Die Eröffnungsrede zum Innovations Forum in der Goethe-Universität Frankfurt, welches 2014 unter dem Motto "Breaking Views: Die Welt von morgen" stand, hatte Vizepräsident Prof. Dr. Rainer Klump gehalten:
Prof. Klump sagte, dass alle gesellschaftlichen Kräfte sich anstrengen müssten, um auch künftig ein hervorragendes Bildungssystem in Deutschland zu gewährleisten. Ein wichtiger Schritt sei dabei die rechtliche Weichenstellung einer Beteiligungs-Möglichkeit des Bundes an Bildungs-Ausgaben der Universitäten, aber auch bürgerschaftliches Stifter- und Spenden-Engagement.
Gleich drei Preisträger des Goethe-Innovationspreis 2014 gab Dr. Friederike Lohse vom Kreis der Freunde und Förderer der Goethe-Universität dieses Jahr bekannt. Insgesamt 17.000 Euro Preisgelder konnten an die Gewinner ausgeschüttet werden. Der erste Platz ging an einen Einrichtungs-App-Produzenten, der zweite an eine Filmproduktionsfirma und der dritte an eine Biotech-Firma.
Der seit 2001 vom Freundeskreis der Goethe-Uni in Frankfurt verliehene Preis (goetheunibator.de) geht jährlich "an ausgewählte Gründer und Projekte des Goethe-Unibators". Dabei bewerten "Juroren aus Universität, Wirtschaft und Politik die Geschäftsideen der Bewerber nach Kriterien wie Originalität, Marktpotential, betriebswirtschaftlichem und technischem Know-how sowie Risiken". Der Goethe Innovationspreis steht in folgendem Kontext, schreibt die Universität:
"Mit dem Goethe-Unibator steht die Goethe-Universität Frankfurt am Main Studierenden und Mitarbeitern der Universität fördernd zur Seite wenn sie ein eigenes Unternehmen gründen und ihre wissenschaftlichen Erkenntnisse und daraus entstehende Ideen zu marktreifen Produkten und Dienstleistungen weiterentwickeln möchten. So bildet der Goethe-Unibator eine tragfähige Brücke zwischen Wissenschaft und Wirtschaft und hilft eine gelebte Gründungskultur an der Universität Frankfurt zu etablieren und zu stärken."
Die Keynote zum Innovationsforum hatte Dr. Karsten Ottenberg, der Vorsitzende der Geschäftsführung der BSH Bosch und Siemens Hausgeräte GmbH aus München gehalten.
Er verwies darauf, wonach die BSH weltweit der drittgrößte Hersteller von Haushaltsgeräten sei, er aber nicht zwangsläufig jeder neuen App-Entwicklung zutraue, der Menschheit tatsächlich zu dienen. Als Beispiel nannte er eine App zur Steuerung von Waschmaschinen: "Ob es wirklich sinnvoll ist, Wäsche in die Waschmaschine zu tun, um die Waschmaschine dann mittels App vom Arbeitsplatz anzuschalten", müsse sich jeder selbst, so Ottenberg, beantworten. Jedoch habe auch die BSH eine App zur digitalen Fern-Steuerung von Haushaltsgeräten bereits am Start und zwar "Home Connect". Die neue App wurde von der BSH Bosch und Siemens Hausgeräte GmbH Mitte September zur IFA 2014 vorgestellt.
Ebenfalls am hochkarätig besetzten Forum teil nahm Dr. Kurt Bock, der Vorsitzende des Vorstandes der BASF SE. Er sagte, wonach es ihm wichtig sei, dass ein Unternehmen, das innovativ sein wolle, auch in den Hierarchien durchlässig sei. Allerdings kritisierte er, dass Deutschland und die EU beispielsweise im Bereich der Gentechnologie bei Nahrungsmitteln zu emotional und zu wenig rational gesteuert seien: "Es ist bis heute nicht bewiesen, dass auch nur ein Mensch an Genlebensmitteln erkrankt" sei, sagte er. Doch nicht nur das: Ja es sei "noch nicht einmal erwiesen, wie oder dass man überhaupt an Genlebensmitteln erkranken könnte", führte Bock aus.
Für Erheiterung sorgte, als bekannt geworden war, dass Dr. Kurt Bock seine Mitarbeiter weltweit anhielt, auf akademische Titel in der Ansprache zu verzichten, und Panel-Moderator Gabor Steingart – Herausgeber des Handelsblatt - Bock fragte, ob er dann zu ihm auch Kurt sagen dürfte. Darauf antwortete Kurt Bock, er gehöre noch der älteren Generation an und wolle deshalb doch lieber beim Sie bleiben.
Von der Möglichkeit eines "Failure Award" berichtete Dr. Michael Kaschke, der Vorsitzende des Vorstandes der Carl Zeiss AG aus Jena. Allerdings gestand Kaschke ein, dass es noch gewisse Ängste gebe, gegenüber dem Vorstand zuzugeben, ein Projekt angepackt zu haben und es nicht zum gewünschten Erfolg gebracht zu haben, dafür aber möglicherweise einen anderen Mehrwert für das Unternehmen geschaffen zu haben.
Ähnliches hatte bereits Kurt Bock gesagt: Vieles, was in dem großen Konzern BASF im Laufe der vergangenen über 100 Jahre entwickelt worden sei, sei anfangs mit einem anderen Zielkorridor angepackt worden, als es dann letztlich in der Firma umgesetzt worden sei. Als Beispiel führte er das Produkt Farbe an: Manche Mitarbeiter, welche nach Farbe geforscht hätten, hätten am Ende andere Produkte ins Portfolio der Firma eingebracht.
