"Glassholes": Google Glass Explorer können Google Glass kaufen

Dabei ist der Schachzug von Google in Bezug auf Google Glass nicht ungeschickt: So lässt Google mit den sogenannten Google Glass Explorern, also Nutzern, die Beta-Phase gut überstehen und typische Kinderkrankheiten ausmerzen, ehe das Produkt flächendeckend in den Handel geht. Doch nach wie vor läuft es holprig. Erst vor einem Monat öffnete Google seinen Verkauf erstmals offiziell für jeden für 24 Stunden, also einen Tag.

Foto: Screenshot plus.google.com/+SergeyBrin/posts
Posting von Google-Co-Gründer Sergey Brin auf seinem Google+ Account: Ein Höhenflieger der jetzt Google Glass in die Welt bringen möchte.

Die umstrittene Wireless-Lan Digitalbrille von Google, Google Glass, wird nun im Verkauf weiter gepusht. Nutzer von Google Glass-Brillen bezeichnet der amerikanische Internet-Monopolist Google gerne auch als "Google Glass Explorer". Doch es hagelt auch Kritik. Fiese Schlagwörter von "Glassholes" machen die Runde, also "Arschlöchern". Das steht für hinterhältiges Ausspionieren von Mitbürgern.

Wer bereit war, den stolzen Preis von 1.500 Dollar für eine Google Glass auf den Tisch zu legen und schnell genug war, der konnte eine Google Glass kaufen, auch ohne umständlichen Bewerbungs-Modus. Jetzt soll wieder so ein Tag kommen, teilte Google am Dienstag mit. Wann exakt das sein soll, ist noch nicht bekannt.

Für Google dürfte das Projekt Google Glass zunehmend wichtig werden, da ein anderes großes Projekt des größten Internet-Konglomerats auf der Welt, Google+, nach mehreren Berichten möglicherweise auf der Kippe steht. Als Gründe wird der weltweit mangelnde Erfolg des etwas umständlich zu handhabenden Social Media Projektes von Google genannt: Vor allem für die breite Masse der Verbraucher sind angebliche Freundeskreise, in welche man sich einbringen solle, einfach zu abstrakt und zu intellektuell. Selbst Akademiker blicken bis heute das etwas umständliche Google+ Projekt häufig nicht.

Doch unabhängig, wie es nun mit Google+ weitergeht: Das teure Entwicklungsprojekt Google Glass muss für Google ein Erfolg werden. Dieses gilt umso mehr, als dass es ein Lieblingsprojekt von Google-Co-Gründer Sergey Brin ist, der sich schon einmal beim Absprung aus einem Hubschrauber auf seiner Google+ Seite mit Google Glass abbilden lässt (Foto). Klar dass das Social Media-Team von Google im Hintergrund dafür sorgt, dass Super-Sergey auch super performt auf Google+: So hat Er dicke 6 Millionen Follower auf Google+ (knapp weniger als Madonna), bei 30 Millionen Aurufen. Natürlich lässt sich auch künstlich, zusätzlich zu üblichen Aufrufen, Traffic auf Google+Webseiten leiten.

Doch ähnlich wie beim Social Media Projekt Google+ deutet sich für Google Glass bislang eher an, dass es ein zwar innovatives Technik-Produkt wird, aber auch ein "akademisches", eines das sich eher an Top-Verdiener wendet und an akademische intellektuelle Freaks – eben vom Schlage Sergey Brin -, also an welche, die gerne mit Technik auf hohem Niveau spielen. Bislang ist es so, dass Google Glass lediglich über den Online-Store von Google zu beziehen ist.

Neben dem eher technisch-akademischen Ansatz hagelt es auch Kritik in einer breiten Spannbreite an Google Glass - von Datenschützern bis hin zu Gastronomen. Sie sehen Google Glass als Verstoß gegen das Recht auf Privatheit und haben teils bereits das digitale Foto- und Video-Gerät Google Glass aus Restaurants, Bars, Diskotheken oder Wellness-Einrichtungen verbannt. Schon macht in der IT- und Blogszene die Runde von "Glassholes" in Bezeichnung auf Google-Glass-Nutzer. Das ist eine etwas fiese Abwandlung für den Schimpf-Begriff "Asshole".

Damit möchten Kritiker darauf hinweisen, dass Menschen, die andere ohne deren Einwilligung im täglichen Leben heimlich und beiläufig mit Google Glass Brillen fotografieren oder filmen und das wireless Lan ins Netz übertragen, eben soziale "Arschlöcher" seien.

Von solchen Bezeichnungen abgeschreckt, macht Google auf seiner offiziellen Google Glass-Homepage nun auf gute Stimmung. So könne man doch mit Google Glass beispielsweise hervorragend auf dem Bike eine Safari machen und nebenher Nashörner oder Elefanten filmen, suggerieren schöne Google Glass PR-Fotos. Gleichzeitig appelliert Google an den Narzissmus der Menschen und das Bedürfnis überall als wichtig wahrgenommen zu werden. So lautet ein Werbespruch von Google Glass:

"Frames and shades for whatever you do, wherever you go, and whoever you are”. Übersetzt bedeutet dies, wonach Gesichter von Google Glass Trägerinnen oder Trägern durch "Rahmen und Schattierungen" geschmückt würden, egal was man tue, egal wohin man gehe, egal wer man sei. Der Subton lautet also: Mit Google Glass kommst du garantiert wichtig rüber.

Gleichzeitig gibt es Gerüchte, wonach der amerikanische konservative Nachrichtensender CNN für sein Digital-Programm "CNN iReport" künftig weltweit möglicherweise Millionen Nutzer als Google Glass-Bürgerreporter einsetzen möchte.

Schon heute greift CNN weltweit via Webcams auf Tausende sogenannte "Bürger-Journalisten" zurück. Das sind "Reporter", die über keine journalistische Ausbildung verfügen und entsprechend eher Küchentisch-Journalismus betreiben. Der Vorteil für CNN liegt aber darin, dass der Nachrichtensender billig und sehr schnell über Filmmaterial verfügen kann, das andere Fernsehsender entweder gar nicht haben oder nur teuer einkaufen müssen. Den Qualitäts-Abschlag nimmt CNN traditionell gerne hin, arbeitet CNN doch sowieso nicht selten mit relativ einfachem und günstigem Bildmaterial. Das Motto lautet hier: Hauptsache schnell und exklusiv.

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