Rocket Internet: Auch Facebook Aktien gingen am Anfang in die Knie

Dabei wussten wir alle, dass Rocket Internet und auch Zalando natürlich Kandidaten waren, die einen sehr guten Aktienstart hinlegen würden und es wurde auch ausgiebig darauf hingewiesen, dass ein Abrutschen der Rocket Internet Aktie nach dem Börsengang ein wahrscheinliches und auch typisches Szenario sein würde. Und nun hören wir doch allen ernstes Gejammere, wonach der Gesetzgeber regeln müsse, dass ein Unternehmen erst dann an die Börse dürfe, wenn es Gewinn mache:

Das Rocket Internet Portfolio: Von Shopping-Portalen bis zu Immobilienportalen.

Kommentar - Es wird langsam albern: Erst jubelten alle möglichen Massenmedien Rocket Internet und den Börsengang in die Höhe, jetzt, da die Aktie etwas - im Schnitt um 20% - einknickt, ist sich selbst das Manager Magazin nicht zu blöd, solch alberne Schlagzeilen zu publizieren, wie: "Die Rocket Horror Picture Showmanager".

Wenn das so wäre, dann hätte es das US-Shoppingportal Amazon niemals geben dürfen. Denn Amazon macht bereits seit 20 Jahren fast durchgängig Minus.

Natürlich ist auch bekannt: Legt Amazon den Hebel leicht um, ist das Portal in der Gewinnzone. Doch das geht auch einigen anderen großen Internet-Portalen so. Vergessen werden sollte dabei nicht: Die Börse soll ja durchaus dazu da sein, Kapital für die nächste Wachstumsphase sich zuzulegen.

Jeder, der Aktien von Rocket Internet oder Zalando gekauft hat und sie jetzt nach bereits einer Woche wieder abstößt, ist ein übler Aktien-Spekulant. Denn einem Unternehmen noch nicht einmal eine Woche Zeit zu geben, Versprechen, welche in einem Börsenprospekt ausgebreitet werden, einzulösen, ist ein Vorgang, der an sich schon unseriös ist. Es sind nicht, wie das Manager Magazin schreibt, die "Rocket Horror Picture Showmanager", sondern primär die "Horror Picture Anleger".

Wenn ein Aktienkurs in nur einer Woche um über 20% fällt, dann zeigt das vor allem eines: Hier sind Groß-Spekulanten am Werk, die von Anfang an Rocket Internet und Zalando missbraucht haben, um im Handumdrehen aus 10 Millionen US-Dollar durch Verkäufe 15 Millionen zu machen. Bekannt ist: Wo es Verlierer gibt, gibt es natürlich auch Gewinner. Die Frage ist nur: Wer hat gewonnen?

Dass Oliver Samwer, einer der drei Gründer-Brüder von Rocket Internet, ein begnadeter Verkäufer ist – dafür müssen wir am Standort Deutschland dankbar sein. Denn ohne Visionäre wie Samwer wäre es nicht möglich gewesen, immerhin 3 Milliarden Dollar Investment-Kapital für neue Digital-Projekte zu akquirieren. Das was in den USA seit Jahren Usus ist - Investmentfonds für Internet-Projekte zu begeistern - steckt in Deutschland in solchen Kinderschuhen, dass es einem Angst und Bange werden kann.

Denn eines ist klar: Die Dominanz der USA im Internet-Zeitalter ist schon heute weltweit Dank von Großkonzernen wie Google, Facebook, eBay, Microsoft, Apple, Intel oder Facebook erdrückend. Ohne Investitionen in eine digitale Infrastruktur, die nicht nur von den USA beherrscht wird, droht die Erosion nicht nur eines auf Wettbewerb beruhenden Systems, sondern auch die Erosion der Demokratie:

Insofern: Rocket Internet mag nicht der Erfindung größter Schluss sein. Aber es ist ein Zeichen, dass es auch größere deutsche Internet-Unternehmen geben kann, die weltweit im Netz aktiv sind und dort versuchen Märkte zu besetzen. Deshalb sind die Börsengänge von Rocket Internet und auch Zalando durchaus gesamtwirtschaftlich betrachtet sehr positive Signale – gerade in Zeiten, wo sich Banken weigern, dem Mittelstand, erst Recht dem neuen Mittelstand, mit Krediten Wachstum zu ermöglichen.

Die Börse ist derzeit einer der wenigen Plätze in Deutschland, an welchem Newcomer die Möglichkeit haben, nachhaltig Kapital zu generieren. Fakt ist auch: Facebook Aktien sind im ersten Halbjahr nach dem Börsengang, dem IPO, ebenfalls drastisch eingebrochen - sogar um 50% - um sich anschließend in den vergangenen Jahren um ein Vielfaches zu verdoppeln. Deshalb gilt auch für Rocket Internet oder Zalando: entschieden ist noch gar nichts.

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