Nach 20 Jahren Internet Explorer wird "Spartan": Netz-Cowboy reitet Sonnenuntergang entgegen


Erstmals veröffentlichte der US-Konzern Microsoft seinen Internet Browser, den weltweit bekannten und von Milliarden Menschen genutzten "Internet Explorer", vor 20 Jahren – 1995. Jetzt wird er (endlich) abgestellt.

Zuletzt hatte der Internet Explorer – egal ob der Internet Explorer 10, 8 oder 7 – Hunderte Millionen Nutzer minütlich genervt. Webseiten öffneten sich oftmals zu langsam. Hinzu kam: Waren Webseiten offen und setzte man den Computer in den Ruhezustand, reaktivierte später den Computer aber wieder, dauerte es eine gefühlte Ewigkeit, bis sich die drehende Sanduhr der Computer-Maus beruhigt hatte, die anzeigte: Der Internet Explorer braucht noch etwas Zeit, ehe er erwacht.

Oftmals musste man sogar alle über den Internet Explorer geöffneten Webseiten komplett wieder schließen und den Internet Explorer neu starten, ehe das Elend mit dem Internet Explorer zu Ende war.

Dass Microsoft nun die Reißleine zieht und den Internet Explorer einstellt, hat viele Gründe. Die einen mögen in der schlechten Performance liegen. Die anderen im schlechten Image. Ein weiterer Grund könnte sein, dass die Zeiten vorbei sind, in welchen ein Browser sagen könnte, das Internet zu "untersuchen" (denn das heißt "to explore"). Ein Browser ist nur noch Mittel zum Zweck. Das "Untersuchen" übernehmen heute Internet-Suchmaschinen wie Google oder Bing.

Zudem: Auf den Smartphones spielt der Internet Explorer faktisch gar keine Rolle mehr. Hier nutzte die Google Inc. ihr Monopol durch Google Android den Explorer faktisch auf mobilen Endgeräten weitestgehend zu verdrängen.

Der Internet-Konzern Google Inc. hatte 2008 mit seinem Google Chrome Browser vorgemacht, dass sich Webseiten auch schneller öffnen lassen können, als mit dem Internet Explorer. Seither klettert der Google Chrome Browser von einem Rekord zum nächsten. Dass Google Chrome im Verdacht steht Milliarden Menschen wie kein anderer Internet Browser auszuspionieren, scheint viele nicht zu stören.

Weltweit wird Google Chrome mittlerweile von über zwei Milliarden Menschen genutzt. Gleichzeitig verlor der Internet Explorer immer mehr an Relevanz. Beflügelt wurde der kometenhafte Google Chrome Aufstieg durch seine singuläre prominente Download-Platzierung direkt auf der Google-Startseite.

Internet Explorer hat Internet Geschichte geschrieben

Klar ist: Der Internet Explorer schrieb Internetgeschichte. War er doch letztlich der Cowboy, der für uns als erster – vor Mozilla Firefox und vor Google Chrome, auch vor Opera – die Wege im Netz beritten hat. Nun reitet er seinem verdienten Sonnenuntergang entgegen.

Dass dieser Moment kommen würde, darauf bereitete Microsoft die Nutzer bereits mit Bekanntwerden des "Project Spartan" vor und zwar im Umfeld von Windows 10. Aus dem Project Spartan soll letztlich ein neuer Microsoft-Browser hervorgehen. Was "Spartan" später alles kann, ist noch nicht klar. Aber Microsoft wird sich (hoffentlich) nicht die Blöße geben, die Ladezeit des Google Chrome nicht mindestens zu erreichen.

Wichtig dürfte ebenso sein, dass der "In private Modus" des Internet Browser auch im Nachfolgeprodukt enthalten ist. Denn angesichts der Tatsache, dass die USA mit der NSA die weltweit größte Hackerbehörde betreiben, wollen immer mehr Bürger ihre Daten vor unbefugter und krimineller Schnüffelei so gut wie möglich schützen.

Heißt der neue Browser "Microsoft Browser"?

Gerüchte besagen bislang, dass der Nachfolger des Internet Explorer möglicherweise im Namen das Wort "Microsoft" enthalten könnte – ganz nach dem Vorbild des "Google Chrome". Grotesk ist, dass das Wort "Microsoft" noch vor 15 Jahren gerade dazu geführt hätte, dass viele das Produkt nicht genutzt hätten. Heute scheint sich das verkehrt zu haben. In Großbritannien habe angeblich der Name "Microsoft" ein sehr gutes Image, weshalb man sich wohl erhofft, dass ein neuer Internet Browser mit dem Namen "Microsoft" gut ankommt.

Doch ob sich UK auf andere Länder übertragen lässt, darüber dürfte Microsoft weltweit noch zahlreiche Studien machen. Denn in Deutschland hat der Name Microsoft bei weitem keinen so guten Klang, wie in UK.

Unabhängig davon, wie das Kind letztlich benannt wird. Einige Features dringen bereits an die Öffentlichkeit. Angeblich könne der neue "Spartan"-Browser von Microsoft besser mit dem Betriebssystem Windows interagieren. Spekuliert wird aber auch, ob es digitale Stifte gibt, mit welchen man nach dem Vorbild von Photoshop oder anderen Grafikprogrammen auf der geöffneten Webseite Anmerkungen machen kann. Als sicher gilt, dass der Lesemodus im neuen Internet Explorer – wie immer er beim Release heißen mag – deutlich besser werden dürfte.

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