Nach Sexaffäre: Uber will Städten Daten zur Stadtplanung anbieten

Den Anfang macht Uber in der nördlich von New York liegenden Stadt Boston. Hier möchte die private Taxialternative Uber, die auch in einigen deutschen Großstädten ihre Fahrdienste anbietet, der Stadtverwaltung anonymisierte Daten ihrer angesteuerten Fahrziele zur Verfügung stellen. Angeblich, sagt Uber, sei ein Uber Fahrdienst billiger als Taxis:

Uber will mit Städten zusammenarbeiten.

Die amerikanische Taxialternative, der private Fahrdienst Uber, versucht nun durch mehr Kooperation mit Städten stärkeren Rückhalt auf politischer Ebene zu erlangen.

Welche Angebote Uber genau der Stadtverwaltung von Boston anbieten möchte und wo der Nutzen für die Stadtplanung liegen könnte, ist bislang nicht klar. Jedenfalls sagte Uber am Dienstag, wonach zunächst Boston und Städte, welche Interesse signalisierten, künftig beispielsweise Verkehrsdaten für die Stadtplanung erhalten könnten.

Die Städte, heißt es nach einem Bericht des Wall Street Journal, könnten quartalsmäßig Berichte von Uber kostenlos erhalten.

Dass Uber mit solchen Schritten auch aus den Negativschlagzeilen kommen möchte, liegt auf der Hand: So war kürzlich weltweit bekannt geworden, wonach Uber in den USA Daten zu möglichen Sexabteuern seiner Kunden dokumentiert habe und zwar auf Grund von auffälligen Uber-Taxibestellungen. Als Basis waren Daten - angeblich anonymisiert - genommen worden, die auf einen One-Night Stand hindeuten könnten.

Wer also in einigen Städten in den USA spät abends oder nachts ein Uber Taxi bestellte und nach relativ kurzer Zeit wieder eine Heimfahrt orderte, der wurde in einer Datenbank von Uber als möglicher One-Night Stand geführt. Quellen sagen sogar, man habe auch bestimmte Personen als mögliche Prostituierte geführt.

Datensammelei wäre für Uber in Deutschland äußerst problematisch

Mittlerweile teilte Uber zwar mit, es habe sich lediglich um ein internes Datenspiel gehandelt, welches man künftig keinesfalls mehr weiterverfolgen wolle. Dennoch sieht man solche Datensammelei gerade auch auf Grund der NSA-Affäre in datensensitiven Regionen wie der Europäischen Union, alles andere als lustig.

In Deutschland würde nach Bekanntwerden solcher Datensammelei möglicherweise ein Strafverfahren eröffnet, auch gebe es wohl weiteren datenschutzrechtliche Probleme, die bis hin zu unangekündigten Razzien durch Datenschutzbeauftragte führen können. Als besonders razzienfreudig gilt beispielsweise der Datenschutzbeauftragte von Sachsen.

Wobei Sachsen für Internet-Unternehmen sowieso als heißes Pflaster gilt, da dort diverse Staatsanwaltschaften - wie die Integrierte Ermittlungseinheit Sachsen (Ines) - dafür bekannt sind, gerne recht radikal gegen Inernetunternehmen vorzugehen und zwar so manches Mal im Zusammenspiel mit dem Justizministerium Sachsen (Staatsministerium der Justiz).

Doch damit nicht genug: Uber hatte in der Vergangenheit bereits einige weitere wenig schmeichelhafte Schlagzeilen zu verkraften: Mal hieß es, ein indischer Uber-Fahrer habe einen weiblichen Fahrgast sexuell missbraucht, dann wieder, Uber habe in den USA versucht Journalisten zu schmieren.

Um Neujahr kritisierten zudem amerikanische Medien, wonach Uber die chronische Taxiknappheit zu Silvester in der Stadt New York dazu missbraucht habe, um Kunden abzuziehen. Die Rede war von Preistreiberei, da die üblichen Uber-Gebühren in New York City angeblich teils in der Silvesternach um bis zum Siebenfachen erhöht worden sein sollen. Auch wenn Uber sich das Büßerkleid umlegte - ein Imagemakel am US-Fahrdienst Uber ist geblieben.

Ist Uber Taxi oder Mitfahrgelegenheit?

Gleichzeitig bemüht sich Uber um seine eigene Positionierung: Mal schreibt Uber, man sei ein Taxi-Anbieter, dann wieder man biete lediglich Mitfahrgelegenheiten an - also Ride-Sharing-Dienste.

Doch trotz der weltweiten Medienkritik ist Uber eine beeindruckende weitere Start-up Erfolgsgeschichte aus den USA, getragen von milliardenschweren Investoren, unter anderem der Google Inc.

In mehreren Finanzierungsrunden konnte Uber mehrere Milliarden US-Dollar Venture Capital einsammeln und wird mittlerweile zumindest auf dem Papier auf einen Wert von bis zu 40 Milliarden US-Dollar geschätzt.

In Deutschland ist Uber unter anderem in Berlin, Frankfurt oder München tätig - allerdings teils gegen den Willen der dortigen Stadtverwaltungen und auch trotz international teils kritischer Bewertung der Dienstleistungen durch Gerichte. Dennoch sehen nicht wenige in Uber eine wichtige Ergänzung auch in Deutschland zu den immer teurer werdenden Taxis:

So erhöhten Deutschlands Taxianbieter im Zuge des neuen gesetzlich festgelegten Mindestlohnes, welcher in Deutschland seit 1. Januar 2015 gilt, die Taxipreise durchschnittlich um 20 % Anfang des Jahres 2015. Eine 20-minütige Taxifahrt vom Leipziger Hauptbahnhof zum Flughafen Leipzig-Halle kommt so nun leicht auf über 30 Euro.

Mittlerweile bewerben diverse Versicherungen, darunter die Zurich Versicherung, extra Versicherungen für Start-ups, um mögliche Rechtsstreitigkeiten finanzieren zu können. Die Zurich Versicherung spricht von einem "Firmen ModularSchutz".

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