Will Google mit Google Fiber größter TV-Anbieter und Telekommunikationskonzern werden?

Konkret sieht dies so aus, dass Google mit Autos unterwegs ist, auf welchen der Schriftzug "Fiber" steht. Dann sprechen Google-Mitarbeiter gezielt Bewohner einzelner Häuserblocks an und bieten ihnen an, auf das Google-Netz Fiber umzusteigen:

Grafik: Google Fiber

Der US-Konzern Google Inc. startet jetzt im US-Bundesstaat Texas seine Tour bei Bürgern, um diese zum Umsteigen auf das superschnelle und kostenpflichtige Internet- und TV-Netz von Google, Google Fiber, zu bewegen.

Zunächst will Google in den südlichen und südöstlichen Regionen von Austin, Texas, für Google Fiber werben. Mit der jetzt begonnen persönlichen Werbetour für das Gigabit Internet-Rollout von Google erhofft sich der weltgrößte Internetkonzern, der in Deutschland einen Suchmaschinen- und Online-Werbeanteil von über 80 Prozent hat, einen schnellen Ausbau des Fiber-Netzes.

Google‘s Umsatz in Höhe von jährlich derzeit rund 70 Milliarden Dollar ist mit jenem des deutschen Dax-Konzerns Siemens vergleichbar. Nur mit dem Unterschied, dass Google lediglich um die 25.000 Mitarbeiter hat, Siemens aber über 300.000.

Mark Strama, der Leiter von Google Fiber in Austin, schrieb jedenfalls nun auf seinem Blog, wonach Google hoffe, Stadtteil für Stadtteil in Austin erste Kunden für das superschnelle Internet und HD-TV-Netz Fiber finden zu können. Dabei setzt Google auf die Mund-zu-Mund-Propaganda der neuen Kundschaft, welche man hofft mit Fiber begeistern zu können.

Im Gegensatz zu Deutschland verfügen Millionen Haushalte vor allem in ländlichen Gebieten in den USA immer noch nicht über flächendeckende schnelle Internetverbindungen. Deshalb möchte Google mit Fiber eine Alternative anbieten. Gleichzeitig geht der amerikanische Internet-Konzern recht offensichtlich in Konkurrenz zu den Telekommunikationskonzernen, zu deren originären Aufgaben der Ausbau eines Glasfasernetzes oder Kabelnetzes gehören würde.

Google macht Druck und will Google Fiber schnell verbreiten

Doch nicht jeder Haushalt in den USA kann derzeit an das Fiber-Netz von Google angeschlossen werden. Deshalb empfiehlt der Megakonzern, man solle sich auf der Fiber-Seite umschauen, ob das Haus, die Wohnung in welcher man wohnt, an Fiber derzeit anschließbar sei oder nicht.

Konkret schreibt Google, wonach ein Verbindung über Google Fiber angeblich "100 mal schneller für Internet oder TV" sei, als die heutigen Basis-Anschlüsse für Breitband in den USA.

Wer sich auf Fiber anmeldet, der wird von Google erst einmal nach der aktuell bestehenden Internetgeschwindigkeit gefragt. Zur Auswahl bietet Google: 5mbps, 10mbps oder 50mbps. Anschließend sagt Google, wonach "Google Fiber" angeblich "1000 Mbps" bieten könne. Google verspricht, dass, wer Fiber habe, "HD in all its glory" auf dem TV-Bildschirm bewundern dürfe.

Dies liege daran, dass "Dank bis zu 1.000 Megabit pro Sekunde Google Fiber bis zu 100-mal schneller" sei, als "die heutige Grundbreitbandgeschwindigkeit" in den USA. Dies bedeute, so Google Fiber, "weniger Zeit für Video-Pufferung und mehr Video-Chat, schnelleres Hochladen von Familienvideos und einfaches Spielen der Lieblings-Online-Spiele". Alles, was Kunden tun müssten, sei klicken und schon sei man da.

Außerdem, so Google Fiber, könne man "bis zu 8 Shows auf einmal aufnehmen", wofür Google Fiber "zwei Terabyte Speicherplatz auf der Network Box" zur Verfügung stelle. Dies bedeute, dass der Fiber-Kunde "500 Stunden TV" speichern könne.

Soll die "Google Fiber TV-App" helfen, Google zum weltgrößten TV-Anbieter zu machen?

Als weiteren Vorteil preist Google die neue Google Fiber TV-App an. Sie könne man vom Android-Handy (also dem Google-Betriebssystem) oder den iOS-Geräten (also Apple Betriebssystem) herunterladen und damit "alle kompatiblen Geräte in einer Super Fernbedienung zusammenschalten". Doch was Google Fiber hier groß anbietet, das lässt sich heute bereits mit zahlreichen anderen Fernbedienungen ebenfalls machen.