Zum Thema Google und Google Auto sagte Matthias Müller, der Vorsitzende des Vorstandes der Dr. Ing. h.c. F. Porsche AG, dass er es erst noch einmal abwarten wolle, wann und ob es wirklich ein komplett selbstfahrendes Auto gebe - also ohne dass es eines menschlichen Fahrers bedarf.
Besonders die Google Inc. mit ihrem Google Car macht hier seit Jahren Druck auf die etablierten Automobilhersteller (Verweis: "Google autonomous cars: Sicherheitsbedenken in Bezug auf selbstfahrendes Google Auto"). Er frage sich, so der in breitestem Bayerisch redende Müller, wie man die enormen Risiken selbstfahrender Autos eigentlich rechtlich abdecken wolle - wenn es beispielsweise den ersten Toten gebe, der in so einem Auto verunglücke.
Außerdem verwies Porsche-Boss Matthias Müller darauf, dass Google zwar ein Daten-Unternehmen sei, aber die Daten im Automobilbereich beispielsweise der Automobilbranche gehörten. Hier gelte es künftig genau hinzuschauen und dafür Sorge zu tragen, dass es eine Koexistenz gebe in der alle Rechte gewahrt blieben - jene der Cloud-Anbieter und jene der Daten-Urheber.
Dass Deutschland teils zu stark ein Land der Risiko-Betoner und Bedenkenträger, statt ein Land des wichtigen Experiments und der Erfahrung sei, das führte Michael Schmidt, der Vorsitzende des Vorstandes der BP Europa SE in der Frankfurter Goethe-Universität aus.
Nur dank Experimentierfreude und Mut sei es beispielsweise gelungen, dass man Ölquellen, die man früher brach hätte liegen lassen müssen, heute teils zu über 50 Prozent leer pumpen könne. Ebenfalls sei es ein großer Erfolg gewesen, dass man um die Ecke nach Rohstoffen bohren könne. Wer immer nur das Risiko ins Zentrum all seiner Gedanken stelle, der könne keinen großen Fortschritt für das Leben der Menschen erreichen, zeigte sich BP-Europa-Chef Michael Schmidt überzeugt. Doch nicht nur das.
Dies gelte auch in Bezug auf die Macht des Konzerns Google: Er sei überzeugt, dass, sollte sich eines Tages die Macht des Konzerns Google als zu übermächtig erweisen, die Aufsichtsbehörden da entsprechend reagieren würden. Ähnlich äußerte sich BASF-Chef Kurt Bock: "Jedes Monopol hat auch ein natürliches Ende", sagte er:
Aber noch würden ihn die großartigen Vorteile von Google positiv stimmen, welche ihm hervorragend auch als CEO helfen würden. Die Google Inc. habe seine starke Marktstellung nicht auf krummen Wegen erreicht, sondern da der US-Konzern Lösungen anbieten würde, die das Leben der Menschen eben erleichterten. Allerdings sehen das viele Unternehmen auch anders. So ist derzeit eine Klage von über 400 Unternehmen in der EU in Brüssel gegen die Google Inc anhängig. Sie werfen Google erhebliche Wettbewerbsverzerrungen vor und die vorsätzliche Schädigung von Konkurrenzprodukten durch die Google Inc.:
So ist Google längst nicht mehr nur Internet-Suchmaschine, sondern will auch weltgrößter Makler von Versicherungen werden (Google Compare in UK; Verweis: "Google herrscht über 417 Milliarden Webseiten / FAZ fordert Politik auf, tätig zu werden"). Weitere Google-Geschäftsfelder sind Konkurrenzprodukte zu E-Commerce-Portalen im Retail-Bereich (Google Products), aber auch im Tourismusbereich - wie mit Google flights oder Google Hotelfinder (Verweis: Kritik des deutschen Bundeswirtschaftsministers an der Google Inc. - "Sigmar Gabriel: Google-Macht in der Netz-Trends-Analyse"). Ein Insider berichtete beispielsweise gegenüber netz-trends.de:
"Natürlich straft Google Webseiten ab, die in Geschäftsfeldern tätig sind, die nun auch die Google Inc. haben möchte". Besonders im Preisvergleichs-Segment verlieren Webseiten weltweit plötzlich und über Nacht teils über die Hälfte ihrer Listings in den Google Search-Results. Auch deutsche Portale sind davon massiv betroffen. Dabei gilt: Je weniger Sichtbarkeit und Einblendungen von Google in den Such-Resultaten der Internet-Suchmaschine, desto weniger Umsatz für die Webseite, die betroffenen Unternehmen.
Was viele nicht wissen: Blendet Google beispielsweise die Themen auf einer Webseite beispielsweise täglich 500.000 Mal als potentielle Antworten auf eine Frage in den Such-Resultaten von Google ein, so kann Google diese Einblendungen einer Webseite über Nacht auf unter 10.000 Mal reduzieren. Es gibt mittlerweile zahlreiche Fälle, in welchen das passiert ist. "Und oft sind die Gründe nicht in einem angeblichen Verstoß gegen Google-Richtlinien zu finden", erklärt ein großer E-Commerce-Anbieter in Deutschland, sondern einfach nur darin, "dass Google noch mächtiger und reicher werden möchte". Google selbst weist solche Vorwürfe gerne zurück. Doch die Google Umsatzentwicklung - sie geht auf 100 Milliarden Euro bei über 13 Milliarden Euro Jahresgewinn zu - spricht eine andere Sprache. Weitere Informationen zum Innovationsforum unter: handelsblatt-innovationsforum.de.