Global Fashion Group (GFG): Rocket Internet konsolidiert 5 Emerging Market Fashion Brands / 232,3 Mio. Euro Verluste in 2013 ?

Konkret handelt es sich um die fünf von Rocket Internet mit etablierten Mode-Portale Dafiti (Lateinamerika), Jabong (Indien), Lamoda (Russland), Namshi (Mittlerer Osten) und Zalora (Südost Asien, Australien):

Wurde in der Sendung Frontal21 des deutschen nationalen TV-Senders ZDF mit kritischen Fragen gequält: Oliver Samwer von Rocket Internet.

Das erfolgreiche aber durchaus umstrittene deutsche Internet-Unternehmen Rocket Internet aus Berlin teilte mit seinem größten Co-Investor Kinnevik mit, wonach man fünf Fashion-Portale in Emerging Markets nun unter dem Dach der Global Fashion Group (GFG) zusammenziehen wolle.

Der Rocket-Internet Hausputz scheint angesichts von über 400 Rocket Internet Portalen weltweit (Quelle: Recherche netz-trends.de) dringend notwendig (allerdings gelangt man auf die Zahl 400 nur, rechnet man sämtliche Domain-Endungen der jeweiligen Portale zusammen).

Mit der Konsolidierung der diversen Fashion-Portale unter dem Dach der Global Fashion Group (GFG) dürften Rocket Internet und Partner Kinnevik auch der Empfehlung von Unternehmensberatungen folgen: Deren standardmäßiger Rat lautet, sich bei der Investorensuche, erst Recht bei einem Börsengang, nicht in einem überschaubaren Sammelsurium zu präsentieren.

Interne Leistungsverrechnung oder nur Holdings-Dach für Portale?

Ob Rocket Internet die Portale mit einer strengen ILV (Internen Leistungsverrechnung) versieht und die gesamte Gruppe finanziell nach entsprechenden Standards in der Bilanz abrechnet, ist noch nicht klar.

Rocket Internet und Kinnevik teilten mit, wonach die Holding GFG bereits Ende des Jahres 2014 stehen solle. Das deutet darauf hin, dass man möglicherweise - wie im Falle des europäischen Modeportals Zalando – mit der GFG möglicherweise ebenfalls später an die Börse möchte.

Einig sind sich Beobachter von Fashion-Retail-Portalen: Hunderte Millionen Euro Investment-Kapital für den Aufbau globaler Fashion-Portale lassen sich kaum durch normalen Kleidungs-Verkauf in Zeiten kostenloser Rücksende-Pakete von Kunden profitabel wieder hereinholen.

Wie bereits in der Vergangenheit, sucht Rocket Internet auch mit seiner neuen GFG-Holding im europäischen Steuerparadies Luxemburg das Heil. Dabei würden die drei größten Shareholder folgende Anteile an der Global Fashion Group halten: Kinnevik (25.1%), Rocket (23.5%) und Access Industries (7.4%; wer sich dahinter verbirgt ist nicht klar).

Rocket Internet sieht "massive Wachstumgschanceim Fashion-E-Commerce"

Oliver Samwer, Geschäftsführer von Rocket Internet, sagte in einer Erklärung:"GFG wird sich auf die Erfassung der massiven Wachstumschance von Fashion-E-Commerce in den Schwellenländern konzentrieren. Jede der Geschäftseinheiten ist in der Lage, auf dem ursprünglichen Fundament der Rocket-Plattform zu bauen und Wissen und gewonnenes Know-how in 23 Ländern zu nutzen".

Die Portale der GFG sind nach eigenen Angaben in 23 Ländern aktiv, in welchen 2,5 Milliarden Menschen wohnen. Den Umfang der Mode-E-Commerce-Welt schätze man dort auf rund 330 Mio. €.

Trotz der Gründung der GFG sollen die fünf bisherigen Fashion Portal Brands eigenständig agieren. Das bedeutet: Es ist wohl nicht daran gedacht, die aufgebauten Portale in ihrem bisherigem Erscheinungsbild zu eliminieren. So wird es wohl auch künftig Dafiti in Lateinamerika geben, Jabong in Indien, Lamoda in Russland, Namshi im Mittleren Osten und Zalora in Südost Asien und Australien.

Die E-Commerce-Portale der GFG sollten, heißt es, weiter Geschäftsmodelle verfolgen, welche ein vollständiges Inventar der Portale umfassten, aber auch durch Marken-Shops und Marktplätze ergänzt würden. Damit sollten die Chancen innerhalb der lokalen Märkte möglichst optimal genutzt werden.

GFG Fashion Portale hätten 4,6 Millionen Kunden

Darüber hinaus werde die GFG neben dem reinen Shop-Betrieb auch Kunden beraten oder Mobile Commerce Projekte entwickeln, um mit der Smartphone-Nutzerschaft ins Geschäft zu kommen.

Angebliche habe die GFG bislang 4,6 Millionen aktive Kunden, teilte Rocket Internet mit. Dabei würden angeblich mehr als 7.000 Mitarbeiter für die GFG-Portale arbeiten. Ob es sich dabei um Vollzeitstellen oder auch Teilzeitstellen, beziehungsweise Aushilfen, handelt, geht aus der Pressemeldung von Rocket Internet nicht hervor.

In das Fashion-Portfolio der GFG haben bislang fünf Teilhaber - Kinnevik, Access Industries, Summit Partners, Verlinvest, Ontario Teachers’ Pension Plan sowie Tengelmann - angeblich bislang 1 Milliarde Euro investiert. Rocket Internet bemüht sich hinterher zu schieben, wonach man dieses getan habe, "with not very much in the way of publicly released data on how well they are doing".

