehkampagnen bekannt gewordene deutsche Online-Brillenhändler Mister Spex möglicherweise einen Börsengang. Die diversen und teuren Werbekampagnen haben Mister Spex nach eigenen Angaben zu Deutschlands größtem Online-Brillenhändler gemacht.

BILD: Screenshot
Geht Mister Spex an die Börse?

Gründer und Geschäftsführer Dirk Graber sagte gegenüber der Sonntagszeitung "Welt am Sonntag" (WamS) wonach man "in den nächsten 18 bis 36 Monaten entweder an die Börse gehen oder eine Mehrheit an einen strategischen Investor verkaufen" wolle. Das heißt aber auch nichts anderes, als dass frisches Kapital benötigt wird, um die sehr bekannte deutsche Brillenmarke weiterhin erfolgreich laufen zu lassen. Es gehe letztlich nun darum, so die WamS, wie es jetzt weiter gehe.

Grundsätzlich gilt in Deutschland nach wie vor: Zwar gibt es diverse Family Offices (Familie Herz aus Hamburg, C&A-Familie Brenninkmeijer, bzw. Brenninkmeyer), doch genießen diese lediglich die Ruf, besonders akribisch Beteiligungen zu prüfen und nicht sehr risikofreudig zu sein. Sprich: Nur wenn ein Unternehmen bereits sehr gut laufe und Gewinn abwerfe und eine gewisse Größe habe, gebe es eine Chance, dass solche Investoren einstiegen, sagt einer, der sich sehr gut in der Szene auskennt. Das heißt: Wachstumskapital-Geber sind deutsche Familie-Offices nicht unbedingt.

Auch die Banken scheiden in Deutschland als Wachstumskapitalgeber aus. Bleiben - wie so oft - eher internationale Investorengruppen. Auf diese schielt wohl auch Mister Spex. Dabei scheint, glaubt man dem Welt am Sonntag-Bericht, sowohl ein Börsengang, als auch eine direkte Beteiligung durch einen Investor denkbar.

Mister Spex-Gründer Dirk Graber lässt sich im Hinblick auf Konkurrenten wie Fielmann mit den Worten zitieren: "Wir waren noch nicht bei Fielmann, um an ihn zu verkaufen. Ich glaube auch, dass der Zug abgefahren ist."

Mister Spex arbeitet nach eigenen Angaben in über 80 der 100 größten deutschen Städte mit Partneroptikern zusammen. Das Ziel sei es, ein flächendeckendes Netz von bis zu 500 Partnern aufzubauen. Damit möchte Spex Optiker am Vertriebsweg Internet partizipieren lassen und gleichzeitig Kunden "mehr Service anbieten".

Wie weit Graber bereits Anteile für Wachstumskapital abgegeben hat oder abgeben musste lässt sich an seinen Anteilen ablesen: Angeblich halte er nur noch rund 5% der Anteile. Größter Anteilseigner sei - mal wieder - ein US-Konzern: eine Tochterfirma von Goldman Sachs. Auch das zeigt einmal mehr: Der deutschen Wirtschaft ist die Start-Up-Szene in Deutschland nicht nur fremd, sondern herzlich egal. Es scheint immer noch die Einstellung beim deutschen Großkapital zu gelten: Das Internet ist amerikanisch. Auch das gilt oft: "Gibt es Beteiligungen, wird versucht, diese so billig wie möglich und kleinlich zu erhalten" stöhnt einer aus der Szene.

Dass der gesamte Brillenmarkt in Deutschland sehr intransparent ist, wissen nicht nur Betreiber von Preisvergleichs-Portalen, sondern scheint Mr Spex klar zu sein: "Bei der Brille wird das Geld mit dem Glas verdient. Fassungen sind im Preis je nach Optikerbetrieb nicht so unterschiedlich. Insgesamt ist der Brillenpreis so wenig transparent wie bei kaum einem anderen Produkt", erklärt Mister Spex-Gründer Dirk Graber.

Dirk Graber ist Geschäftsführer der Mister Spex GmbH und verantwortet die Bereiche Business Development, IT, Finanzen & Controlling, Operations und Human Resources. Der 36-jährige stammt aus Halle an der Saale, gründete Mister Spex aber in Berlin. Nachdem er im Rahmen eines dualen Studiums an der Berufsakademie Leipzig bei der Commerzbank Leipzig arbeitete, studierte er an der Handelshochschule Leipzig (HHL) und absolvierte dort den Abschluss zum Diplom-Kaufmann. Außerdem schnupperte er als Praktikant bei Jamba und Ebay rein. Nach seinem HHL-Abschluss arbeitete er zwei Jahre als Berater bei der Boston Consulting Group.

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