Übertreibt Alibaba? Angeblich 160 Mio. gegen gefälschte Markenware investiert

Angeblich, behauptet zumindest Alibaba, habe man 2.000 Mitarbeiter und 5.400 "Volonteers" eingesetzt, um im eigenen Onlineshop angebotene gefälschte Markenware zu identifizieren und zu eliminieren. Dieses Unterfangen habe einen Zeitraum von rund zwei Jahren umfasst:

1688.com: In China ist Alibaba vor allem als 1688.com bekannt.

Das chinesische Online-Kaufhaus Alibaba gab an, wonach man angeblich 160 Millionen US-Dollar investiert habe, um gegen Betrugsware im eigenen Online-Shop vorzugehen.

Dennoch muten die von Alibaba in Umlauf gebrachten Zahlen von einem Investment in Höhe von angeblich 160 Millionen Dollar im Kampf gegen gefälschte Markenware doch etwas hoch an, erklärt ein Fachmann: "Wir bezahlen für rund 800 Mitarbeiter in Ostdeutschland rund 20 Millionen Euro jährlich für Personalkosten", erzählt der Personalchef eines großen ostdeutschen Unternehmens.

Würde man also die 2000 Mitarbeiter als Grundlage nehmen, die Alibaba angeblich im Kampf gegen den Onlineverkauf gefälschter Markenwaren eingesetzt haben will, käme man nach deutschen Standards auf jährliche Personalkosten in Höhe von rund 50 Millionen Dollar, in zwei Jahren auf rund 100 Millionen Dollar.

Doch dabei sprechen wir eben von einem Hochlohn-Land wie Deutschland - und nicht von einem Billiglohnland wie China, wo der durchschnittliche Monatslohn zwischen 150 Dollar und 400 Dollar beträgt. Heißt: "Das angebliche Investment von Alibaba in Höhe von 160 Millionen Dollar zur Bekämpfung von gefälschter Markenware bezweifle ich stark", sagt der Geschäftsführer eines konkurrierenden Onlineshops zu netz-trends.de.

Alibaba behauptet, täglich Waren im Wert von 1 Milliarde US-Dollar zu verkaufen

Nach eigenen Angaben würde Alibaba täglich Güter im Wert von rund 1 Milliarde Dollar verkaufen. Betroffen seien dabei rund 16 Millionen Warenbestellungen, die man ausliefere. Pro Quartal habe also Alibaba nach eigenen Angaben einen Handelsumsatz von 90 Milliarden Dollar.

Vor wenigen Monaten war Alibaba an die New Yorker Börse gegangen und hatte dort 25 Milliarden Dollar eingelöst. Das war der zweitgrößte Börsengang nach Google im weltweiten Internet in den vergangenen 20 Jahren.

Dass Shop-in-Shop-Anbieter gefälschte Markenware anbieten, ist nicht nur ein Problem von Alibaba, sondern auch von Onlineshops wie eBay oder Taobao (gehört ebenso zu Alibaba). Gerade Asien, besonders Länder wie China oder Thailand, werden seit Jahren vor der Europäischen Union (EU) sowie den USA (United States of America) dafür kritisiert, dass sie nicht genug im Kampf gegen Produkt-Piraterie unternehmen würden.

Entsprechend ist auch Alibaba bemüht, öffentlich den Eindruck zu erwecken, das Problem der Produktpiraterie ernst zu nehmen. Auf einer Pressekonferenz in Alibabas Heimatstadt, in der chinesischen Industrie-Metropole Hangzhou, erklärte der CEO Jonathan Lu, wonach Alibaba umfangreich Big Data-Analysen durchführe, um Markenfälschern leichter auf die Spur zu kommen und diese den Behörden zu übergeben. Denn offiziell ist der Verkauf von gefälschter Markenware sowohl in Ländern wie China als auch in Thailand verboten:

Doch wissen Tourist, dass auf allen asiatischen Märkten faktisch an jedem Stand billige gefälschte Markenware angeboten wird: Ob Boss oder Rolex - schon für unter 20 Euro gibt es in Asien angebliche Produkte von angeblich diesen Firmen.

Alibaba behauptet, wonach man mittlerweile 90 Millionen im Verdacht stehende gefälschte Markenware von den Verkaufs-Räumen des Onlineshops verbannt habe - alleine in dem überschaubaren Zeitraum von Januar bis September 2014. "Auch diese Angabe wirkt aus unserer Sicht sehr hoch", erklärt ein deutscher Onlineshop-Betreiber. Alibaba hatte 2007 noch um die 4.000 Mitarbeiter, beschäftige aber heute rund 22.000 Mitarbeiter, heißt es in der Firmen-Präsentation.

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