Doch über das "well doing" gibt es große Meinungsunterschiede. So schrieb die angesehene deutsche Wirtschaftszeitschrift, die "Wirtschaftswoche", am 25. August 2014 wonach die meisten der nun in der GFG-Holding von Rocket Internet zusammen geschlossenen Online-Shops für Mode angeblich Verluste einfahren würden.

Operativer Gesamtverlust 2013 von 232,3 Millionen Euro für Global Fashion Group (GFG)?

So habe, schreibt die Wirtschaftswoche, nach einem Finanzbericht des schwedischen Rocket-Teilhabers Kinnevik der operative Verlust bei Dafiti (Lateinamerika) im Jahr 2013 bei 72,9 Mio. Euro betragen, bei Jabong (Indien) bei 33,2 Mio. Euro, bei Lamoda (Russland) bei 46,9 Mio. Euro, bei Namshi (Mittlerer Osten) bei 10,1 Mio. Euro und bei Zalora/The Iconic (Südost Asien, Australien) bei 69,2 Mio. Euro.

Das würde einem operativen Gesamtverlust für die fünf Haupt-Brands der GFG-Holding von 232,3 Millionen Euro im Jahr 2013 entsprechen.

Rocket Internet sagt jedenfalls, wonach man für die ersten sechs Monate des Jahres 2014 auf den GFG-Webportalen insgesamt 353 Millionen Webseiten-Besucher aufweisen könne. Zudem habe man 8,4 Mio. Aufträge erhalten. Dabei habe der vermittelte Handelsumsatz (Merchandise Volume) brutto bei 436 Mio. € gelegen. Im Jahr 2013 habe der GFG IFRS-Handelsumsatz bei 406 Mio. €. gelegen. Angeblich liege der Kassenbestand an Bargeld derzeit bei 350 Mio. Euro (Stand: 30. Juni 2014).

Weit über 100 Millionen Euro für Google Adwords Kampagnen im Jahr?

Doch wissen Insider der Branche: Solche Portale lassen sich nicht mit unter 100 Millionen Euro jährlicher Investitionen in Google-Adword Kampagnen nach oben bringen, ergänzt um Marketing-Kampagnen in Bing.com oder Yahoo. "Möglicherweise liegen die Marketing-Investitionen pro Jahr in der GFG alleine für die Google-Kampagnen sogar noch höher", schätzt ein Insider gegenüber netz-trends.de.

Im Verwaltungsrat der GFG sitzen Lorenzo Grabau (CEO der schwedischen Kinnevik-Group als Vorsitzender) sowie Oliver Samwer. Samwer ist Geschäftsführer von Rocket und fungiert in der GFG als stellvertretender Vorsitzender und Vertreter der anderen größten Aktionäre.

Lorenzo Grabau sagte:"Die Schaffung von GFG bringt fünf leistungsstarke digitale Marken zusammen, geführt durch eine einzigartige Gruppe von hochbegabten Gründern und Managern. Durch den Betrieb als eine Einheit werden Dafiti, Jabong, Lamoda, Namshi und Zalora noch effektiver den Ausbau ihrer Führungspositionen in ihren jeweiligen Märkten vorantreiben.

(Die original englische Stellungnahme lautete: "The creation of GFG brings together five powerful digital brands led by a unique group of highly talented founders and managers. By operating as a single entity, Dafiti, Jabong, Lamoda, Namshi and Zalora will be even more effective in expanding their leadership positions in their respective marketplaces").

Rocket Internet oder Beteiligungen erhielt erst im August Kapitalspritzen: United Internet, philippinisches Telekommunikations-Unternehmen PLDT

Erst im August 2014 hatte Rocket Internet mitgeteilt, wonach man sich über eine Kapitalspritze in Höhe von 445 Mio. Euro freue, welche von der Philippine Telco PLDT gekommen sei. Bei der PLDT handelt es sich um eine große philippinische Telekommunikationsgesellschaft.

Ebenfalls im August hatte zudem das deutsche Internet-Unternehmen United Internet (u.a. 1&1, gmx) mitgeteilt, wonach man mit rund 400 Millionen Euro bei Rocket Internet einsteige. Daraus leitete Rocket ab, wonach Rocket Internet auf einen Marktwert von angeblich 5,3 Milliarden Euro geschätzt werde.

Das Spielchen mit den Hochrechnungen von Marktwerten

Doch: letztlich sind solche Hochrechnungen schwierig, werden aber vor allem von US-Unternehmen gerne betrieben, um künstlich eine angeblich sehr hohe Marktbewertung zu erlangen. Was dabei gerne verschwiegen wird: Investoren, welche für relativ viel Geld einen relativ kleinen Anteil an einem Unternehmen erwerben, tun dies von Anfang an, um mittels einer finanziellen Akrobatik (künstliche Hochrechnung) einen sehr hohen Marktwert zu erreichen:

Vor allem bei einem anstehenden Börsengang soll dies den nötigen Flash geben und Anleger - meist auch Kleinanleger - dazu verführen, möglichst Aktien vom Unternehmen zu kaufen. Damit verfolgt Rocket Internet immer stärker die amerikanische Strategie, Marktwerte hochzuschreiben.

An Rocket Internet hält auch der deutsche Internet-Investor und Milliardär Stephan von Holtzbrinck über seine Holtzbrinck Ventures einen Anteil von 2,5%. Diese Beteiligung sei, teilte Rocket mit, über eine Konsolidierung von Shareholdings an Unternehmungen des Rocket Internet Portfolios zustande gekommen.

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