Doch Fiber will nicht nur viel Speicherplatz bieten und eine Top-Fernbedienung, sondern Google will jetzt offensichtlich auch zum weltgrößten TV-Anbieter werden. Die Kunden ködern will Google mit dem Versprechen, Dank Fiber könne man "150+ Kanäle und Zehntausende von Shows und Filme auf Abruf" ansehen. Mit der Funktionstaste "Smart Search" könne man "alle Lieblings-Programme finden und neue entdecken".

Doch Google wäre nicht der weltgrößte Internetkonzern und schon bald möglicherweise auch ein Telekommunikations-Gigant, wenn er nicht hart daran arbeiten würde, alle Services eines Nutzers zu verbinden, um damit möglichst viele Wettbewerber aus der Google-Welt auszuschließen. So preist Fiber als weitere Dienstleistung einen Cloud-Service an:

"Genießen Sie einen Terabyte Cloud-Speicherplatz. Mit Google Drive haben Sie von überall sicheren Zugriff auf Ihre Dateien: zu Hause, im Büro oder unterwegs. Egal, was mit Ihrem Computer oder Smartphone passiert, Google wird Ihre Dateien sicher in der Cloud gespeichert haben".

Google Fiber ist zunächst für 34 US-Städte geplant

Bislang sei Google, sagt der Konzern, mit 34 Städten, welche über 9 U-Bahn-Bereiche verfügten, in den Vereinigten Staaten von Amerika im Gespräch, "um zu erforschen, wie lange es dauern würde, um ein neues Glasfasernetz in die dortige Gemeinschaft zu bringen".

Städte und Nutzer, die in den USA wissen wollten, ob Google das Glasfasernetz Fiber in ihrer Region anbietet, sollten "die Fiber Website besuchen, um herauszufinden, ob Ihre Nachbarschaft qualifiziert" ist. Dabei solle man "die Echtzeit-Karte" anschauen, "um den Fortschritt zu beobachten".

Google macht mit Google Fiber aber auch auf sozial und erhofft sich damit im Infrastruktur-Ausbau breite Unterstützung durch amerikanische Stadträte oder Gemeinderäte. So verspricht die Google Inc. den Kommunen, man biete diversen kommunalen Institutionen kostenlose Google Fiber-Anschlüsse. Im Auge habe Google dabei insbesondere "lokale Organisationen, Bibliotheken, Schulen, gemeinnützige Organisationen".

Gehörig Marketing-Dampf macht Google, indem man schon einmal vorab den Verbrauchern droht, wer sich nicht schnell in den USA an einen Google-Fiber-Vertrag binde, der müsse damit rechnen, leer auszugehen. Grund: Angeblich könne man "nur ein begrenztes Zeitfenster" für Anmeldungen zur Verfügung stellen. Wer aber unschlüssig sei und "noch weitere Informationen zu Fiber" benötige, dem stünden, sagt Google, "eine Reihe von örtlichen Veranstaltungen zu Fiber zur Verfügung".

Google Fiber ist mit 70 Dollar im Monat teurer als Kabel Deutschland

Während in Deutschland ein TV- und Internetanschluss inklusive einer Flatrate für Telefon und Internet für um die 37 Euro im Monat zu haben ist (+ circa 4 bis 7 Euro für HD-TV) - beispielsweise bei Kabel Deutschland - will Google mit Google Fiber langfristig viele Milliarden Dollar zusätzlich umsetzen und damit offensichtlich zu einem der größten Telekommunikationsanbieter der USA werden.

Saftige 70 US-Dollar pro Monat kostet den US-Bürger jedenfalls Google Fiber. Hinzu kommen 300 Dollar pro Jahr für die einjährige Nutzung der für Fiber notwendigen zusätzlichen Geräte. Wer nicht genug Google-TV ins Haus bekommt, dem möchte Google gar "ein Gigabit-plus-TV-Angebot" für heftige 130 Dollar pro Monat andrehen.

Neben Google ist der US-Konzern AT & T derzeit dabei, die Amerikaner auf schnelles Internet und HD einzuschwören. Auch AT & T arbeitet deshalb am Ausbau der eher lahmen Internet- und Kabel-TV-Verbindungen in den USA, um zusätzlich Umsatz zu generieren. Wer aber beispielsweise eine Rechnung von Google Fiber begleichen möchte, dem sind enge Grenzen der Bezahlmodalitäten gesetzt:

So könne man Google Fiber-Rechnungen mit "einer Kredit- oder Debitkarte" begleichen, sagt die Google Inc. Zusätzlich zu den regulären Kreditkarten akzeptiere man zudem "Debitkarten und Prepaid-Debitkarten mit einer Visa, AmEx, Discover, Mastercard oder Logo". Leider könne man aber für Google Fiber, heißt es weiter, noch keine Bezahlung mit Bargeld oder einem automatischen Bankeinzug akzeptieren. Außerdem sei eine Scheck-Bezahlung für einen Fiber-Anschluss nicht möglich.

Derzeit gibt es Google Fiber (oder ist geplant) in den US-Städten Portland, San Jose, Salt Lake City, Provo, Kansas City, Raleigh-Durham, Charlotte, Nashville, Atlanta, Phoenix, San Antonio sowie Austin.

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